In einem der absurdesten Momente von Shawn Levys Franchise-Fortsetzung „Nachts im Museum 3: Das geheimnisvolle Grabmal“ glaubt der geschasste Museumsdirektor McPhee (köstlich ahnungslos: Ricky Gervais), dass er sein Schicksal einem technischen Missgeschick zu verdanken hat, obwohl er mit eigenen Augen gesehen hat, wie ein Tyrannosaurus Rex lebendig geworden ist und vieles mehr. Das ist nur ein Beispiel für die augenzwinkernde Art, mit der hier die Grenzen zwischen Tricks (sprich: Spezialeffekten) und „echter“ Magie (einer Geschichte, in der alles möglich scheint) verwischt werden. Schon nach dem Erfolg von „Nachts im Museum“ (zusammen haben der Trilogie-Auftakt und seine erste Fortsetzung „Nachts im Museum 2“ weltweit fast eine Milliarde US-Dollar eingespielt) sind die Besucherzahlen des American Museum of Natural History in New York, dem Schauplatz des Familienabenteuers, um 20 Prozent gestiegen, weil die Prämisse des Films (nachts erwachen ausgestopfte Tiere, Wachsfiguren und andere Exponate zum Leben) die Fantasie der Besucher beflügelt hat. Nun erreichen Levy und seine Mitstreiter einmal mehr neue technische Höhen (das für die visuellen Effekte zuständige Team hat es zu Recht unter die zehn Finalisten im Rennen um eine Oscar-Nominierung geschafft) und zeigen zugleich alte erzählerische Defizite – so gibt es in dem Familienspaß einiges zu staunen, aber nur wenig zu träumen.
Nachtwächter Larry Daley (Ben Stiller) ist am New Yorker Museum of Natural History befördert worden und nun für den gesamten Nacht-Betrieb zuständig. Seine erste wichtige Aufgabe ist die Veranstaltung eines Galadinners für wichtige Sponsoren und Ehrengäste. Für das Showprogramm probt er mit den jeden Abend lebendig werdenden Figuren und Tieren des Museums eine große Nummer. Doch seit einiger Zeit verfärbt sich die goldene Tafel von Akmenrah (Rami Malek) zusehends, von der dieser geheime nächtliche Zauber ausgeht. Die Wirkung lässt nach und die Benefizveranstaltung endet im Chaos. Nur Akmenrahs Vater, Pharaoh Merenkahre (Ben Kingsley), kennt das Geheimnis der Tafel und kann den Fluch besiegen, doch der ist im British Museum in London ausgestellt. Schließlich brechen Larry, sein Sohn Nick (Skyler Gisondo) und einige der nachtaktiven Museumsbewohner aus New York auf nach England. Dort macht die Gruppe um Teddy Roosevelt (Robin Williams), Neanderthaler Laaa (Ben Stiller) sowie die beiden Winzlinge Jedediah (Owen Wilson) und Octavius (Steve Coogan) schnell einige ungewöhnliche Bekanntschaften, doch ihre Mission gerät in Gefahr, als der Tafelritter Sir Lancelot (Dana Stevens) das Artefakt aus dem Alten Ägypten für den Heiligen Gral hält und es für sich behalten will...
Wie schon die ersten beiden Filme der Reihe ist auch „Nachts im Museum 3“ eine polternde Mischung aus Effektspektakel und gutgelaunter Albernheit, versehen mit einem Schuss Sentimentalität. Am besten geht die Formel immer dann auf, wenn mit den offensichtlichen Paradoxien der Erzählung und ihren verschiedenen Ebenen gespielt wird. Wenn etwa die berühmte Lithografie „Relativität“ von M.C. Escher mit ihren optischen Täuschungen urplötzlich zur dreidimensionalen Stolperfalle und zum Schauplatz eines irren Duells wird oder wenn der aus dem Museum entwichene Ritter Lancelot in eine Vorstellung des Musicals „Camelot“ im Londoner West End platzt und sich mit dem Bühnen-Artus anlegt, dann ist das amüsant und clever zugleich. Die letztgenannte Szene ist darüber hinaus durch den Cameo eines im Abspann nicht genannten Superstars denkwürdig, den Regisseur Levy aus einer früheren Zusammenarbeit kennt. Der Überraschungsgast zeigt eine ordentliche Portion Selbstironie und lässt auch den kindischen Schabernack, der mit seinem Namen getrieben wird, unverdrossen über sich ergehen. Der Wortwitz entspricht den Gags mit Affenpisse an anderer Stelle – feinsinnig ging es in „Nachts im Museum“-Filmen noch nie zu. Aber selbst die albernsten Pointen werden von Vollblutkomikern wie Owen Wilson („Midnight In Paris“) und Steve Coogan („Philomena“) ohne falsche Scheu ausgespielt.
„Downton Abbey“-Star Dana Stevens als etikettenbewusster Lancelot ist der schillerndste Reihenneuzugang, dazu kommen Ben Kingsley („Exodus: Götter und Könige“) als würdevoller Pharaoh und Rebel Wilson („Pitch Perfect“) als enthemmte Londoner Nachtwächterin, die sich mit dem Steinzeitmenschen Laaa (hier darf sich Hauptdarsteller Ben Stiller in einer neuen zweiten Rolle so richtig austoben) ihren animalischen Trieben hingibt. Das muss allerdings jugendfrei bleiben und so ist das Gerangel eher kurios als komisch. Das übliche Geplänkel zwischen Ben Stiller und seinem Filmsohn wiederum erscheint auch diesmal als reine Konvention und Füllmaterial, Ähnliches gilt auch für einige Actionsegmente. Wehmut beschleicht den Kinofan dagegen, wenn Stiller seine Vorgänger besucht und es eine letzte kurze gemeinsame Szene der Veteranen Dick Van Dyke („Mary Poppins“), Bill Cobbs („Die fantastische Welt von Oz“) und des im April 2014 verstorbenen Mickey Rooney („Der schwarze Hengst“) gibt. Und wenn die Wachsgeschöpfe aus dem Museum beim Aufgehen der Sonne buchstäblich dahinzuschmelzen drohen, dann hat die Szene ohnehin fast etwas Poetisches (obwohl Regisseur Levy mit der Stimmung nicht allzu viel anfangen mag), aber beim Anblick des wehmütig Abschied nehmenden Robin Williams in seinem finalen Auftritt als Teddy Roosevelt bekommt das Filmthema von Wiederbelebung und Vergänglichkeit noch eine ganz andere Dimension und „Nachts im Museum 3“ beweist, dass der Tod nicht das Ende ist.
Fazit: Beim vorläufigen Abschluss der „Nachts im Museum“-Reihe bleibt das meiste wie es war: Auch der dritte Teil bietet durchschnittliche Familienunterhaltung auf hohem technischen Niveau.