Im Rahmen der US-Promotour für ihre Party-Komödie „Sisters“ haben Tina Fey („30 Rock“) und Amy Poehler („Parks And Recreation“) auch bei ihrem alten Arbeitgeber „Saturday Night Live“ vorbeigeschaut. Gekrönt wurde ihr rundum grandioser Auftritt von dem Sketch „A Hillary Christmas“ (mit Poehler als Hillary Clinton und Fey als Sarah Palin) – ein absolutes Comedy-Highlight des TV-Jahres 2015! Sowieso scheinen die schlagfertigen Freundinnen als Duo unschlagbar zu sein, schließlich gelten ihre gemeinsamen Moderationen als Gastgeberinnen der Golden-Globe-Show als absolute Höhepunkte in der 73-jährigen Geschichte der Preisverleihung. Aber es gibt da leider eine Ausnahme, was die Unfehlbarkeit des Duos angeht: ihre gemeinsamen Leinwandauftritte. Nach der für Poehler/Fey-Verhältnisse arg harmlosen Leihmutter-Comedy „Baby Mama“ von 2008 bietet nämlich auch „Sisters“ von „Pitch Perfect“-Regisseur Jason Moore nur komödiantisches Mittelmaß.
Nachdem sie schon früher für jede Party-Verrücktheit zu haben war, führt die Kosmetikerin Kate (Tina Fey) auch jenseits der 40 noch immer ein völlig verplantes Leben, was vor allem ihrer Teenager-Tochter Haley (Madison Davenport) gehörig auf den Keks geht. Maura (Amy Poehler) ist hingegen das genaue Gegenteil von ihrer unsteten Schwester: immer vernünftig, immer nüchtern, aber frisch geschieden. Als die ungleichen Geschwister erfahren, dass ihre Eltern Deana (Dianne Wiest) und Bucky (James Brolin) das Familienhaus ihrer Kindheit verkaufen wollen, beschließen sie, noch eine letzte legendäre Party zu schmeißen - allerdings mit vertauschten Rollen: Kate verspricht, dieses Mal keinen Tropfen Alkohol anzurühren und darauf zu achten, dass nichts schiefläuft, während Maura zum ersten Mal in ihrem Leben so richtig die Sau rauslassen will …
„Sisters“ ist 118 Minuten lang – und diese stolze Komödienlänge ist vor allem in der ersten Dreiviertelstunde zu spüren: zwei Schwestern, eine macht Paaaaaarty, die andere ist vernünftig, eigentlich ganz simpel. Trotzdem braucht Jason Moore eine gefühlte Ewigkeit, um seine Protagnistinnen aus verschiedenen Ecken der USA endlich gemeinsam in das Haus ihrer Kindheit zu verfrachten. Das hätte seine Berechtigung, wenn sich diese Vorarbeit anschließend auszahlen würde, immerhin haben die Schwestern jede auf ihre Art ihr Leben vergeigt – eine gute Vorlage für einen Touch fatalistisch-schwarzen Humor mit einer Prise Lebensweisheit. Aber in solche Gefilde wagt sich Moore nicht vor, stattdessen ist der lustigste Gag, wenn der sexy Nachbar James (Ike Barinholtz, „The Mindy Project“) ausrutscht und sich eine Ballerina-Spieluhr in den Anus rammt (keine Ironie, das ist wirklich saulustig!).
Die Party selbst macht dann tatsächlich deutlich mehr Spaß (absolut grandios: John Cena in seinem nach „Dating Queen“ zweiten genialen Comedy-Cameo als muskelbepackter Macho-Dealer). Allerdings ist die Pointe immer dieselbe: Eigentlich läuft da eine stinknormale Highschool-Komödie wie „Ich kann’s kaum erwarten“ oder „Project X“ – nur eben statt mit Teenagern mit Mittvierzigern, die hier Bierpong zocken, mit anzüglichen Bemerkungen um sich schmeißen und sich die Drogen gleich tütenweise reinpfeifen. Und wie viele Teenie-Filme mündet auch „Sisters“ in ein übermäßig sentimentales Finale, das „Sisters“ nur noch weiter in die Länge zieht, ohne wirklich zu berühren – denn selbst wenn zwischen Poehler und Fey eine unbestreitbare komödiantische Chemie besteht, ihre bedingungslose Schwesternliebe kaufen wir ihnen bis zum Schluss nicht ab.
Fazit: Zu sentimental für einen krachenden Partyknüller, zu oberflächlich für eine warmherzige Schwestern-Komödie.