Mein Konto
    Zwei Mütter
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Zwei Mütter
    Von Katharina Granzin

    In ihrem ersten langen Spielfilm „Zwei Mütter" erzählt Anne Zohra Berrached, wie schwierig es für zwei lesbische Frauen ist, ein Kind zu bekommen. Berrached erzählt dabei unaufgeregt vom Leben ihrer Protagonistinnen mit ganz gewöhnlichen Sorgen. Erst der Wunsch nach einem Kind lässt die Alltagsnormalität einer zu Beginn noch unbeschwert innigen Paarbeziehung aus den Fugen geraten und sowohl das Absurde als auch die Verzweiflung darin Einzug halten. Die junge Regisseurin, die den Film noch im Rahmen ihres Studiums an der Filmakademie Ludwigsburg realisierte, balanciert ihre Geschichte sehr souverän zwischen diesen beiden Polen aus. Die große Authentizität, die sie dabei herstellt, verdankt sich auch den beiden großartigen Hauptdarstellerinnen – und der Tatsache, dass zahlreiche Nebenrollen mit Laiendarstellern besetzt sind, die sämtlich sich selbst spielen.

    Irgendwo in Süddeutschland: Isa (Karin Plachetka) und Katja (Sabine Wolf) sind ein glücklich verheiratetes Paar mit Kinderwunsch. Als sie diesen in die Tat umsetzen wollen, müssen sie zu ihrer Enttäuschung feststellen, dass es für lesbische Paare ungleich schwieriger ist, an Spendersamen zu kommen, als für heterosexuelle Paare mit Fertilitätsproblemen. Eine unklare bis bizarre Rechtslage benachteiligt Lesben bei der Samenvergabe, weswegen sie zunächst weder Samenbank noch Frauenärzte finden, die ihnen helfen wollen. Der Arzt (ein Mediziner, der sich selbst spielt), der schließlich doch die künstliche Befruchtung durchführt, sagt von sich selbst, er sei der einzige Gynäkologe im Südwesten Deutschlands, der lesbische Paare mit Kinderwunsch behandelt. Etliche künstliche Befruchtungen später ist Isa aber immer noch nicht schwanger, und da allmählich die finanziellen Ressourcen knapp werden, beschließen die Frauen, auf eigene Faust im Internet nach Spendersamen zu suchen. Doch dieser Weg gestaltet sich äußerst mühsam. Zunehmend wird der Kinderwunsch zu einer ernsthaften Belastung für die Beziehung...

    Anne Zohra Berrached legt den Fokus des Films auf die Paarbeziehung; das rechtliche und gesellschaftliche Drumherum kommt so ganz explizit nur am Rande zur Sprache, doch die Auswirkungen auf das Leben der Frauen sind natürlich beträchtlich. Trotzdem ist „Zwei Mütter" alles andere als ein deprimierendes Sozialdrama, sondern eine sensible, sehr authentisch gefilmte Beziehungsstudie, die bei aller Ernsthaftigkeit mit viel Leichtigkeit und Sinn für Ironie umgesetzt ist. Viel komisches Potenzial haben die Szenen, in denen Isa und Katja sich mit potenziellen Samenspendern treffen, um einen passenden Erzeuger auszusuchen. Eben dies ist die Phase der größten Verzweiflung, die aber ausgerechnet zusammenfällt mit den meisten komischen Momenten. Die fast dokumentarische Authentizität, die diesen Film auszeichnet, bleibt dabei aber jederzeit gewahrt. Nie wird die Situationskomik übertrieben ausagiert; auch hierbei liegt die Stärke der Inszenierung in der Andeutung. Durch diese leise, unaufdringliche Art des Filmens fühlt man sich als Rezipient stark mit einbezogen, fast so, als sei man selbst dabei.

    Fazit: So sensibel wie authentisch inszenierter und gespielter, gut recherchierter Film über ein lesbisches Paar, das sich ein Kind wünscht und bei der Umsetzung dieses Wunsches an vielerlei Grenzen stößt, die der rechtliche und gesellschaftliche Rahmen vorgeben.

    Möchtest Du weitere Kritiken ansehen?
    Das könnte dich auch interessieren
    Back to Top