Seit Jahrzehnten dauert der Nahostkonflikt an und es schaut leider so aus, als würde er noch lange andauern. Für die Beteiligten geht er immer weiter, Jahr für Jahr. Nicht zuletzt für jene Palästinenser, die seit nunmehr 66 Jahren, seit sie das damalige Palästina im Zuge der Staatsgründung Israels verlassen mussten, in Flüchtlingslagern im Libanon leben und auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen. Diese Menschen porträtiert der in Dänemark aufgewachsene Palästinenser Mahdi Fleifel, dessen Familie aus dem Flüchtlingslager Ain El-Helwe stammt. Fleifel ist dort nur Besucher, doch gerade dieser Blick von Außen ermöglicht ihm einen so interessanten Blick auf eine Welt zwischen Hoffnung und Verzweiflung, zwischen Aktionismus und Lethargie.
In Dubai geboren, in Dänemark aufgewachsen ist Mahdi Fleifel ein typischer Exil-Palästinenser, ein Mensch, der sich zwischen unterschiedlichen Welten, verschiedensten kulturellen Einflüssen bewegt. Wo sein Herz schlägt, verrät schon der Name seiner Produktionsfirma: Nakba Filmworks, benannt nach der Nakba, arabisch für Katastrophe, wie die „Vertreibung der Palästinenser“ aus dem damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina, dem heutigen Israel, im arabischen Raum genannt wird. Doch wenn man angesichts dieses politisch unzweideutigen Begriffs einen polemischen, einseitigen Film erwartet, täuscht man sich. So politisch sein Thema auch ist, geht es Fleifel doch weniger um Politik als um Menschen.
So stehen diese auch im Mittelpunkt, z. B. der Großvater des Regisseurs. Er lebt seit 1948 im Flüchtlingslager Ain El-Helwe und glaubt immer noch an seine Rückkehr in die Heimat. Daneben gibt es auch dessen Mitbewohner Said, der so etwas wie die Rolle des Dorfidioten einnimmt oder den alten Freund Abu Eyad, der wie so viele Bewohner von zunehmender Hoffnungslosigkeit gezeichnet ist. Mit Hilfe von alten Videobildern, die schon sein Vater leidenschaftlich gern drehte, und eigenen Aufnahmen, zeichnet Fleifel das Bild eines Flüchtlingslagers, das für ihn, den Besucher, der immer auch die Möglichkeit hatte, wieder zu gehen, lange Jahre wie ein Disneyland wirkte. Aufregend waren die Sommer, die Fleifel in seiner Kindheit dort verbrachte, besonders die Sommer, in denen Fußball-Weltmeisterschaften stattfanden und unzählige Fahnen aus aller Welt die Sympathien der Bewohner verrieten.
Doch längst ist dem inzwischen 35jährigen klar geworden, dass er eine Ausnahme ist. Allein das Wissen, dass er jederzeit wieder aus Ain El-Helwe weg konnte, dass er eine Existenz in einem sicheren Land hat, dass er nicht in Armut lebt und an der Ausübung der meisten Berufe gehindert wird, erzeugt eine grundsätzliche Distanz zwischen ihm und den im Lager lebenden Palästinensern. Aus diesem Gegensatz speist sich die Spannung des Films, denn Fleifel ist ein genauer Beobachter, der es versteht, die Essenz der Dinge auf subtile Weise einzufangen. Ohne in allzu platte Kritik an Israel oder der Weltgemeinschaft, die dem Leid der Palästinenser seit Jahrzehnten weitestgehend unbeteiligt zuschaut, zu verfallen, deutet er die zunehmende Hoffnungslosigkeit an, die in Ain El-Helwe herrscht. Eine Lage, die durch den Krieg im benachbarten Syrien noch verschlimmert wird: Das Lager, in dem einst schon 70.000 Menschen auf engstem Raub lebten, ist nun die Heimat von rund 120.000 Palästinensern, die immer noch auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen.
Fazit: In seiner Dokumentation „A World Not Ours“ schildert der palästinensische Regisseur Mahdi Fleifel, das Leben im Flüchtlingslager Ain El-Helwe. Ohne polemisch zu werden gelingt ihm dabei ein differenzierter Blick auf eine Welt, in der die Hoffnung langsam der Verzweiflung über den Verlust der Heimat Palästina weicht.