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    Kite - Engel der Rache
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Kite - Engel der Rache
    Von Christian Horn

    Der Anime „Kite – Ein gefährliches Mädchen“ verfügt mit seinen ausladenden Erotikszenen und der brachialen Gewalt über einige Fans und ist zudem eine der zahlreichen Inspirationsquellen für „Kill Bill“ von Quentin Tarantino. Nun legt Regisseur Ralph Ziman, der mit dem Kriegsdrama „The Zookeeper“ und dem mehrfach preisgekrönten Actionkrimi „Gangster's Paradise – Jerusalema“ für Aufsehen sorgte, ein Realfilm-Remake vor. Zimans Version mit India Eisley als sexy Racheengel und Samuel L. Jackson in einer Nebenrolle ist dabei hochgradig stilisiert, was jedoch kaum verbergen kann, dass die Figurenzeichnung und vor allem der stromlinienförmige Handlungsverlauf von „Kite – Engel der Rache“ eher mau ausfallen.

    In nicht allzu ferner Zukunft sucht die junge Sawa (India Eisley) den Mörder ihrer Eltern. Für diesen Zweck absolviert das Waisenmädchen ein hartes Kampftraining und mischt die düstere Unterwelt anschließend gehörig auf. Cop Karl (Samuel L. Jackson), der Ex-Partner ihres Vaters, steht Sawa dabei zur Seite und versorgt sie regelmäßig mit explodierenden Patronen aus Polizeibeständen und einer neuen Droge, die Sawa ihre traumatischen Erinnerungen vergessen lässt. Schritt für Schritt gelangt Sawa näher an den mächtigen Emir (Zane Meas), der als Anführer des „Fleischkartells“ massenweise Kinder verschleppen lässt. Als der geheimnisvolle Oburi (Callan McAuliffe) auftaucht und sich als alter Freund aus Sawas Vergangenheit ausgibt, nimmt der Rachefeldzug eine neue Wendung.

    Während Ralph Ziman die Erotikeinlagen des Anime-Originals weitgehend ausspart und nur in einer Szene andeutet, übernimmt er den hohen Grad an Brutalität, der die Vorlage zum Zeichentrickfilm für Erwachsene machte. Die von India Eisley gespielte Sawa geht ihren Widersachern ohne Kompromisse und Mitleid an den Kragen. Sehr martialisch fallen vor allem die explodierenden Geschosse aus ihrer Spezialwaffe aus, die wenige Sekunden nach dem Eintritt in den Körper, was hier in aller Regel einem Kopfschuss gleichkommt, explodieren und die Eingeweide oder Gehirne der Gegner großzügig im Raum verteilen. Aber auch mit dem Messer ist Sawa gut unterwegs und schlitzt die eine oder andere Kehle auf. So erscheint Sawa als finsterer und absolut gnadenloser Racheengel. Das ruft Erinnerungen an „Nikita“ von Luc Besson oder andere meist betont coole Killerinnen der jüngeren Kinovergangenheit wie etwa die Damen aus „Wer ist Hanna?“ oder „Violet & Daisy“ wach.

    Der südafrikanische Regisseur Ralph Ziman stellt dabei „style over substance“. Denn während die Rachegeschichte trotz einer Wendung gegen Ende überaus gradlinig verläuft und sich Sawa wie in einem Videospiel von einer Station zur nächsten kämpft, sind die Bilder des Sci-Fi-Actionfilms mit den teilweise computergenerierten Hintergründen überaus stark stilisiert. Einen Beitrag dazu leisten auch der obligatorische elektronische Soundtrack und die stets nebelverhangenen Straßenzüge, die aus einem Film Noir entlehnt scheinen. Doch wenngleich das dämmrige Ambiente der nahen Zukunft mit den schäbigen Apartments und der allgegenwärtigen Gewalt in Ansätzen überzeugt, gelingt es Ralph Ziman nicht wirklich, die Spannungskurve durchweg aufrecht zu erhalten. Gelegentlich plätschert „Kite – Engel der Rache“ regelrecht vor sich hin, was auch an der Hauptdarstellerin liegt. India Eisley, die neben Kate Beckinsale in „Underworld: Awakening“ zu sehen war, bleibt mit ihrem schmollenden Gesichtsausdruck und der fehlenden Präsenz eine eher eindimensionale Figur, die höchstens mit ihren mal pinken, mal rothaarigen Perücken ins Auge sticht.

    Fazit: Betont hipper und actionreicher Rachefeldzug, der seine schmucklose Story mit einer überzogenen Stilisierung aufpeppt.

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