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    What Richard Did
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    What Richard Did
    Von Ulf Lepelmeier

    Manchen Menschen scheint alles zuzufliegen: Sie kommen aus wohlhabenden Familien, sind klug, gutaussehend und schaffen es spielend, ihre Mitmenschen mit ihrem einnehmenden Wesen auf ihre Seite zu ziehen. Genau so einen Menschen porträtiert Lenny Abrahamson in „What Richard Did“ und entwickelt aus diesem Ansatz das feinfühlige Drama eines Jugendlichen, dessen heile Welt durch einen fürchterlichen Vorfall aus den Angeln zu geraten droht.

    Richard Karlsen (Jack Reynor) ist ein selbstbewusster junger Mann dem alles zuzufallen scheint. Als gutaussehender Rugby-Spieler und sympathischer Kumpeltyp steht er stets im Mittelpunkt seiner im noblen Süden Dublins beheimateten Altersgenossen. Bevor es für ihn im Herbst an eine renommierte Universität gehen soll, möchte er den Sommer noch einmal richtig genießen und so feiert er mit seinen Teamkameraden und Mitschülern feuchtfröhliche Partys und lebt in den Tag hinein. Als er sich in die hübsche Lara (Róisin Murphy) verliebt, ist sein sommerliches Glück perfekt. Doch im Alkoholrausch einer wilden Partynacht begeht der von Eifersucht angestachelte Jugendliche eine unentschuldbare Tat, die seinem unbeschwerten Dasein ein jähes Ende bereitet...

    Lenny Abrahamson („Garage“) lässt sich viel Zeit, um die Hauptfigur und ihr Leben in aller Ruhe vorzustellen und Richard als verantwortungsvollen jungen Mann zu zeichnen, zu dem seine Mitschüler aufschauen: Mit diesem jungen Mann kann man Spaß haben und um die Häuser ziehen, aber auch Gedanken und Probleme teilen. Dieser Sommer ist der letzte bevor es auf die Eliteuniversität gehen soll und dementsprechend fröhlich und ausgelassen genießt Richard mit seinen Schulfreunden die freien Tage. Alkoholkonsum und unbändige Eifersucht formen dann aber die prekäre Mischung, die Richard in einer schicksalhaften Nacht ausrasten und sein geregeltes Leben aus den Fugen geraten lässt.

    Angesichts der anfänglichen Charakterisierung von Richard fällt es schwer, ihm ein Gewaltverbrechen zuzutrauen oder sich vorzustellen, dass er auf einmal ohne den Rückhalt von Freunden und Familie dastehen könnte. Doch seine unvorstellbare Tat lässt die Strukturen ins Wanken geraten: Anfangs versucht Richard das Geschehene noch zu verdrängen, doch bald wenden sich selbst engste Vertraute von ihm ab. Nicht nur die einsetzenden Schuldgefühle und Trauer, sondern auch ein für ihn neues Gefühl des Verlassenseins muss der 19-Jährige verarbeiten. Abrahamson bleibt dabei stets ganz nah bei seinem Protagonisten und lässt an seiner Verzweiflung spürbar teilhaben. Mit viel Gespür für die kleinen Veränderungen in Richards Verhalten und die Schilderung seiner ihn marternden Schuldgefühle entsteht ein ergreifender Einblick in die von dunklen Gedanken geprägte Psyche des Jugendlichen.

    Nachwuchsstar Jack Reynor („Cold“, „Transformers 4“) wird dabei der nötige Freiraum geboten, um sein Talent unter Beweis zu stellen. Der zum Zeitpunkt der Dreharbeiten selbst erst 19jährige Schauspieler begeistert mit der einfühlsamen Schilderung eines Jugendlichen in seiner ersten großen Lebenskrise, die seinen weiteren Lebensweg maßgeblich prägen wird. Durch ihn wird „What Richard Did“ zu einer subtilen Charakterstudie über die dunkle Seite eines glücklichen Lebens, das durch eine Tat zerstört wird. Besonders ein Gespräch zwischen Vater und Sohn wird durch das herzergreifende Zusammenspiel von Jack Reynor und Lars Mikkelsen („Headhunter“) zum emotionalen Höhepunkt eines ohnehin packenden Films.

    Fazit: Ein Musterknabe muss mit den Konsequenzen seiner ungeheuren Tat leben –Lenny Abrahamson erzählt mit ruhig-fokussierter Inszenierung und unterstützt von einem erstklassigen Hauptdarsteller in seinem ergreifenden Drama „What Richard Did“ von Schuld und deren Verarbeitung.

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