Es gibt Filme, bei denen ist sofort klar, dass sich Hollywood die Möglichkeit einer Fortsetzung nicht entgehen lassen wird. Aber als ein Sequel zu Simon Wests Action-Thriller „The Mechanic“ (selbst ein Remake von dem Charles-Bronson-Reißer „Kalter Hauch“) angekündigt wurde, waren wir trotzdem überrascht – immerhin hat der Film 2011 bei einem Budget von 40 Millionen Dollar weltweit nur mäßige 62 Millionen eingespielt und auch die Kritikermeinungen waren eher mau (wir haben 2,5 Sterne vergeben). Abgesehen von Hauptdarsteller Jason Statham („Fast & Furious 7“) sowie Komponist Mark Isham („Wenn die Wölfe heulen“) wurde vor und hinter der Kamera allerdings ordentlich durchgemischt – neue Autoren, neuer Kameramann, neue Nebendarsteller und ein neuer Regisseur: Der Deutsche Dennis Gansel („Die Welle“) verantwortet mit „The Mechanic 2 – Resurrection“ seine erste internationale Regiearbeit – ein holpriger Start in eine Hollywoodkarriere.
Arthur Bishop (Jason Statham) war eigentlich davon ausgegangen, dass seine Zeit als Auftragskiller hinter ihm liegt. Doch dann reißt ihn seine Vergangenheit ebenso urplötzlich wie brachial aus dem selbst erwählten Exil: Zwar versucht Bishop noch, der drohenden Konfrontation aus dem Weg zu gehen, letztlich muss er sich aber doch den Forderungen seines früheren Widersachers Riah Crain (Sam Hazeldine) stellen. Dieser hat nämlich Bishops neue Flamme Gina (Jessica Alba) entführt und droht nun, sie zu töten – es sei denn, Bishop willigt in einen außergewöhnlichen Deal ein: Er soll drei ungeheuer knifflige Auftragsmorde begehen und diese so aussehen lassen, als handle es sich bei ihnen um tragische Unfälle. So unter Druck gesetzt gibt Bishop schließlich nach und beweist, dass er noch immer zu den besten Profikillern der Welt gehört…
Die inhaltliche Kohärenz hat bei Actionfilmreihen sicher nicht die höchste Priorität. Trotzdem ist „The Mechanic 2 - Resurrection“ derart vom Vorgänger losgelöst, dass sich schon die Frage aufdrängt, weshalb er überhaupt als Fortsetzung verkauft wird. Abgesehen vom wirtschaftlichen Faktor (schließlich gelten in Hollywood Originalstoffe zunehmend als Risikogeschäfte) gibt es schließlich kaum eine Rechtfertigung, diesen Actioner nicht schlicht als eigenständiges Jason-Statham-Vehikel zu vermarkten. In seiner neuen Mission erinnert allein Arthur Bishops gewissenhafte Vorausplanung, die Dennis Gansel genauso wie sein Vorgänger in kurzen Montagesequenzen einfängt, an den Protagonisten aus „The Mechanic“. Davon abgesehen verhält sich der Elite-Killer diesmal deutlich nachsichtiger, softer und sentimentaler als im Vorgänger – wobei es die Drehbuchautoren völlig versäumen, diese Wandlung in irgendeiner Form zu erläutern.
Ebenso wenig gelingt es den Autoren, Bishops neuentdeckte romantische Ader dramaturgisch clever einzusetzen. Die Romanze zwischen dem Killer und Gina bleibt trotz viel gemeinsamer Leinwandzeit rudimentärer und durchweg eindimensional. Daran ändern auch Stathams stoisches Spiel und Albas unentwegt verloren-unschuldiger Blick nichts. Weil Gansel dieses ambitionslos gespielte, ideenlos geschriebene Rumgeturtel zudem ohne jeden inszenatorischen Pepp einfängt, gerät dem deutschen Regie-Export gleich der Einstieg in sein Hollywood-Debüt äußerst zäh.
Erst wenn Gina nicht mehr rumflirtet, sondern gerettet werden muss und der Schwerpunkt somit allein auf der Action liegt, nimmt der Film langsam an Fahrt auf: Zwar sind die Computereffekte häufig sehr deutlich als solche zu erkennen, trotzdem finden Gansel und sein Kameramann Daniel Gottschalk („Die Vierte Macht“) für Bishops Auftragsabwicklung deutlich dynamischere Einstellungen (bei seinen Vorbereitungen schwirrt die Kamera etwa völlig frei um ihn herum) als für sein Privatleben. Als Höhepunkt sticht dabei eine Sequenz heraus, die wie eine zwar weniger spektakuläre, aber dennoch spannende Variante der Burj-Khalifa-Sequenz aus „Mission: Impossible – Phantom Protokoll“ anmutet: Bishop klettert einen gläsernen Wolkenkratzer hinauf, um eines seiner Opfer in einem Swimming-Pool-Balkon auszuschalten. Trotz kaum kaschierter Green-Screen-Aufnahmen schafft Gansel es, hier die Spannungsschraube immer weiter anzuziehen, indem er jeden einzelnen Arbeitsschritt penibel zeigt: In Nahaufnahmen wird etwa die Funktionsweise von Bishops Saugnapf-Accessoires vorgeführt, die es ihm ermöglichen, den Wolkenkratzer emporzuklettern. Zudem ist die gesamte Sequenz ohne übereifriges Schnittgewitter schön übersichtlich geraten.
Das Finale kann dann jedoch leider nicht an dieses zwischenzeitliche Highlight anknüpfen. Zwar verleiht der exzentrisch aufspielende Oscarpreisträger Tommy Lee Jones („Auf der Flucht“) dem bis dahin todernsten Film auf der Zielgeraden noch eine humorvolle Leichtigkeit, aber dafür geht die Action schließlich in hektischen Cuts und verwackelten Aufnahmen zunehmend unter. Und weil uns Gansel zudem, anders als etwa Wackelkamera-Experte Paul Greengrass („Jason Bourne“), nicht vorab klar die Geografie des Schauplatzes offenlegt, gerät dem Regisseur der Abschluss derart konfus, dass es schwerfällt, überhaupt noch mitzufiebern.
Fazit: Der Auftakt ist lahm, das Finale konfus – nur im Mittelteil hat „The Mechanic 2 – Resurrection“ einige sehenswerte Auftragsmord-Setpieces zu bieten.