Exotische Plätze, Urlaubsstimmung und ein Haufen Rentner – nein, es geht nicht um einen weiteren Abstecher mit dem „Traumschiff“, sondern um das „Best Exotic Marigold Hotel“. Mit seiner charmanten Geronto-Komödie besetzte „Shakespeare in Love“-Regisseur John Madden vor vier Jahren erfolgreich eine Marktlücke und der Film spielte mit 136 Millionen Dollar auch dank des ungewöhnlich hohen Zuspruchs der höheren Altersklassen mal eben das 13-fache (!) seines Budgets ein. Deshalb ist es auch nicht wirklich überraschend, dass nun mit dem ebenfalls von Madden inszenierten „Best Exotic Marigold Hotel 2“ ein Sequel in die Kinos kommt (selbst wenn das in diesem Genre nur ganz selten passiert). Im Gegensatz zum Vorgänger basiert die Fortsetzung nicht mehr auf einem Bestseller von Deborah Moggach, stattdessen spinnt Drehbuchautor Ol Parker („Eine Hochzeit zu dritt“) die Geschichten der Rentner-Gäste halbwegs charmant weiter.
Sonny Kapoor (Dev Patel) könnte sich als der glücklichste Hotelmanager der Welt zu fühlen. Seine Stammgäste, alle schon im Rentenalter, wollen ihm treu bleiben bis zu ihrem Tode – die kluge und spitzzüngige Mrs. Donnelly (Maggie Smith), die geschäftstüchtige, aber emotional unsichere Stoffhändlerin Evelyn Greenslade (Judi Dench), der schüchterne Schlaks Douglas Ainslie (Bill Nighy), die promiskuitive Madge (Celia Imrie) und die fast unzertrennlichen Norman (Ronald Pickup) und Carol (Diana Hardcastle). Mit amerikanischem Geld plant Sonny ein zweites Hotel, außerdem steht seine Hochzeit mit der schönen Sunaina (Tina Desi) bevor. Doch Kushal (Shazad Latif) droht ihm die Braut streitig zu machen und das zweite Hotel sowieso. Frustriert stürzt sich Sonny darauf, dem neuen Gast Guy Chambers (Richard Gere) sein Etablissement so angenehm wie möglich erscheinen zu lassen, weil er ihn für einen heimlichen Hotelprüfer im Dienst seines amerikanischen Finanziers hält.
Wie schon im ersten Film stehen die ausgewanderten Rentner im Mittelpunkt, während das Land Indien präsentiert wird wie ein leicht chaotischer, bunter Krämerladen und die einheimischen Nebenfiguren den ergrauten Westlern ergeben mit weisen Ratschlägen zur Seite stehen. Dev Patels („Slumdog Millionär“) Sonny mit seiner permanenten Unruhe, seinem kindisch-kindlichen Verhalten und seiner Schnellfeuer-Sprechweise verkommt dieses Mal zudem fast zur Cartoon-Figur. Solche fragwürdigen Überzeichnungen werden durch das bewährte Senioren-Ensemble immerhin zu beachtlichen Teilen wettgemacht. Die besten Dialogzeilen gehören dabei der unnachahmlich britisch-unterkühlten Maggie Smith („Downton Abbey“), etwa wenn ihre Mrs. Donnelly auf Evelyns Frage, warum sie sich etwas darauf einbilde, 19 Tage älter zu sein als sie, grandios kontert: „Das ist immerhin die Lebensspanne einer Wespe.“
Mit ihrer spitzen Zunge bleibt Mrs. Donnelly ein bisschen einsam, während die anderen bei großen Feierlichkeiten in bollywoodhaften Tanzchoreographien ihren Platz finden – und sich wie verklemmte Teenager heimlich nacheinander sehnen. Wenn die Senioren um Judi Dench („Skyfall“) und Bill Nighy („Alles eine Frage der Zeit“) hier noch einmal Wonnen und Herzklopfen erleben, dann ist das sanft rührend und wird mit leisem Lächeln erzählt. Das Rentnerporträt bietet nebenbei sogar einen Hauch von sozialem Einfühlungsvermögen (das bei der Zeichnung der Inder meist fehlt), etwa wenn gezeigt wird, dass die Alten Motorräder reparieren oder als Fremdenführer jobben müssen, um über die Runden zu kommen. Nur der Auftritt des prominenten Neuzugangs fällt enttäuschend aus: In seiner eigentlichen Paraderolle des Silberhaar-Beaus fühlt sich Richard Gere („Pretty Woman“) hier sichtlich unwohl, was etwas mit den uncharmant-penetranten Dialogen zu tun haben dürfte, die ihm in den Mund gelegt werden.
Fazit: Das schlichte, aber herzliche Porträt einer Rentner-WG im pittoresken Indien hat den Charme eines exotischen Urlaubs.