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    Da geht noch was!
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Da geht noch was!
    Von Carsten Baumgardt

    Totgeglaubt war er. Verstorben irgendwann in den 90er Jahren. Aber plötzlich ist er wieder da, auferstanden in einer deutschen Komödie: der Yuppie. TV-Regisseur Holger Haase hat ihn in seinem Kinodebüt „Da geht noch was“ exhumiert und clevererweise mit Deutschlands Vorzeige-Sympath Florian David Fitz („Vincent will meer“) besetzt, um den Schmerz des Wiedersehens zu lindern. Die leichte, manchmal jedoch auch seichte Komödie erreicht inszenatorisch nur selten großes Kinoformat, dafür bietet „Da geht noch was“ neben dem überzeugenden Fitz, den man einfach mögen muss, und dem gewohnt muffelig-amüsanten Henry Hübchen („Hai-Alarm am Müggelsee“) einige treffende Weisheiten über das Familienleben im Allgemeinen und seine dysfunktionalen Auswüchse im Besonderen. Die skizzierten Konflikte löst Haase dann allerdings allzu simpel und ohne jede Überraschung in Wohlgefallen auf.

    Für den Erfolgs-Unternehmer und Erfinder der „Flüsterschublade“, Conrad Schuster (Florian David Fitz), läuft das Spät-Yuppie-Leben voll nach Plan. In der Nähe von Frankfurt entsteht für die Familie ein protziges Traumhaus mit Blick auf die Skyline von Mainhattan, am nächsten Morgen steht schon der Abflug in den Badeurlaub mit der snobistischen Gattin Tamara (Thekla Reuten) und dem pubertierenden Sohn Jonas (Marius Haas) an. Vorher muss noch ein kurzer Geburtstags-Pflichtbesuch bei Conrads Mutter Helene (Leslie Malton) in Bayern abgehakt werden. Dann der Schock: Seine Eltern haben sich nach mehr als 40 Ehejahren getrennt! Helene hatte einfach die Nase voll von dem mürrischen Griesgram Carl (Henry Hübchen), sie will das Leben fortan genießen. Conrads Verhältnis zu seinen Eltern war nie besonders innig, aber trotzdem macht er einen Abstecher mit Jonas zu seinem Vater, der verwahrlost und betrunken in seinem Bungalow in Selbstmitleid badet. Als Carl nach einem Disput mit seinem Sohn im leeren Pool verunglückt, entschließt sich Conrad notgedrungen, länger zu bleiben und seinem mit Krücken und Halskrause kämpfenden Vater zu helfen…

    Die Grundidee zu „Da geht noch was“ ist autobiografisch: Als sich die Eltern von Regisseur Holger Haase („Im Spessart sind die Geister los“, „Plötzlich fett“, „Bollywood lässt Alpen glühen“) 2009 nach mehr als 30 Jahren Ehe trennten, förderte das so einige Absurditäten hervor, die guten Stoff für ein flottes Drehbuch abgeben. Jens-Frederik Otto („Soloalbum“, „Sushi in Suhl“) nahm die Gedanken auf und verfasste mit Hilfe von Hauptdarsteller Florian David Fitz (der 2013 mit „Jesus liebt mich“ sein Regiedebüt gab) ein Skript, das diese interessante familiäre Konstellation ausweidet. Man kann sich seine Familie nicht aussuchen – also muss man das Beste daraus machen. Das ist die nicht gerade originelle Botschaft von Regisseur Holger Haase. Aber obwohl seine hier vermittelten Einsichten alles andere als ungewöhnlich ausfallen, gelingt es ihm doch, die geradezu archetypischen Familienprobleme zwischen Rosenkrieg und Generationenkonflikt in durchaus lebensnahe und vor allem amüsante Situationen zu übertragen, so dass auch die Figuren eine gewisse Eigenständigkeit erreichen.

    Während die Tamara der Niederländerin Thekla Reuten („Brügge sehen… und sterben?“, „The American“) ebenso wie Helenes von Felix von Manteuffel („Lippels Traum“) gespielter Lover Arno zu überzogenen Karikaturen geraten, legt Florian David Fitz („Die Vermessung der Welt“) seine anachronistische Yuppie-Attitüde nach und nach ab und offenbart Herz und Seele. Er teilt mit Henry Hübchen („Alles auf Zucker“) als ehemaligem Gewerkschaftsboss Carl einige Momente, die deutlich über bloße Klischees hinausgehen. Zwischen Carls Vollbädern in Selbstmitleid und seinem penetranten Genörgel entdeckt Conrad fast erschreckt, dass sich unter der dicken Grummel-Kruste, die sich über die Jahre auf der Seele des Vaters festgesetzt hat, durchaus ein liebenswerter Mensch befindet: Nun gilt es, sich gegenseitig aus der Lethargie zu befreien. Und die Komödien-Standardsituationen sind bei Profis wie Fitz und Hübchen sowieso in besten Händen: Die Streithähne liefern sich einige scharfe und amüsante Wortduelle.

    Das Männer-Duo Carl und Conrad dominiert den Film, aber es gibt auch nette Details und Einzelszenen: So heißt eine Internetkontaktbörse treffend „Späte Blüher“ oder die Vorstellungsrunde für den Posten von Carls Haushälterin artet schnell mal zur Comedy-Show aus - das hat (Spiel-)Witz. Regisseur Haase nimmt sich gelegentlich auch dramaturgische Freiheiten heraus und gönnt sich in seiner Komödie einen zwischenzeitlichen Schlenker ins Hochdramatische, die dabei angedeuteten Untiefen bleiben aber weitgehend unausgelotet und spielen spätestens im albernen Finale keine Rolle mehr. Die vorübergehende Ernsthaftigkeit muss verordneter Heiterkeit weichen oder versandet in schablonenhaften Popmusik-Collagen. Auch die Bildsprache ist arg konventionell, die Dialogszenen werden vorwiegend in Schuss-Gegenschuss-Montagen aufgelöst und auch sonst bleibt fast alles im engen Rahmen rein funktioneller Ästhetik: Der TV-Profi Haase folgt auch im Kino seiner Routine.  

    Fazit: Holger Haases Kinodebüt „Da geht noch was“ schwankt etwas unentschieden zwischen altmodischem Lustspiel und moderner Kino-Komödie. Die beiden gut aufgelegten Hauptdarsteller sorgen immerhin für lichte und lustige Momente, die über die vorherrschende Formelhaftigkeit hinweghelfen.

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