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    Das schlafende Mädchen
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Das schlafende Mädchen
    Von Christian Horn

    Nach drei weitgehend unbekannten Filmen aus den 80ern und Drehbucharbeit für TV-Serien wie „Gute Zeiten, schlechte Zeiten", „Marienhof" und „Notaufnahme" legt Rainer Kirberg („Die letzte Rache") mit „Das schlafende Mädchen" seinen ersten Kinofilm seit über 25 Jahren vor. Premiere feierte das Drama passenderweise im Forum der Berlinale 2011, ist diese Sektion doch auf radikale und sperrige Filme abonniert. Und genau das ist „Das schlafende Mädchen", der von der produktiven Auseinandersetzung eines jungen Mannes mit der Kunst erzählt. Ein zunächst schwer greifbares und theorielastiges Werk wie dieses mag nicht jedermanns Sache sein, wer jedoch Interesse an den künstlerischen Möglichkeiten des Mediums Film hat, sollte einen Blick wagen.

    Anfang der 70er Jahre taucht Hans (Jakob Diehl) in das Umfeld der Düsseldorfer Kunstakademie ein, an der gerade Joseph Beuys und seine Anhänger den Ton angeben. Der junge Performance-Künstler dokumentiert mit einem Videotagebuch seinen Alltag. Als Hans im Park zufällig auf Ruth (Natalie Krane) trifft, wird sie ein Teil seines Filmprojekts und seines Lebens. Doch mit der Zeit entzieht sich Ruth den Vorstellungen von Hans und bändelt mit dessen Kumpel Philipp (Christoph Bach) an. Um wieder Herr der Lage zu werden, trifft Hans eine folgenschwere Entscheidung: Er sperrt sich zusammen mit Ruth in sein Atelier ein.

    Inhaltlich kreist in Rainer Kirbergs Schwarzweißfilm alles um Hans' Suche nach einer eigenen künstlerischen Handschrift und – auf abstrakterer Ebene – um das Wesen der Kunst an sich. Formal ist „Das schlafende Mädchen" ein radikaler Independentfilm, gleichermaßen Milieustudie und Psychogramm, formal experimentell und thematisch konsequent. Leitende Frage ist dabei die nach dem Wahrheitsgehalt von Bildern. „Kino ist die Wahrheit 24 Mal in der Sekunde", hat Godard einmal gesagt – und dennoch lässt sich die Realität nie 1:1 abbilden, sondern immer nur konstruieren. Um das deutlich zu machen, gibt es im extrem selbstreferentiellen „Das schlafende Mädchen" regelmäßige Verweise auf seine filmischen Mittel, seine Erzählperspektive, die Rahmung seiner Bilder und ganz allgemein auf die Künstlichkeit des Mediums Films an sich.

    Doch bei aller theoretischen Unterfütterung ist „Das schlafende Mädchen" vor allem ein intensives und überaus dichtes Kammerspiel: Abgesehen von einigen unwichtigen Nebenfiguren, liegt der Fokus komplett auf dem Trio Hans, Ruth und Philipp. Nicht zuletzt dadurch haben die Darsteller Jakob Diehl („Die Besucher"), Natalie Krane und Christoph Bach („Carlos – Der Schakal") viel Raum, um Kostproben ihres Könnens abzuliefern und dadurch wird Rainer Kirbergs Film auch endgültig zu einem vielschichtigen und komplexen Drama über Kunst und Künstler.

    Fazit: In „Das schlafende Mädchen" erzählt Regisseur Rainer Kirberg auf formal komplexe Weise von einem jungen Künstler, der eine groß angelegte Selbstinszenierung betreibt und dabei auch die Beziehung zu seiner Umwelt radikal auslotet.

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