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    Hélio Oiticica
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Hélio Oiticica
    Von Michael Meyns

    „Hélio Oiticica“ ist keine Dokumentation im herkömmlichen Sinn. Der Film über Hélio Oiticica, einen der berühmtesten brasilianischen Künstler des 20. Jahrhunderts, ist vielmehr eine kaleidoskopartige Annährung an ein kaum zu fassendes Werk. Anfangs modernistisch, entwickelte Oiticica sich zu einer Art Performancekünstler, der herkömmliche Vorstellungen von Kunst in Frage stellte, mit Geräuschen, Musik und verschiedensten Materialien arbeitete und zudem als Homosexueller eine wichtige Figur der Gegenkultur war. So einem schillernden, vielseitigen Künstler in 90 Minuten gerecht zu werden ist kaum möglich und so ist Cesar Oiticica Filhos „Hélio Oiticica“ auch kaum als Einführung in Leben und Werk des Künstlers geeignet, sondern vor allem für jene interessant, die sich ohnehin schon mit dem Opus des Brasilianers auskennen.

    Von 1937-1980 lebte Hélio Oiticica ein kurzes Leben, in dem er dennoch ein gigantisches, vielseitiges Werk hinterlassen hat. (Das vor 2011 bei einem Brand allerdings zu 90% vernichtet wurde). Auch Super-8-Filmaufnahmen und zahlreiche Tonbandaufzeichnungen sind erhalten, die als Grundlage für Cesar Oiticica Filhos Film dienen. Doch dem Neffen des Künstlers ging es nicht um eine klassische dokumentarische Annährung, einen konventionellen biographischen Film, sondern um den Versuch, sich dem Werk Oiticicas kongenial zu nähern. Das Ergebnis ist ein Found-Footage-Film, der hauptsächlich aus eben jenen Super-8-Aufnahmen von und mit Oiticica besteht, und für den er zusätzlich Ausschnitte aus Nachrichtensendungen, Spielfilmen, Dokumentationen, Dias und Fotos von Kunstwerken verwendete.

    Bediente sich Oiticica in seinen Anfängen als Künstler Ende der 50er Jahre noch klassischer Techniken wurde er Mitte der 60er Jahre mit großen Installationen, labyrinthartigen Skulpturen, die Besucher betreten und verändern konnten, weltberühmt. Die berühmteste dieser penetráveis genannten Installationen war die 1967 entstandene „Tropicália“, mit der Oiticica eine kulturelle Revolution auslöste. Als Vertreter der Avantgarde, Rebell, und um seine Homosexualität keinen Held machend war Oiticica dem Militärregime jener Zeit ein Dorn im Auge und lebte lange Jahre in New York. Dort agierte er im Umfeld von Jack Smith und Andy Warhol, bevor er nach Rio de Janeiro zurückkehrte, wo er 1980 an einem Herzinfarkt starb.

    Was Oiticica so bemerkenswert machte, war seine enorme Vielseitigkeit, sein Interesse an Hoch- und Populärkultur, die gleichermaßen Eingang in sein Werk fanden. Von Gangsterfilmen bis Aufnahmen von Jimi Hendrix reichen dann auch die Ausschnitte, die Regisseur Filho mit enthusiastischen Aussagen Oiticicas unterlegt und zu einer oft faszinierenden, bisweilen aber auch ermüdenden Kollage formt. So eindrucksvoll die Recherchearbeit, die „Hélio Oiticica“ zu Grunde liegt auch ist, in vielerlei Hinsicht wirkt Filhos Film eher selbst wie eine Installation, ein langes experimentelles Video, das seinen Platz eher in einer Kunstgalerie finden könnte als in einem Kino. Sich in diesem Wust an Bild- und Tonschnipseln eine Linie zu suchen, bleibt dem Zuschauer selbst überlassen.

    Fazit: „In seinem Found-Footage-Film „Hélio Oiticica“ versucht sich Cesar Oiticica Filhos seinem Onkel auf kongeniale Weise zu nähern und erzeugt ein komplexes Geflecht an Bildern und Tönen, aus dem vor allem mit Leben und Werk Oiticicas vertraute Zuschauer Gewinn ziehen können.

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