Die Red Bull GmbH macht schon lange nicht mehr nur in Dosengetränken, die Flügel verleihen. Der einst ob seiner albernen, aber überaus erfolgreichen Werbekampagne belächelte Vorreiter des Energy-Drink-Booms hat seinen multimedialen Wirkungsgrad inzwischen weit über den Getränkemarkt ausgeweitet. Heute sponsert das in Österreich ansässige Unternehmen neben regionalen und internationalen Extrem- und Fun-Sportevents auch eigene Teams im Eishockey, Fußball und in der Formel 1 sowie zahlreiche Extremsportler, von Base-Jumpern über Skateboarder bis hin zu Wellenreitern. Zu letzteren gehören auch die australischen Adrenalin-Junkies Ross Clark-Jones und Tom Carroll, deren Suche nach den furchterregendsten Wellen ihrer Heimatstrände das Thema der jüngsten Produktion aus dem Red Bull Media House bildet: Die mit reichlich Produktplatzierungen versehene Sportdokumentation „Storm Surfers 3D“ stammt von Justin McMillan und Christopher Nelius, die bereits eine gleichnamige, zweiteilige Reportage-Serie über die Wellenreiter gedreht haben. Inhaltlich erfährt man in ihrem 3D-Kinodebüt zwar nichts Neues über die lebensmüden, langsam in die Jahre kommenden Surflegenden, doch dafür entschädigt der Film mit atemberaubender Sportfotografie auf dem höchsten Stand der Technik, zwei sympathischen Hauptfiguren und einer unterhaltsamen, kurzweiligen Dramaturgie, die trotz vieler Surfszenen nur manchmal eintönig ist.
Die australische Charakterdarstellerin Toni Collette („Taras Welten“) führt als Off-Sprecherin durch die abenteuerlichen Eskapaden ihrer zwei Landsmänner Ross Clark-Jones und Tom Corrall. Die beiden Big-Wave-Surflegenden sind seit den 80er Jahren ein unzertrennliches Team. Ihren Weg pflastern zahlreiche Rekorde und sagenumwobene Stunts. Der zweimalige Weltmeister Tom und die Tow-in-surfing- Koryphäe Ross nähern sich aber inzwischen ihrem 50. Lebensjahr. An Ruhestand mag Ross, der nach immer neuen, noch von keinem anderen Surfer bezwungenen Wellen Ausschau hält, gar nicht denken. Der etwas ältere Tom macht sich nach einigen lebensbedrohlichen Situationen dagegen ernsthafte Sorgen, dass er nicht mehr für seine drei kleinen Töchter da sein wird. Da kommt eine neue Herausforderung wie gerufen, um die Freunde – vielleicht zum letzten Mal – zusammenzuschweißen: Am Rande des indischen Ozeans, 80 Kilometer vor der australischen Küste, entdecken sie die Turtle Dove, eine Sandbank mit majestätischen Wellen, die bislang noch nie ein Surfer geritten hat.
„Storm Surfers 3D“ ist der dritte Teil einer Doku-Serie, die 2008 mit „Storm Surfers: Dangerous Banks“ ihren Anfang nahm und 2009 mit „Storm Surfers: New Zealand“ fortgesetzt wurde. Die Vorgänger folgten für je 45 Minuten den zwei Spaßvögeln Clark-Jones und Corrall bei ihren immer spektakuläreren Herausforderungen. Der physische wie psychische Überlebenskampf der Surfer im Angesicht einer besonders rauen Mutter Natur entbehrte zwar nicht einer gewissen Komik, doch bei allen Albernheiten erreichte er nie die Gefilde von Spaß-und-Ekel-Stuntteams wie der „Jackass“- oder der „Nitro Circus“-Truppe. Dafür sind Ross und Tom dann doch zu professionell und umsichtig und ihre Expeditionen sind - trotz allem Spaß am Risiko -bis ins kleinste Detail durchgeplant, was nicht zuletzt an einem großen Team an Helfern liegt.
In ihrem ersten abendfüllenden Film wollen die Regisseure nun auch ein Einblick in die Psyche und das Privatleben der zwei Surfstars gewähren. Dafür nehmen sie sich allerdings zu wenig Zeit, hetzen zu eilig von einer Episode zur nächsten, von einer großen Welle zur nächsten noch größeren. Mit gutem Grund, denn die in den Surfszenen ausgestellten Schauwerte sind atemberaubend: Teilweise mit kleinen, direkt auf den Surfbrettern montierten 3D-Kameras gedreht, werden in „Storm Surfers 3D“ noch nie gesehene Bilder gezeigt, die den Zuschauer direkt in die Wellentunnel eintauchen und so hautnah den Nervenkitzel des Big-Wave-Surfens spüren lassen. Das ist mitreißend genug, um über die oft eher oberflächlichen Interviewschnipsel hinwegzusehen.
Fazit: „Storm Surfers 3D“ ist eine Hymne auf das Surfen, ein ansteckend positiver und lebensbejahender Film, der durch ansprechende Hauptfiguren und eindrucksvolle Bilder überzeugt. Damit kann er zwar nicht ganz anderthalb Stunden füllen, aber letztlich doch begeistern.