In Form der britischen Komödie „Papadopoulos & Söhne” findet die Finanzkrise einmal mehr den Weg ins Kino. Die Geschichte um einen in London lebenden Griechen ist das Spielfilmdebüt des Engländers Marcus Markou, der selbst griechisch-zypriotischer Abstammung ist. „Papadopoulos & Söhne” zeigt den Aufstieg und Fall eines Immigranten in der englischen Finanzmetropole. Darüber hinaus behandelt der Debütregisseur mit seinem Film die verschiedenen nationalen Mentalitäten und fragt nach den wahren Werten in einer von äußerlichen Instabilitäten geprägten Zeit. „Papadopoulos & Söhne” steckt voller Culture-Clash-Klischees – und trotzdem ist Markou ein sympathisches Feelgoodmovie gelungen.
Der Grieche Harry Papadopoulos (Stephen Dillane) hat sich in London vom Kellner zum Europäischen Unternnehmer des Jahres hochgearbeitet. Gerade will er groß in die Immobilienbranche einsteigen, als aufgrund der Bankenkrise ein Kredit platzt und sein Unternehmen insolvent geht. Harry verliert alles und muss auch den luxeriösen Familiensitz aufgeben, den er seit dem Tod seiner Frau zusammen mit seinen drei Kindern und einer Haushälterin und Nanny bewohnt. Nur den ehemaligen Fish&Chips-Laden konnten die Kredithaie ihm nicht nehmen, da dieser zur Hälfte Harrys Bruder Spiros (Georges Corraface) gehört. Zu Harrys Unmut will sein Bruder das Lokal jedoch nicht verkaufen, sondern wieder auf Vordermann bringen. Also ziehen alle zusammen in die Wohnung oberhalb des toten Imbisses und richten das Lokal wieder her...
Markou schafft es in „Papadopoulos & Söhne”, mit wenigen Figuren einen kleinen Mikrokosmos von nationalen Befindlichkeiten und Identitätsfragen zu entwerfen. Dabei ist Harry so ziemlich die ungriechischste Person innerhalb seiner Familie. Der Einwanderer hat sich offenbar nicht umsonst in London vom Kellner zum Konzernleiter hochgearbeiteitet. Stets wirkt er angespannt und auch die berüchtigten englischen Standesdünkel hat er bereits adaptiert. Natürlich soll sei älterer Sohn James (Frank Dillane) Jura studieren und später einmal die Firma übernehmen, obwohl der sensible Junge keinerlei Interesse an Wirtschaft zeigt, dafür aber ein grünes Händchen hat. Der jüngere Sohn Theo (Thomas Underhill) ist hingegen ein echter kleiner Engländer und ein Nerd, der den ganzen Tag am PC Aktienkurse verfolgt. Ihre Schwester Katie (Georgia Groome) macht sich noch wenig Gedanken um so etwas und verfolgt lieber typische Teenie-Interessen.
So richtig wird sich die Familie erst ihrer griechischen Wurzeln bewusst, als Harrys lebenslustiger Bruder Spiros sie dazu überredet, den alten Fish&Chips-Laden neu zu eröffnen. Harry tut sich mit diesem ungleichen Bruder schwer, der in seinen Augen nichts als ein Trunkenbold und ein Herumtreiber ist. Darüber hinaus macht Harry auch sein Prestige-Verlust zu schaffen, der ihn noch wesentlich stärker wurmt, als der plötzliche Verlust all seines Geldes an sich. Doch der snobistische Unternehmer kennt sich im Fish&Chips-Business, in dem er in England angefangen hat, sehr wohl noch aus. Bald versucht er, den Abstieg als neue Herausforderung zu begreifen. Seine Kinder sehen die Sache wesentlich unverkrampfter und freuen sich eher, dass jetzt mal ein wenig Abenteuer in ihr bis dahin sehr beschauliches Leben Einzug hält.
Ebenso klischehaft wie amüsant ist auch die Auseinandersetzung mit dem türkischen Besitzer einer Dönerbude, dem der neu eröffnete griechische Fish&Chips-Laden nun mächtige Konkurrenz macht. Doch während die Väter noch ganz ihren alten griechisch-türkischen Animositäten verhaftet sind, nutzt der Sohn Mehmet (Caesare Taurasi) den väterlichen Auftrag, die Griechen auszuspionieren dazu, mit Katie anzubandeln. So ist auch die positive Botschaft des gesamten Films, dass es oft nur die eigene negative Einstellung ist, welche scheinbar große Probleme verursacht. Und am Ende muss auch Harry erkennen, dass „wahrer Erfolg einfach die Freude ist, die man bei dem empfindet, was man tut.”
Fazit: Die englische Finanzkrisen-Komödie „Papadopoulos & Söhne” ist trotz oder auch gerade wegen aller Klischees ein rundum vergnügliches Feelgood-Movie.