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    Supernatural Activity
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Supernatural Activity
    Von Robert Cherkowski

    Im Rückblick erscheinen die legendären parodistischen Blödeleien des Trios Zucker-Abrahams-Zucker aus den 70ern und 80ern wie „Die unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug" und „Die nackte Kanone" als Werke eines Goldenen Zeitalters der sogenannten Spoof-Komödie. Diese Tradition wurde mit den „Scary Movie"-Filmen im neuen Jahrtausend wiederbelebt, allerdings gesellte sich dort zu den gelungenen Gags im alten Stil immer stärker ein zunehmend alberner pubertärer Humor und die zunächst noch durchaus cleveren Bezüge auf jeweils aktuelle Kinohits wichen in „Date Movie", „Fantastic Movie" oder (dem Tiefpunkt) „Meine Frau, die Spartaner und ich" einem uninspirierten Einerlei. Spätestens da war das Spoof-Genre endgültig tot und begraben... Kein Grund, sich nicht trotzdem an der Veralberung einer filmischen Strömung zu versuchen, dachte sich das Team um Regisseur Derek Lee Nixon und macht sich in „Supernatural Activity" an eine Persiflage des immer noch beliebten Found-Footage-Films. Doch auch wenn sie dabei des Öfteren tolle Ideen haben, setzen sie einfach zu viele gute Gags in den Sand.

    Mit seiner Fernsehsendung hat es der Mentalist Damon Dealer (Andre Pozza) zu einiger Popularität gebracht. Zusammen mit seinen Mitarbeitern, die sich aus allerhand schrägen Vögeln zusammensetzen, zieht er durch die Lande und spürt übernatürlichen Phänomenen nach. Sein Weg führt ihn auch ins texanische Hicksville, wo eine handvoll Dämonen ihr Unwesen treiben und die Anwohner mit Spuk und Albträumen peinigen. Sobald sich die Truppe der Geisterjäger jedoch einschaltet, eskaliert der paranormale Wahnsinn endgültig - die umtriebigen Dämonen sind dann nur noch das geringste Problem...

    Die Idee einer Parodie auf Found-Footage-Filme scheint auf den ersten Blick eher abwegig. Unlängst erst untermauerte Sönke Wortmann mit seinem „Hochzeitsvideo" den Eindruck, dass der raue Video-Look des Genres und seine ungeschliffene Erzählweise nicht unbedingt für Komödien zu gebrauchen sind. Dieses Problem das durchaus auch für ein entlarvendes Durch-den-Kakao-ziehen besteht, wird in „Supernatural Activity" dadurch umgangen, dass die Darsteller von Anfang an nach Kräften chargieren und Grimassen schneiden: Hatte Wortmanns Schauspielerriege gewissermaßen am Konzept vorbei gespielt und dadurch zu keinem Zeitpunkt natürlich gewirkt, geht es hier in die entgegengesetzte Richtung. Mit etwas gutem Willen lässt sich den Machern von „Supernatural Activity" jedenfalls unterstellen, dass mit dem exaltierten und nicht gerade kompetent wirkenden Auftreten der Darsteller das aufgesetzt „authentische" Spiel, wie es im Found-Footage-Genre sonst zu sehen ist, bloßgestellt werden soll.

    Neben den großen Found-Footage-Kino-Hits der vergangenen Jahre von „Blair Witch Project", über die „Paranormal Activity"-Filme bis „Der letzte Exorzismus" werden auch Reality-TV-Konzepte wie „Cribs" oder Dokumentarserien wie „Mythbusters" oder „Ghost Hunters" auf die Schippe genommen. Dabei wird ständig die vierte Wand durchbrochen und das Realitätsverständnis sowohl der Kino- als auch der Fernseh-Konzepte auf den Prüfstand gestellt, das ist oft recht clever gemacht. Wenn hier der Mann gefilmt wird, der den Kameramann filmt, der den Kameramann filmt, ist das in der Tat auf intelligente Art entlarvend. Woran es bei „Supernatural Activity" allerdings hapert, ist der Feinschliff.

    Es ist kein Zufall, dass viele Profis vor und hinter der Kamera, die Komödie immer wieder als besonders schwierige Herausforderung betrachten. Lachmuskeln sind schließlich unbestechlich. Von einer witzigen Idee zum vergnügten Lachen des Publikums führt der Weg nur über erzählerisches Talent und perfektes komisches Timing. Und genau dies ist hier noch unterentwickelt, immer wieder sind hervorragende Einfälle zu erkennen, aber die Chance auf einen ordentlichen Schenkelklopfer wird allzu häufig durch mangelhafte Umsetzung vertan. Es ist fast traurig zu sehen, wie Pointen durch Ungeduld verschenkt und schwächere Gags über Gebühr ausgewalzt werden. So führen gerade seine vielversprechenden Ansätze dazu, dass „Supernatural Activity" als bedauerlich lange Kette vertaner Chancen erscheint.

    Fazit: „Supernatural Activity" ist ein regelrechtes Festival der verschenkten Möglichkeiten: Die Parodie auf das Found-Footage-Genre steckt voller guter Ideen, bietet aber nur eine gute Handvoll echter Lacher.

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