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    The Reluctant Fundamentalist - Tage des Zorns
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Reluctant Fundamentalist - Tage des Zorns
    Von Ulf Lepelmeier

    „The Reluctant Fundamentalist“ ist Mira Nairs Verfilmung des gleichnamigen Erfolgsromans von Ami Boghani, in dem die Auswirkungen von 9/11 auf die amerikanische Gesellschaft aus der Sicht eines in Amerika lebenden Pakistani geschildert werden. Als wäre das nicht vielschichtig genug, bettet Nair die Romanhandlung in einen Polit-Thriller, der es ihr ermöglicht dem zentralen Thema ihres Werks treu zu bleiben: der Identitätssuche zwischen Orient- und Okzident. Dabei vertraut die indische Regisseurin viel zu wenig der in der Geschichte ruhenden emotionalen Wucht und lädt die dramatischen Ereignisse unnötig auf.

    Changez Khan (Riz Ahmed) lebt den amerikanischen Traum: Er verlässt seine Heimat Pakistan um in Princeton zu studieren und wird nach seinem Abschluss von Unternehmensberater Jim Cross (Kiefer Sutherland) direkt für ein angesehenes Beraterunternehmen engagiert. Eine goldene Zukunft in New York liegt vor ihm, zumal sich auch seine Beziehung zu der Fotografin Erica (Kate Hudson) gut zu entwickeln scheint. Doch dann ereignet sich der Terroranschlag auf die Twin Towers des World Trade Centers und das Klima von Offenheit und Akzeptanz schlägt in Ressentiments gegenüber Muslimen um. Ersten Schikanen am Flughafen folgen Vorurteile von Kollegen und offene Anfeindungen und Beschuldigungen. So kündigt Changez schließlich desillusioniert seinen lukrativen Job und kehrt nach Pakistan zurück, um als Professor in Lahore zur Entwicklung seiner Heimat beizutragen. Als ein amerikanischer Kollege entführt wird, vermutet die CIA, dass der mittlerweile den USA entfremdete Changez beteiligt sein könnte und setzt den Journalisten Bobby Lincoln (Liev Schreiber) auf ihn an. Während des von der CIA mitgehörten Interviews wächst die Unruhe der aufgebrachten Studenten, und zudem scheint die Zeit für den gekidnappten Professor abzulaufen...

    Den Wandel von einem die Vorzüge Amerikas genießenden Emigranten, der ein privilegiertes Leben führt, zum sich ausgegrenzt fühlenden vermeintlichen Terroristensympathisanten darzustellen, ist ein ebenso interessantes wie schwieriges Unterfangen. Regisseurin Mira Nair („The Namesake“, „Amelia“), die schon in ihrem Beitrag zum Episodenfilm „11’09’’01 – September 11“ den Terroranschlag und die darauf folgende Diskriminierung von Muslimen thematisierte, stellt sich dieser Herausforderung. Als Basis diente ihr der autobiographisch gefärbte, eigenwillige Post 9/11-Roman von Mohsin Hamid. Während die Vorlage jedoch Sensibilität und Offenheit gegenüber kulturellen Unterschieden betont, versucht Nair das Optimum an Emotionalität und Spannung aus der Geschichte herauszuholen. Im Gegensatz zum Roman nimmt in Nairs Verfilmung Changez Beziehung zur labilen Erica eine größere Bedeutung ein, zudem erzeugt die Regisseurin mit einem Thriller-Rahmen zusätzliche Spannung. Dadurch steht der Verdacht im Raum, Changez könnte tatsächlich in die Entführung verwickelt sein. Dies erhöht zwar die Spannung, geht aber durch die sprunghaften Rückblenden und die stärkere Fokussierung auf die unglückliche Beziehung mit einer Simplifizierung der Figuren einher.

    Ähnlich plakativ wirkt auch die Gegenüberstellung eines in kühle Farben getauchten New York als Mekka der profitgierigen Hochfinanz mit den farbenfrohen Familienfestivitäten in Pakistan. Dennoch gelingt es Nair durchaus, den Wandel innerhalb der amerikanischen Gesellschaft herauszuarbeiten und zumindest teilweise einzufangen, wie Heimatliebe und Patriotismus in einem Klima der Verunsicherung zu einem Nährboden für Ausgrenzung und Fremdenhass werden können. Dennoch hätte eine etwas intimere Auseinandersetzung mit Changez‘ Schicksal, das als Sinnbild für die Situation von Muslimen in der Post 9/11-Zeit verstanden werden kann, dem durchaus spannenden Thriller-Drama gut getan.

    Riz Ahmeds („Four Lions“) Changez wirkt anfangs etwas zu sehr wie ein eindimensionaler Karrierist, als dass sein späterer Wandel zum mitfühlenden, engagierten Professor, der sich in Pakistan für die Zukunft seiner Studenten einsetzt, gänzlich glaubwürdig wäre. Trotzdem ist es vor allem der britische Darsteller, der den durch zahlreiche Rückblenden oft etwas sprunghaft wirkenden Film zusammenhält. Während seine Darstellung herausragt, liefert auch Kate Hudson („Almost Famous“) eine überraschend natürliche, emotionale Darstellung, ihrer eigentlich etwas klischeehaft gezeichneten Figur ab. „24“-Star Kiefer Sutherland erinnert mit seiner Performance einmal mehr an seine Serienparadefigur Jack Bauer - dieses Mal manipuliert und vernichtet er allerdings statt mit Folter und Gewalt mit Bilanzbewertungen und Zukunftsprognosen andere Menschen.

    Fazit: „The Reluctant Fundamentalist“ ist ein ambitioniertes Polit-Thriller-Drama, mit dem Mira Nair manchmal etwas zu plakativ von den gesellschaftlichen Veränderung in Amerika nach 9/11 erzählt. Vor allem Hauptdarsteller Riz Ahmed hält den sprunghaft zwischen Pakistan und Amerika wechselnden Film zusammen, in dem die Regisseurin etwas zu sehr auf die Tränendrüse drückt.

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