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    Hanni & Nanni 3
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Hanni & Nanni 3
    Von Jörg Brandes

    Mit Kinderfilmen, die aufgrund ihres Erfolgs unweigerlich Fortsetzungen nach sich ziehen, ist das oft so eine Sache. Relativ rasch sind die jungen Hauptdarsteller ihren angestammten Rollen entwachsen. Von daher ist schnelles Handeln erforderlich. Meist liegt zwischen den einzelnen Folgen kaum mehr als ein Jahr. Entsprechend wenig Zeit bleibt für die Drehbuchentwicklung. Das muss nicht zwangsläufig ein Nachteil sein, wie etwa die „Wilden Hühner“- und die „Vorstadtkrokodile“-Filme bewiesen haben. Im Fall von „Hanni & Nanni“ sieht die Sache dagegen etwas anders aus. Christoph Silber, der bereits am Skript des Vorgängerfilms mitbeteiligt war, ist es nicht gelungen, ein ausgereiftes Drehbuch für den dritten Leinwandauftritt von Enid Blytons eineiigen Zwillingen auszuarbeiten. Aber das ist nicht das einzige Problem, mit dem „Hanni & Nanni 3“ zu kämpfen hat.

    Im Internat Lindenhof wirft ein großes Ereignis seine Schatten voraus. Mademoiselle Bertoux (Katharina Thalbach) bereitet mit ihren Schülerinnen eine Aufführung von „Romeo & Julia“ vor. Die etwas lampenfiebrige Hanni (Jana Münster) ist sich unschlüssig, ob sie die „Julia“-Rolle tatsächlich übernehmen soll – und tritt sie lieber an ihre Schwester Nanni (Sophia Münster) ab. Doch dann gibt es eine Überraschung. Weil die strenge Frau Mägerlein (Suzanne von Borsody) einen Fehler gemacht hat, trifft statt des erwarteten Schülerinnen-Jahrgangs eine Busladung englischer Jungs mit ihrem Lehrer Hugh Gordon (Justus von Dohnányi) im Mädcheninternat ein. Mademoiselle Bertoux sieht’s pragmatisch. Nun kann sie die männlichen Rollen des Stücks wenigstens entsprechend besetzen. Auch die Mädels sind erfreut – besonders Hanni, die sich in Clyde (Leopold Klieeisen), der den Romeo geben soll, verguckt und nun doch die Julia spielen will. Dummerweise sind ihre Zwillingsschwester und die zickige Daniela (Nele Guderian) von dem feschen Jüngling ebenfalls angetan. Und als gäbe es mit der Ankunft der Jungs nicht schon Aufregung genug, scheint auch noch ein Geist im Internatsgebäude rumzuspuken...

    Dass die Regie wie schon nach dem ersten Film zu „Hanni & Nanni 2“ für Teil 3 erneut gewechselt hat, merkt man nicht: Denn Dagmar Seume („Danni Lowinski“) macht in ihrem Spielfilmdebüt im Grunde die gleichen Fehler wie ihre Vorgängerin Julia von Heinz. Kaum einmal wird sich die Zeit genommen, eine Szene richtig zu entwickeln; etwas planlos wird stattdessen zwischen den einzelnen Handlungssträngen hin- und hergehüpft. Und davon gibt es wie schon in „Hanni & Nanni 2“ reichlich: erste Liebe, die Proben für das Theaterstück, das widerwillige Einstudieren eines altmodischen Tanzes unter der Anleitung von Mademoiselle Bertoux, die Geisterjagd – um nur einige zu nennen. Und zwischendurch darf Barbara Schöneberger als Interims-Köchin Daphne immer wieder ihr beeindruckendes Dekolleté in die Kamera halten. Dabei werden viele Themen des Films auch noch ziemlich oberflächlich abgehandelt. Clyde etwa bekommt so wenig Leinwandzeit zugebilligt, dass die Zuneigung der Mädels zu ihm bloße Behauptung bleibt. Aber sei’s drum: Er hält Hanni und Nanni fast bis zum Schluss sowieso für eine Person.

    Doch wo Schatten ist, ist bekanntlich auch Licht - zumindest ein wenig. Positiv anzumerken ist zum Beispiel, dass die Zwillingsschwestern in der Lage sind, ihren romantischen Konflikt ohne bleibende Blessuren zu lösen. Noch löblicher ist der letztlich liebevolle Umgang mit allen Figuren. So darf sich die verkniffene Frau Mägerlein, die im Internat rigoros auf Geschlechtertrennung pocht, dank des netten Herrn Gordon auch mal ein bisschen locker machen. Und die verschlagene Widersacherin der beiden Titelheldinnen wird nach einer Riesenblamage nicht etwa noch zusätzlich gedemütigt, sondern erfährt von Hanni und Nanni sogar Solidarität.

    Überhaupt erweisen sich die mittlerweile 15-jährigen Münster-Zwillinge, die für den Dreh schon zum dritten Mal ihre Sommerferien geopfert haben, in ihren Rollen einmal mehr als große Sympathieträgerinnen. Doch die meisten Lacher gehen wieder auf das Konto von Katharina Thalbach („Der Minister“), die als Mademoiselle Bertoux wie gewohnt engagiert durchs turbulente Geschehen kaspert. Mit ihrer überaus launigen Performance bleibt sie die auffälligste Erscheinung im eingespielten Ensemble, in dem diesmal Heino Ferch und Anja Kling als Hannis und Nannis Eltern fehlen. Dafür fügen sich die Neulinge gut ein. Neben Justus von Dohnányi („Männerherzen“) ist da vor allem Liedermacher Konstantin Wecker als alte Liebe von Internatschefin Theobald (Hannelore Elsner) zu nennen – auch wenn die kleine Geschichte um die beiden betagten Herrschaften etwas am Zielpublikum vorbei erzählt wird.

    Fazit: Nichts neues aus dem Internat Lindenhof : Wie schon der zweite „Hanni & Nanni“-Film wirkt auch der dritte zu oft zerfahren und hinterlässt den Eindruck, als sei das Drehbuch mit heißer Nadel gestrickt worden. Aber immerhin wird erfreulich viel Wert auf menschliches Miteinander gelegt was gemeinsam mit dem spielfreudigen Ensemble noch zu einem durchschnittlichen Film reicht.

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