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    Ted 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Ted 2
    Von Carsten Baumgardt

    Family Guy“- und „American Dad“-Schöpfer Seth MacFarlane hat schon immer die Grenzen des guten Geschmacks ausgetestet - erst im Fernsehen, dann im Kino. Dort wurde seine rotzfrech-respektlose Teddybär-Komödie „Ted“ 2012 zu einem Welthit, der 550 Millionen Dollar einspielte, und der im Motion-Capture-Verfahren makellos animierte Plüsch-Titelheld avancierte zum Star. Für die aus kommerzieller Sicht logische Fortsetzung „Ted 2“ hat sich Mastermind MacFarlane nun ganz einfach auf seine Stärken besonnen und das erfolgreiche Grundkonzept kaum angetastet: Die Handlung ist zweitrangig, dafür gibt es wieder jede Menge amüsante Anspielungen, ausgeflippte Gags und kuriose Cameos, Popkultur-Insider und die MacFarlane-Fangemeinde bekommen erneut ein paar Extra-Schmankerl. Dabei sorgt der Regisseur-Tausendsassa dafür, dass „Ted 2“ auch ohne den Überraschungseffekt von Teil 1 frisch und schwungvoll gerät.

    Ted Clubber Lang (Stimme im Original: Seth MacFarlane / deutsche Fassung: Jan Odle) traut sich. Der knuddelige Bär mit den rüden Manieren, der großen Klappe und dem Faible für Marihuana heiratet seine Supermarkt-Arbeitskollegin Tami-Lynn (Jessica Barth). Doch ein Jahr später steht die Beziehung vor dem Ende und Ted will ein Baby mit seiner Frau haben, um alles wieder ins Reine zu bringen. Seinen besten Freund John Bennett (Mark Wahlberg) fragt Ted erst gar nicht nach einer Samenspende für die künstliche Befruchtung, denn der ist einfach zu trübselig, seit vor anderthalb Jahren seine Ehe mit Lori in die Brüche ging. Sie wollen sich stattdessen das Qualitätssperma von Football-Superstar Tom Brady (als er selbst) besorgen und planen einen unbemerkten Samenraub im Schlaf. Ted droht zugleich mächtiger Behördenärger: Sein Status soll überprüft werden und damit die Frage, ob er als menschliches Wesen mit allen dazugehörigen Rechten gelten kann. Top-Anwalt Shep Wild (John Slattery) wetzt schon die Messer, während Ted nur die unerfahrene Jung-Juristin Samantha L. Jackson (Amanda Seyfried) an seiner Seite hat...

    Regie, Drehbuch, Produktion: Seth MacFarlane. Dazu spricht der Alleskönner den brüsken Bären im Original gleich selbst und spielt ihn natürlich auch: Seine Bewegungen sind die Grundlage für die Computeranimation der Figur. MacFarlane hält alle kreativen Zügel in der Hand und erneut scheint er testen zu wollen, wieviel politische Unkorrektheit, Geschmacklosigkeit und groben Unfug das Mainstream-Publikum (v)ertragen kann. Er schlägt einen rauen Ton an, auf Minderheiten nimmt er genausowenig Rücksicht wie auf Mehrheiten. Dabei teilt er nicht nur fleißig aus, vielmehr schont der Nerd MacFarlane auch sich selbst und seinesgleichen nicht, was in ein bizarr-lustiges Finale auf der Comic-Con in New York mündet. Eine ähnliche Strategie verfolgt er auch im Umgang mit dem US-Spielzeug-Giganten Hasbro im Film. Einerseits sorgt er für massives Product Placement und rückt Transformers & Co werbewirksam ins Bild, andererseits stellt er den (natürlich fiktiven) Hasbro-Chef Tom Jessup (John Carroll Lynch) als unsympathischen Widerling dar, der mit Teds Erzfeind Donny (Giovanni Ribisi) ein Komplott schmiedet.

    Bei seinem fröhlichen Kreuzzug gegen das Angepasstsein wird MacFarlane von einer ganzen Armada von Showgeschäft-Kollegen unterstützt: Sam Jones gibt wieder den Flash Gordon, Talk-Superstar Jimmy Kimmel spendiert einen Witz, sein Kollege Jay Leno nimmt sich böse selbst auf die Schippe, „Klingone“ Michael „Worf“ Dorn ebenso und Tom Brady zeigt, dass Spitzensportler besonders auf ihr Sperma achten müssen (Samenraub: ein 3-17 im Polizeijargon). Und dann ist da noch Liam Neeson („96 Hours“), der mit einem urkomischen Cameo als subversiver Supermarktkunde in ultraheikler Mission glänzt. In Nebenrollen hat MacFarlane dazu Größen wie Morgan Freeman („Sieben“) oder „Mad Men“-Ikone John Slattery („Iron Man 2“) an Bord. Doch sie alle breiten nur den Teppich aus für Ted, der nach wie vor die große Attraktion ist. Kiffen, saufen, versaute Witze reißen – das ist die Welt des Teddys und seines begrenzt intelligenten besten Freundes John. Die dünne Story, die immerhin satte 116 Minuten tragen muss, ist entsprechend mit Albernheiten gespickt, aber sie hat in der Frage nach Teds Menschlichkeit auch einen emotionalen Kern.

    Der bärige Anti-Held mit dem Charme einer abgesägten Schrotflinte hat mühelos alle Sympathien auf seiner Seite, dafür sorgen auch seine Co-Stars. Mark Wahlberg („Transformers - Ära des Untergangs“) als Teds Donner-Buddy und Amanda Seyfried („Mamma Mia!“) als Bong-bewanderte Kiffer-Anwältin assistieren dem Star des Films effektiv und überlassen ihm die Pointen. Seyfried, in MacFarlanes Vorgängerfilm „A Million Ways To Die In The West“ noch blass, zeigt eine gelungene Mischung aus Intelligenz, Coolness, Arroganz und Unbedarftheit. Besonders den Running Gag von ihrer Ahnungslosigkeit, was die Popkultur angeht, nutzt der Nerd MacFarlane für eine Reihe von lustigen Situationen („Achtung, Raketenraumschiff!“ ruft die „Star Trek“-Ignorantin). Die schauspielerische Allzweckwaffe Wahlberg, der inzwischen in nahezu jedem Genre eingesetzt werden kann, zeigt reichlich Leidensfähigkeit und gutgelaunte Selbstironie, er ist sich auch für ein saftiges Spermabad oder bizarre Internetpornos nicht zu schade.

    Fazit: Seth MacFarlane lässt den Bären noch einmal tanzen und dabei die Sau raus! Seine derb-charmante Rüpel-Komödie „Ted 2“ ist ein witziges Sammelsurium aus schmutzigen Gags, cleveren Popkulturreferenzen und verrückten Gastauftritten.

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