Wer nachts schon einmal durch einen verlassenen, heruntergekommenen Wohnblock irrte, weiß, was für eine gruselige Angelegenheit das sein kann: In Dunkelheit gehüllt raschelt und knarrt es überall, aus verwittertem Gemäuer bröckelt es herunter, ein stetiger Windzug bringt zerrissene Gardinen in zerbrochenen Fenstern gespenstisch zum Wehen und immer wieder hört man von irgendwoher beunruhigende Geräusche. Ja, verlassene Wohnblöcke sind ein wirklich guter Schauplatz für einen Horrorfilm. Das dachte sich zuletzt Bradley Parker bei seinem Schocker „Chernobyl Diaries" und auch Menhaj Huda hatte für seinen Slasher-Horror „Comedown" die gleiche Idee. Erwies sich der Schauplatz bei „Chernobyl Diaries" tatsächlich noch als großes Plus, geht das Kalkül in „Comedown" nicht auf: Von bedrohlicher Atmosphäre kaum eine Spur, stattdessen folgt ein Horror-/Slasher-Klischee auf das andere. Garniert wird das Ganze mit Logikfehlern in beachtlicher Anzahl bis zu einem Finale, das an Unglaubwürdigkeit kaum zu überbieten ist.
Lloyd (Jacob Anderson) wurde gerade aus einer dreimonatigen Haft entlassen. Er hat kein Geld und die Jobaussichten sind trübe, dazu ist seine Freundin Jemma (Sophie Stuckey) auch noch schwanger. Also lässt er sich überreden, für 50 Pfund in einem verlassenen Wohnblock eine Antenne für einen Piratensender zu installieren. Er ist genau der Richtige für die Aufgabe, denn er hat seine Jugend dort verbracht und verfügt somit über fundierte Ortskenntnisse. Bei seinem Ausflug begleiten ihn Jemma, sowie eine Gruppe von Freunden und Bekannten, die ebenfalls aus dem Block stammen und dort eine Nostalgieparty feiern wollen. Zunächst verläuft auch alles nach Plan, der Aufbau der Antenne geht reibungslos über die Bühne und das Happening beginnt. Doch dann ist Jemma plötzlich verschwunden, die Sendeantenne zerstört und eine Leiche liegt im Korridor. Es muss noch jemand im Haus sein, der über den Besuch der Gruppe nicht sonderlich erfreut ist...
Der Slasherfilm, in dem eine Gruppe Menschen von einem oder mehreren mordlustigen Zeitgenossen gejagt und gemeuchelt wird, ist ein stark von Konventionen geprägtes Genre. Da kann natürlich nicht jeder Film so innovativ und abwechslungsreich sein wie Drew Goddards großartiger „Cabin in the Woods". Ein wenig mehr Ideenreichtum als „Comedown" bietet darf es dann aber doch sein. So werden die Figuren in den ersten Minuten in wirren Schnitten und Dialogfetzen nur so weit vorgestellt wie es unbedingt notwendig ist: Da ist der aggressive Unsympath, die freizügige Sprücheklopferin, der gutmütige, aber strunzdoofe Gigant, der egoistische Drogenfan und natürlich der Held mit seiner schwangeren Angebeteten. Wer angesichts dieser Ansammlung von Genre-Stereotypen überlebt und wer bald dahingemetzelt wird, ist dem Slasher-Kenner von Anfang an mehr als klar. Während sich in den besseren Genre-Beiträgen zu dieser Vorhersehbarkeit raffinierte und einfallsreich in Szene gesetzte Sterbeszenen gesellen, geht es hier auch dabei mit einer Ausnahme höchst langweilig zu - von Dynamik, Timing oder gar Originalität keine Spur.
Es ist eine der schönen Seiten des Kinos, das in ihm Naturgesetze aufgehoben werden können: Hier dürfen auch mal fünfe gerade sein. Allerdings sollte das Leinwandgeschehen zumindest von einer inneren Logik zusammengehalten werden und an der mangelt es „Comedown" überdeutlich: Dass die Mobiltelefone auch noch im x-ten Stockwerk eines Hochhauses in einer Großstadt allesamt keinen Empfang haben, mag noch den Genrekonventionen geschuldet sein. Aber dass der Killer ganz ohne erkennbare übernatürliche Begabung buchstäblich überall gleichzeitig sein kann, ist dann schon etwas viel der Willkür. Und dazu verfügt er auch noch über ein ebenso beachtliches wie unwahrscheinliches Arsenal von Mord- und Foltergeräten, zu dem unter anderem eine Benzinzapfsäule und ein multifunktionaler Kamin gehören, was wiederum durchaus originell ist. Dazu hätte man sich auch gleich einfallen lassen können, woher der Unhold in einem Abrissgebäude seinen Strom bezieht, was dummerweise versäumt wurde. Das an den Haaren herbeigezogene Mordmotiv des Killers, der langweilige Showdown und das hanebüchene Ende, bei dem sämtliche Restlogik über Bord geworfen wird, lenken von solchen Fragen allerdings hervorragend ab.
Fazit: Die Macher von „Comedown" verwenden viele bewährte Zutaten des Slasher-Films, aber sie reihen sie so unmotiviert aneinander, dass niemals echte Spannung aufkommt. Da auch jede inszenatorische und erzählerische Finesse fehlt, bleibt der Film fast durchgängig eine öde Angelegenheit.