Wenn man bedenkt, wie sich die Horrorfilm-Reihe um die mörderische Puppe Chucky über die Jahrzehnte vom klassischen Fantasy-Slasher („Chucky“ bis „Chucky 3“) hin zur völlig absurden schwarzen Splatter-Komödie (ab „Chucky und seine Braut“) gewandelt hat, verwundert es schon, dass hinter dem Franchise letztlich nur ein einzelner Schöpfer steht, der das Ruder auch heute noch in der Hand hält: Don Mancini. Nachdem er für die ersten vier Teile die Drehbücher verfasst hatte, übernahm er ab „Chucky’s Baby“ zusätzlich den Platz hinter der Kamera und ist nun auch für den sechsten Film „Curse of Chucky“ wieder als Autor und Regisseur in Personalunion verantwortlich. Dabei war jahrelang nicht klar, ob dieser neueste Beitrag nun eine weitere Fortsetzung oder doch eher ein Reboot (also ein kompletter Neuanfang) werden sollte. Das Ergebnis ist nun von beidem etwas: Obwohl die Handlung vier Jahre nach dem vorherigen Teil einsetzt, erweist sich der Film zugleich doch als herzlich willkommene Rückbesinnung auf die Wurzeln der Reihe: „Curse of Chucky“ ist über weite Strecken ein stimmungsvoller Slasher, aber in der zweiten Filmhälfte müht sich Don Mancini unnötig umständlich damit ab, auf alle fünf Vorgänger zurückzuverweisen.
Als die seit ihrer Geburt an den Rollstuhl gefesselte Nica (Fiona Dourif) ein Paket mit einer rothaarigen Puppe erhält, glaubt sie zunächst an ein Missverständnis. Aber noch bevor sie der Sache näher auf den Grund gehen kann, stirbt in der kommenden Nacht ihre überfürsorgliche Mutter Sarah (Chantal Quesnelle) durch einen grausamen Unfall. Um Nica bei der Organisation der Beerdigung zu unterstützen, reist ihre Schwester Barb (Danielle Bisutti) mitsamt Ehemann Ian (Brennan Elliott) und ihrer fünfjährigen Tochter Alice (Summer Howell) an. Während die Erwachsenen mit dem Pastor Frank (A. Martinez) die Einzelheiten des Begräbnisses durchgehen, schnappt sich Alice die herumliegende Chucky-Puppe. Und Sarah bleibt nicht die letzte Tote, denn Chucky (Stimme: Brad Dourif) ist keinesfalls nur ein lebloser Klumpen Plastik, sondern eine eiskalte Mörderpuppe, die ihre ganz eigenen finsteren Pläne verfolgt…
Den nur 32 Prozent positiven Besprechungen zum vorigen Reihenbeitrag „Chucky‘s Baby“ bei Rotten Tomatoes stehen aktuell (Anfang Oktober 2013) stolze 83 Prozent positive Kritiken zu „Curse of Chucky“ gegenüber. Diesen sehr hohen Wert wird der Film zwar kaum halten können, wenn in den kommenden Wochen immer mehr Bewertungen eintrudeln, aber die Richtung ist klar: Die Kritiker sind positiv überrascht! Und man kann es ihnen nicht verübeln: Nach dem lächerlichen „Chucky‘s Baby“, bei dem die Macher mit ihrem abgefahrenen Plot offenbar noch die absurd-provokanteste „South Park“-Episode in den Schatten stellen wollten, an diesem Ziel aber gnadenlos scheiterten, erweist sich „Curse of Chucky“ nun wieder als richtig schön altmodischer 80er Jahre Horror mit elegant-kreativer Kameraführung sowie dem einen oder anderen erzählerischen Kniff (nein, es ist nicht der Vater, der etwas mit der superheißen Babysitter-Blondine hat). Und als Dreingabe gibt es erneut die superzynischen Oneliner von Chucky-Stammsprecher Brad Dourif (allein für seine tiefe Reibeisenstimme lohnt das Anschauen der Originalfassung), an deren purer Bösartigkeit wir uns einfach nicht satthören können.
„Curse of Chucky“ funktioniert als gemeiner Slasher auch deshalb so gut, weil Don Mancini den klassischen Killer-Plot in einem Affenzahn durchspult – Langeweile kommt so zumindest keine auf! Dadurch gelangt er allerdings auch schon nach guten 60 Minuten an den Endpunkt der Haupthandlung, die fast ausnahmslos im Herrenhaus von Nicas Familie angesiedelt ist. Den Rest der Laufzeit füllt er zunächst mit überraschungsfreien Rückblenden, die Chuckys Motivation erklären sollen, um dann noch einige Stars aus den vorherigen Filmen als Gäste in den Plot zu quetschen. Absolute Hardcore-Fans des Franchise mögen sich über diese Querverweise (bis ganz zum Ende sitzenbleiben, mit dem Abspann ist noch lange nicht Schluss!) freuen, aber der wohlig-nervenzerrenden Slasher-Atmosphäre machen diese bemüht wirkenden Meta-Spielereien leider ebenso schnell den Garaus wie die Mörderpuppe ihren Opfern die Kehle durchtrennt! Natürlich ist es zur Zeit - von den Marvel-Filmen bis hin zur „Fast & Furious“-Reihe - mächtig angesagt, Fortsetzungen mit möglichst viel Mythologie und Querverweisen vollzustopfen, aber im Fall von „Curse of Chucky“ geht dieser Versuch, den Film im finalen Drittel bedeutender und bedeutungsvoller erscheinen zu lassen als er ist, klar nach hinten los.
Fazit: Auch wenn es definitiv eine gute Idee war, mit „Curse of Chucky“ wieder zu den Slasher-Wurzeln der Mörderpuppen-Reihe zurückzukehren, so verheben sich die Macher doch bei dem Vorhaben, den sechsten Teil zwanghaft mit der Mythologie aller vorangegangenen „Chucky“-Filme zu verknüpfen.