Nach seiner überaus erfolgreichen Karriere als James Bond, den er zwischen 1995 und 2002 in vier Spionageabenteuern spielte, hat sich Pierce Brosnan selbst zu einer Art Marke entwickelt. Die Figuren, die er verkörpert, variieren oft nur marginal und wie bei einem klassischen Filmstar aus Hollywoods goldenen Tagen bleibt ihre herausragende und entscheidende Eigenschaft stets der unverkennbare persönliche Charme (man kann auch sagen: die Aura) des unverschämt gutaussehenden Iren. Jene schwer beschreibbare Starpräsenz prägt nun auch Joel Hopkins‘ angestaubten Schwank „Wie in alten Zeiten“, dessen deutscher Titel sich als geradezu programmatisch erweist. Brosnan spielt seinen Part in der ziemlich altmodischen romantischen Komödie um große und kleine Gaunereien mit einer Routine herunter, als hätte er in den vergangenen 100 Jahren nichts anderes gemacht und lässt seinen augenzwinkernden Auftritt gerade dadurch wie das Selbstverständlichste auf der Welt aussehen. Brosnan hat den Schalk im Nacken und ist wie seine Partnerin Emma Thompson zu allem Unfug bereit – und so machen die Stars wie in alten Traumfabrik-Zeiten aus einer sonst nicht weiter erwähnenswerten Geschichte (genau betrachtet ist sie hier sogar ziemlich hanebüchen) einen passabel unterhaltsamen Kinoabend.
Der kurz vor der Pensionierung stehende Richard Jones (Pierce Brosnan) fällt aus allen Wolken, als er erfährt, dass der Verkauf seiner Londoner Firma zu einem absoluten Mega-Desaster wird – nicht nur für ihn, sondern auch für seine Familie und alle Angestellten! Der französische Investor Vincent (Laurent Lafitte) zockt das Unternehmen mit Hilfe eines Hedgefonds schamlos ab und plündert die Altersvorsorge von Familie Jones und den Mitarbeitern. Das bringt Richards Ex-Frau Kate (Emma Thompson) nicht nur mächtig auf die Palme, sie verbündet sich auch mit dem Verflossenen. Die beiden fahren gemeinsam nach Paris in das Hauptquartier von Vincents Firma, geigen dem skrupellosen Finanzhai gehörig die Meinung und fordern ihr Geld zurück. Das Ergebnis: Vincent lacht sie aus und schmeißt das keifende Duo hochkant raus. Nun schalten die Jones‘ zwei Gänge hoch uns starten einen persönlichen Rachefeldzug. Dafür aktivieren sie ihre zu allem bereiten Nachbarn Jerry (Timothy Spall) und Penelope (Celia Imrie)…
Den Plot von Joel Hopkins‘ „Wie in alten Zeiten“ als haarsträubend zu bezeichnen, wäre die Untertreibung des Jahres. Die Grundidee ist schon naiv, aber die weiteren Auswüchse der Handlung nehmen besonders im dritten Akt geradezu absurde Dimensionen an. Dabei geht es unter anderem um einen zehn Millionen Euro teuren Diamanten, die verstimmte Braut eines Hedgefondsmanagers und ein paar ältere Herrschaften, die sich unmittelbar nach einem schon nicht zu verachtenden flotten Tauchgang auch noch wie Profibergsteiger an steilen Wänden hochschrauben. Das von Regisseur Hopkins („Liebe auf den zweiten Blick“) verfasste Drehbuch befindet sich mit seinen massenhaften Logiklöchern und unzähligen kruden Wendungen nah an der Grenze zum groben Unsinn. Immerhin tut Hopkins erst gar nicht so, als hätte sein harmloser Ulk irgendeinen ernsthaften Bezug zur Realität und so ist auch das offen angeschnittene Thema Finanzkrise nur ein beliebig austauschbares Element in seiner willkürlich zum abendfüllenden Spielfilm zusammengeschusterten Gagparade.
In den besten Momenten erinnert „Wie in alten Zeiten“ an überkandidelte Screwball-Komödien aus den 50er und 60er Jahren, aber insgesamt hätte ein bisschen mehr Raffinesse und Eleganz der holprigen Story sehr gut getan. So köchelt die Liebesgeschichte der Ex-Eheleute Richard und Kate nur auf recht kleiner Flamme und doch sind es Pierce Brosnan („Der Ghostwriter“, „A Long Way Down“) und Emma Thompson („Sinn und Sinnlichkeit“, „Wiedersehen in Howards End“), die hier retten, was zu retten ist. Der Charmebolzen Brosnan erweist sich einmal mehr als unwiderstehlich und er bildet mit der hartnäckig renitenten Thompson, die redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, ein fabelhaftes Gespann: Die Chemie zwischen den Stars stimmt, gemeinsam hauchen sie „Wie in alten Zeiten“ Leben ein. Das Bekenntnis von Regisseur Hopkins, dass er zuerst die Besetzung zusammenhatte und erst danach nach einer passenden Story fahndete, kommt dann auch nicht besonders überraschend.
Es ist „Wie in alten Zeiten“ immer wieder anzumerken, dass es sich um ein reines Starvehikel handelt. London, Paris, die französische Riviera – die attraktiven Schauplätze sind nur Postkartenmotive, die Kulissen für das Geplänkel der Stars. Dazu gibt es reichlich ironische Referenzen an das Alter des Hauptdarstellers (schließlich ist auch ein ehemaliger James Bond nicht vor dem Grauwerden gefeit) und Hopkins kann sich seinerseits die ein oder andere 007-Pose nicht verkneifen. Überhaupt signalisiert der Regisseur mit kleinen Gags am Rande immer wieder, dass der ganze Schabernack bloß nicht zu ernst genommen werden sollte. Diese Maxime macht sich vor allem auch Timothy Spall („Mr. Turner“) als Nachbar Jerry zu eigen. Er gibt dem Affen ordentlich Zucker und hat sichtlich Spaß daran, mal so richtig albern sein zu können, während der französische Komödiant Laurent Lafitte („Die purpurnen Flüsse“) mehr schmierige Witzfigur als Bösewicht ist und Louise Bourgoin („Ein freudiges Ereignis“) als Vincents rasende Verlobte kaum mehr als ein derangiertes Modepüppchen darstellt.
Fazit: Regisseur Joel Hopkins richtet sich mit seiner romantischen Screwball-Komödie „Wie in alten Zeiten“ an ein erwachsenes Publikum, das es besser nicht persönlich nehmen sollte, was ihm hier als Handlung vorgesetzt wird. Immerhin trösten die spielfreudigen Stars Pierce Brosnan und Emma Thompson über viele Schwächen hinweg.