Ein Ridley Scott Film bleibt für mich ein Kino-Pflichttermin. Auch bin ich jemand der sich als großer Enthusiast der Alien Filmreihe sieht - vor allem der ersten drei Teile, alles was danach kam war nicht mein Ding, Prometheus eingeschlossen. Gerade Letzterer war so ein krudes Durcheinander welches sich zu keinem Zeitpunkt entscheiden konnte ob es nun ein Prequel zu Alien 1 oder ein völlig eigenständiger Film sein wollte. Überzeugt hat mich Prometheus nun wirklich nicht, bestenfalls empfand ich ihn mittelmäßig. Ich hatte - wie es sich leider herausgestellt hat - naive Hoffnungen gehabt, dass Scott mit Alien Covenant doch noch die Kurve kriegt und uns diesmal einen würdigen Eintrag zu diesem Franchise bescheren wird, doch bereits die ersten Trailer haben meine geringe Erwartungen doch noch stark gedrosselt. Das Ganze schien mir zu sehr ein weiteres uninspirertes Remaquel zu werden, in der Tradition von lauwarmen und lieblosen Fan-Cash-Ins wie Jurassic World oder The Force Awakens. Meine Vorahnung war wie folgt: Alien Covenant wird zur einen Hälfte eine möchtegern-bedeutungsschwangere Fortsetzung von Prometheus und zur zweiten ein Soft-Remake/Rehash des ersten Alien Films und die zwei Einheiten werden sich somit konstant im Wege stehen und am Ende in einem ähnlich wirrem Mischmasch resultieren wie schon Ridley Scotts letzter Beitrag zu dieser Reihe es war...
nun wie es scheint hätte ich meine Erwartungen noch deutlich weiter runter schrauben sollen, denn statt mit leichten Kopfschmerzen kam ich aus dem Kino mit einem bösartigen Gehirntumor wieder raus!
Betrachtet man das rege Treiben des Ridley Scott seit Prometheus möchte man meinen, dass er mittlerweile eine totale Narrenfreiheit bei 20st Century Fox genießt. Niemand wagt es ihn zu bremsen und niemand wagt ihm noch zu widersprechen, nun ich wünschte mir jemand würde es endlich tun! Der der gute Mann scheint mittlerweile komplett in seine eigene Legende und in sein Genie verliebt zu sein und hält sich für unfehlbar. Gerade im Falle von Prometheus und Alien Covenant scheint es so als würde er auf eine ausführliche, gründliche Pre-Production gänzlich verzichten, einfach gleich zu Kamera zu greifen und wie wild darauf los zu drehen aber ein Masterplan scheint lange nicht mehr vorhanden zu sein. Scott mag es vielleicht anders sehen aber es scheint als würde er nicht mehr wissen was er eigentlich noch zu sagen hat geschweige denn wohin er mit dieser Filmreihe noch hin will. Dies zeigt sich besonders wenn man bedenkt wie oft er in den letzten Interviews schwankt ob er nun noch drei, zwei oder doch nur einen weiteren Film zu diesem Franchise plant.
Wir leben in einer Zeit in welcher im Blockbuster Kino die Volkskrankheit der Nostalgie wütet. Alles was ein Branding bzw einen Markennamen hat wird fortgesetzt bzw neu eingeführt, meist jedoch ohne viel Neues zu bieten. Die Alien Saga ist da leider keine Ausnahme. Wenn man aber bedenkt, dass man (wenn man es nun unbedingt muss) ein Franchise wie zb. Star Wars filmisch fortsetzen will ist es durch die episodenhafte Natur der Space-Opera relativ einfach neue Geschichten zu erzählen, im Falle der Alien Reihe ist dies wesentlich schwerer da es sich bei diesen Filmen um ein Horrorkonzept der Marke - Ein böses Monster versteckt sich in dunklen Korridoren und will uns alle auffressen - handelt, irgendwann ist jede denkliche Variation dieser Geschichte aufgebraucht. Das interessante an den ersten 4 Alien Filmen war die Tatsache, dass im Grunde ein und derselbe Film vier mal von einem anderen versierten Regiesseur erzählt wurde und man dennoch durch die unterschiedlichen visuellen Stile der Macher vier eigenständige und interessante Werke präsentiert bekommen hat. Aber wie schon gesagt, irgendwann war - wie in jeder Slasherfilmreihe - die Luft raus, allerspätestens im Jahre 1997.
Der Zuschauer fürchtet sich bekanntlich vor dem Unbekannten und nicht vor einem Monster mit dessen Lebenszyklus er bereits im Detail vertraut ist und zu welchem er mitterweile nostalgische Gefühle hegt. Der HR Giger Dämon hat nun fast 40 stolze Jahre auf dem Buckel, wurde unzählige male parodiert und war auf Cornflakes Packungen abgebildet - da ist kein Horror mehr zu finden, nichteinmal mit einem Mikroskop! Alien Covenant ist leider der letzte Nagel zum Sarg zu diesem Frachise bzw sollte es sein, aber wenn eines so sicher wie das Amen in der Kirche ist - dann ist das die Tatsache, dass Hollywood mit dieser Reihe noch nicht fertig ist.
Der Klappentext zu diesem Schinken ist schnell erzählt: Ein Kolonieschiff der Weyland Gesellschaft schwebt durchs All, doch die Crew wird vorzeitig geweckt, empfängt ein Notsignal und schlägt Kurs auf den Planeten ein von welchem der Hilferuf aus gesendet wird. Ein Teil der Crew landet auf der Oberfläche und erlebt eine unheimliche Begegnung mit einem bösartigen außeriridischen Wesen... doch dies ist erst der Anfang des Horrortrips - klingt bekannt? Leider allzu sehr!
Also dann - und ja, obacht es folgen Spoiler!
Die Figuren handlen wie bereits bei Prometheus größtenteils aus dem Arsch heraus, treffen äußerst fragwürdige Entscheidungen, wirken komplett austauschbar und müssen, wenn die Schauspieler nicht gerade improvisieren, mit entsätzlich schauderhaften wie banalen Dialogen um sich werfen... was ein sympathisieren und mitfiebern gar nicht erst ermöglicht. Katherine Waterston gibt die Ripley für Arme, der Rest ist Futter für die Aliens.
Im Verlaufe der 122 Minuten stolpern unsere Protagonisten wie Antagonisten durch eine hanebücherne Handlung welche wie bereits richtig geahnt einerseits die xte Wiederholung des klassischen Alien-Szenarios und andererseits ein unfassbar aufgeblasenes und prätentiöses Denkstück ist, welches verzweifet intellektuell anspruchsvoll wirken möchte doch stattdessen so viel Tiefsinn enthält wie eine leere Dose Thunfisch.
Die Zentrale Figur von Alien Covenant ist der Androide David welchen wir bereits aus Prometheus kennen und in welchem sich die Ganze Filmwelt mit - so scheint es - Ausnahme von mir im Sturm verliebt hat. Erinnert man sich an des Ende von Scotts hanebücherner Interpretation der hanebüchernen Däniken-Theorien, so weiß man, dass von David nicht mehr übriggeblieben ist als sein Kopf. Nun will man uns verkaufen, dass Elizabeth Shaw (der letzte Ellen Ripley Abklatsch) ihn im Laufe der Jahre repariert hat - woher sie einen Androiden Baukasten hatte sollte man lieber schnell vergessen, denn durch die vielen Logiklöcher dieses Films würde sogar die Nostromo durchfliegen können. Jedenfalls ist David auf einmal böse! Ein ziemliche 180 Grad Wendung, wenn man bedenkt, dass er in Prometheus zwar hier und da eigenwillig gehandelt hat aber man sein manchmal seltsames Vorgehen durch die Befehle seines Schöpfers Peter Weyland erklären konnte welchem er bis zum bitteren Ende treu gedient hat. Doch nun ist David böse... was genau seine Motivationen sind bleibt nebulös er muss einfach der Schurkewicht sein, weil sonst Ridley seine obskurre Handlung nicht erzählen könnte. Sein Gegenpart in diesem Film ist Walter, ein Androide welcher wie sein Zwilling aussieht da sie zur selben Baureihe gehören. Walter jedoch ist in seiner Programmierung deutlich eingeschränkter als David, kann keine Gefühle empfinden und ist seiner Crew gegenüber hundertprozentig loyal.
Ridley Scott legt den Schwerpunkt auf die Interaktion zwischen den beiden Androiden. Zu Schade, dass ausgerechnet diese Szenen in welcher diese Figuren mit einander agieren mit Abstand der größte Schwachpunkt des Filmes sind, da sie extrem naiv, stümperhaft und absolut lächerlich daherkommen und sämtlichen Schwung aus den ohnehin äußert zähen, überraschungsarmen wie langatmigen Film nehmen. Michael Fassbender ist ein zweifelsfrei sehr begabter Schauspieler doch durch die plumpen Dialoge welche Scott ihm in seinen Mund legt denkt man er hätte es auf die Goldene Himbeere abgesehen. Man möchte glatt meinen, dass ein George Lucas das Set gestürmt hat und die Regie übernommen hat - JA von solch einer hoffnungslosen Inkompetenz rede ich hier!!!
Den, mehr als offensichtlichen, zentralen Storytwist (der zudem keinerlei Sinn ergibt) kann der Zuschauer bereits Lichtjahre voraus kommen sehen, unterbrochen wird das Ganze durch ein übliches, schablonenhaftes Action-Getöse dessen Finale darin endet, dass das böse Xenomorph schließlich ins All gepustet wird. Also ein Ende wie wir es bereits dreimal in diesem Franchise gesehen haben. Das Fleißkärtchen in Punkto Kreativität werde ich den Machern daher nicht geben.
Ridley Scott ist in erster Linie ein begnadeter Handwerker und ein passionierter, visueller Zauberer - und das schreibe ich ohne jeden Sarkasmus. Seine Filme sind voller unglaublich umwerfender Schönheit welche von seinem begnadeten Stamm-Kameramann Dariusz Wolski wunderbar eingefangen wird. Wenn es jedoch um die Substanz geht so ist Ridleys Vita holprig. Hat er ein gutes Drehbuch so kommen auch gute bis meisterhafte Filme dabei raus. Doch ist das Skript welches er in die Hand bekommt jedoch hastig heruntergeschriebener Müll, dann bekommen wir Werke wie Hannibal, The Counselor, Exodus oder 1492 aufgetischt. Schwache Filme ohne bzw mit wenig Substanz - die jedoch alle wenigstens sehr nett anzusehen sind.
Aber im Falle von Alien Covenant haben wir nicht einmal diesen Vorteil. Der gesamte Film wirkt in seiner Bildsprache extrem routiniert und uninspiriert. Richtig übel sehen zudem sämtliche bösartigen Kreaturen mitsamt des klassischen Alien-Monsters aus, zu selten - wenn überhaupt - kommen handgemachte Effekte zum Einsatz stattdessen springen entsätzlich anmutende CGI-Monster umher welche in ihrer Künstlichkeit jeden Anflung von Horror verpuffen lassen. Kurzum, Gruselstimmung ist im gesamten Film nicht zu finden (und das schreibt jemand, der selten Horrorfilme anschaut und sich daher leicht erschrecken lässt), sogar die Schockmomente haben nicht überzeugen können.
Bei Alien Covenant stimmt gar nichts, absolut gar nichts. Der Style ist generisch und die Handlung dünn, zersiebt von Logiklöchern und Unstimmigkeiten. Die sehr wenigen Stärken von Prometheus sind in seiner Fortsetzung ohne jede Spur verschwunden. Ich betrachte Alien Covenant als den letzten Atemzug dieses Franchises, nichts ist mehr übrig geblieben.
Ein weiteres legendäres Filmmonster wurde seines Mythos beraubt. Ridley Scott parodiert und zerfleischt sich selbst während er diese Reihe welche er vor vielen, vielen Jahren mit ins Leben gerufen hat zu Grabe trägt.
Es ist ein sehr schlechtes Zeichen, wenn der Zuschauer nach 15 Minuten auf die Uhr schielt und genervt aufstönt, wenn er realisiert, dass noch weitere 105 Minuten vergehen müssen ehe die Vorstellung beendet ist. Ich habe verzweifelt nach etwas - IRGENDETWAS - gesucht was mir an diesem Film gefallen hat aber zur Hölle, sogar der Soundtrack war scheiße und dabei hat mir die Musik welche Jed Kurzel zu Macbeth komponiert hat sehr gut gefallen! Ich kenne niemanden welchem ich diesen Film jemals empfehlen würde.
Und wenn ein Film das seltene Kunststück vollbringt mit absolut nichts, gar nichts, nullkomma nichts zu überzeugen - dann hat er sich das strafende Siegel von 0 Punkten redlich verdient. Hut ab Mr Scott, aber selbst die Akte Jane ist eine cineastische Meisterleistung im Vergleich zu diesem Mist. Wenn man mich auf einen Sessel fesseln würde und mir die Wahl ließe zwischen Alien VS Predator und Alien Covenant, dann ja muss ich leider sagen, ich würde AVP vorziehen. Paul W.S. Anderson wusste, dass er nun ein billiges, hirntotes Monster-Mashup drehen würde und das hat er mit Bravour hinbekommen... und vor allem ist dieser wenigstens knapp 20 Minuten kürzer als dieser wertlose, wichtigtuerische Megarotz der sich Alien Covenant nennt!