Wir alle wünschen uns manchmal einen sicheren Hafen, einen Ort, wo wir Schutz und Geborgenheit finden. Genau um diese fundamentale menschliche Sehnsucht geht es dann auch in Lasse Hallströms Romantik-Drama „Safe Haven – Wie ein Licht in der Nacht" mit seiner Protagonistin, die von einem unbeschwerten Neuanfang träumt. Aber der Titel verspricht noch mehr als das. In ihm liegt auch die Verheißung eines wohligen Gefühls von Harmonie und Vertrautheit – ähnlich wie in „Das Leuchten der Stille" oder „Das Lächeln der Sterne". Und das ist kein Zufall: Diese hauchzart romantisch angehauchten Titel sind inzwischen ein Markenzeichen des Bestsellerautors Nicholas Sparks. Die den meisten seiner Bücher und ihrer Verfilmungen gemeinsame Stimmung findet sich darin genauso angedeutet wie in den wiederkehrenden Cover- und Postermotiven eines sich innig umarmenden Liebespaares. Diese Wiedererkennbarkeit, die bis in viele Handlungsdetails hinein extrem auffällig ist, wird oft durchaus nachvollziehbar als Einfallslosigkeit oder Marketing-Masche kritisiert – aber sie bietet zugleich auch das, worum es in den Geschichten so oft geht: eben jenen sicheren Hafen. Das gefühlvolle Drama „Safe Haven" illustriert dies nicht nur wegen seines geradezu programmatischen Titels auf exemplarische Weise, denn Sparks-Fans und Freunde der Filme bekommen ziemlich genau das, was sie sich wünschen.
Eine junge Frau (Julianne Hough) rennt angsterfüllt durch die nächtlichen Straßen Bostons und flüchtet sich in ein Haus. Mit verändertem Aussehen steigt sie später in einen Bus nach Atlanta, dabei entkommt sie nur knapp der Polizei. In dem kleinen Städtchen Southport in North Carolina findet sie schließlich Zuflucht und vermeintliche Sicherheit. Unter dem Namen Katie Feldman nimmt sie einen Job als Kellnerin an und kauft sich ein abgelegenes einfaches Häuschen. Zunächst reagiert die Flüchtige abweisend auf die Einheimischen, erst allmählich freundet sie sich mit der netten Nachbarin Jo (Cobie Smulders) an und lässt sich auf die Hilfsbereitschaft des Ladenbesitzers Alex Wheatley (Josh Duhamel) ein. Schließlich entwickelt sich eine zarte Romanze zwischen dem Witwer und der geheimnisvollen Fremden, die auch Alex‘ Kinder Lexie (Mimi Kirkland) und Josh (Noah Lomax) ins Herz schließt. Unterdessen weitet der hartnäckige Polizist Kevin Tierney (David Lyons) die Suche nach ihr von Boston auf das ganze Land aus. Bald landet der Steckbrief mit Katies Konterfei, die eigentlich Erin heißt, auch in Southport: Sie wird wegen Mordes gesucht! Das neugefundene Idyll droht von den Schatten der Vergangenheit zerstört zu werden...
Der schwedische Regisseur Lasse Hallström („Lachsfischen im Jemen") ist der erste Filmemacher, der eine zweite Nicholas-Sparks-Verfilmung inszeniert - somit wird auch in dieser Personalfrage auf Bewährtes gesetzt. Und der Spezialist für einfühlsame Literaturverfilmungen wie „Gilbert Grape", „Gottes Werk und Teufels Beitrag" und „Chocolat" bleibt seinem unaufgeregten Stil treu. Ähnlich wie bei seiner ersten Sparks-Adaption „Das Leuchten der Stille" verzichtet er auch bei „Safe Haven" auf eine melodramatische Stilisierung (die gibt es eher in „Wie ein einziger Tag" oder in „The Lucky One - Für immer der Deine"), trotzdem müssen Fans nicht auf romantische Küsse im Regen, sanften Kuschelsex, tränenreiche (Brief-)Lektüre und Schmusepopuntermalung verzichten. Die Zurückhaltung des Regisseurs tut der Geschichte aber durchaus gut und gerade die Schlusswendung ins Übernatürliche (die hier genau wie der erste große Plot-Twist, der Katies Vergangenheit betrifft, natürlich nicht verraten wird) profitiert von dieser eher nüchternen Herangehensweise, denn sie entfaltet durch den Kontrast erst ihre volle Wirkung.
„Safe Haven" ist trotz aller vertrauten Elemente und bekannten Motive kein filmisches Malen nach Zahlen. Gleich der Anfang bietet mit einer dramatisch-dynamischen Verfolgungsjagd Unerwartetes und mit dieser spannenden Sequenz gibt Hallström den Ton vor für die immer wieder aufgegriffene Parallelhandlung um den Polizisten Kevin Tierney, der die Protagonistin wie ein Besessener jagt. Der mit nonchalanter Klarheit etablierte Gegensatz dieser düsteren Szenen zu dem malerischen Idyll in North Carolina könnte größer nicht sein und die unterschwellige Bedrohung, die von ihnen ausgeht, wird verbunden mit dem Geheimnis um Katie zum dramatischen Motor des Films. Julianne Hough („Footloose", „Rock of Ages") mag im rein dramatischen Fach noch nicht ganz so zu Hause sein wie im Musical, aber sie gibt der Flüchtigen ausreichend raue Kanten, um den Druck einer traumatischen Erfahrung spürbar werden zu lassen. Die Romanze mit Josh Duhamels („Transformers") etwas linkischem, aber grundsympathischen Witwer ist daher auch eher eine sanfte Annäherung zweier verwundeter Seelen – von der funkensprühenden Starpower einer solchen Paarung wie Ryan Gosling und Rachel McAdams („Wie ein einziger Tag") ist das allerdings weit entfernt. Der ganz große Taschentuchfaktor mag der zentralen Liebesgeschichte fehlen, umso schöner sind dafür viele der Szenen des Paars mit Alex‘ Kindern und die Auftritte von „How I Met Your Mother"-Star Cobie Smulders als einsame Nachbarin und Freundin.
Fazit: „Safe Haven" ist schon der achte Film nach einer Vorlage des Autors und trotz einiger überraschender Akzente auch fast so etwas wie der Prototyp einer Nicholas-Sparks-Verfilmung: gefühlvoll und etwas überkonstruiert, voller idyllischer Landschaftsaufnahmen und schicksalhafter Wendungen, besetzt mit gutaussehenden Stars und untermalt von romantischen Popsongs.