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Veröffentlicht am 24. April 2013
Regisseur Ulrich Seidl präsentiert den zweiten Teil seiner Paradies-Trilogie.

„Vater unser im Himmel, is‘ ja eh klar“, sagt Herr Rupnik. Anna Maria, gespielt von Maria Hofstätter, arbeitet als MTA und nimmt sich Urlaub für die ihr wohl wichtigste Tätigkeit, nämlich das Bekehren. Mit ihrer hölzernen Wander-Maria, dem Radio-Maria-Aufkleber am Auto und einer Pump-Sprayflasche gesegnetes Wasser ist sie auf Tour, gezielt in sozialen Brennpunkten und möchte mit den Menschen beten. Für deren Sünden peitscht sie sich und rutscht auf Knien. Wie aus dem Nichts taucht ihr Mann Nabil auf. Er ist ein Moslem aus Ägypten, querschnittsgelähmt und besteht auf eheliche Rechte. Dabei hatte doch Anna Maria durch seine Abwesenheit zu ihrem Glauben zurückgefunden.

Ulrich Seidl hat seine Paradies-Trilogie zunächst als Film mit drei Handlungssträngen produzieren wollen und sich später zu drei eigenständigen Filmen entschieden. Darum folgt nun der zweite Teil dem ersten in gleicher Machart. Für die norddeutschen Cineasten dürfen es wieder deutsche Untertitel zur Österreichischen Sprache sein, der Regisseur kommt ohne Musik aus, setzt wohldosiert dokumentarische Stilmittel ein und schont sein Publikum keineswegs. Nach „Paradies: Liebe“ mit der Konzentration auf käuflichen Sex gibt es keine Erholung. Seidl zieht den Betrachter eher tiefer in die verzweigten Abgründe der Gesellschaft, und wegen der gut gelenkten unaffektierten Vermittlung begleitet von kopfschüttelndem Entsetzen und Schmunzeln der Betrachter.
Es ist die Energie und die Aufopferungsbereitschaft der Maria Hofstätter, die ihre Anna Maria so natürlich und extrem erscheinen lässt. Ebenso bewundernswert ist Nabil Saleh in der Rolle als Ehemann der Anna Maria mit seinem unzweideutigen Flehen nach Anerkennung, der Ernüchterung und der gekonnt gespielten körperlichen Beeinträchtigung.

Man kann Ulrich Seidl sicherlich vorwerfen, dass er das Extreme mit zu viel Gewicht bedacht und zudem noch chronologisch hinter die „normalen“ und schnell abgehandelten Vorgänge gelegt hat, während auch die Ehestreitigkeiten zwischen Anna Maria und Nabil in die Eskalation geführt werden.
Trotzdem wird ein starkes Stück Kino gezeigt.
Kino:
Anonymer User
4,0
Veröffentlicht am 27. März 2013
Meisterhafter Film über eine traumatisierte Frau auf der Suche nach Erfüllung und Glück. Mit seinem extrem spröden, dokumentarischen Stil sicher nicht jedermanns Sache, aber für Freunde der Filme Ulrich Seidls ein überaus böses Vergnügen. Dabei gibt der Regisseur seine Protagonistin (großartig: Maria Hofstätter) nie der Lächerlichkeit preis, erzeugt vielmehr mit der gewollten Distanz zum Zuschauer, der Zeuge absurdester Momente wird, einen bitteren Humor. Von Blasphemie kann daher an keiner Stelle die Rede sein.
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