Nachdem er mit seinen Erfolgskomödien wie „Nachts im Museum“, „Der rosarote Panther“ oder „Im Dutzend billiger“ bereits einige Milliarden in die Kassen der Hollywoodstudios gespült hat, versucht sich Shawn Levy mit der Verfilmung des Bestsellers „Sieben verdammt lange Tage“ nun erstmals an klassischer Oscarkost. Dabei hat der „Real Steel“-Regisseur für seine kurzweilige Familien-Dramödie eine beeindruckende All-Star-Besetzung versammelt und selbst für Nebenrollen solche namhaften Darsteller wie Timothy Olyphant („Hitman“) oder Rose Byrne („Bad Neighbors“) gewonnen. Und tatsächlich erweist sich der Cast dann auch als eindeutiges Prunkstück des Films: Jason Bateman, Tina Fey, Jane Fonda und Co. verwandeln die bissigen Dialoge von Jonathan Tropper (der basierend auf seinem Roman auch das Drehbuch verfasst hat) mit ansteckender Spielfreude in oftmals treffsichere Pointen. Die massenhaft angerissenen Familienkonflikte (und deren überwiegend wenig überzeugenden Auflösungen) wirken hingegen wie ein bloßes Genre-Best-of, weshalb am Ende zwar viele einzelne Momente und Sprüche positiv herausstechen, aber der Film als Ganzes kaum eine eigene Identität entwickelt.
Nach dem Tod ihres Mannes eröffnet Hillary Altman (Jane Fonda) den vier erwachsenen Kindern, dass es der letzte Wunsch des Verstorbenen gewesen sei, dass seine Familie die Regeln der Schiv'a beachtet. Bei diesem jüdischen Trauerritual bleiben die engen Hinterbliebenen sieben Tage lang zu Hause, während Freunde, Nachbarn und Bekannte vorbeikommen und Trost spenden. Aber bei so viel erzwungener Nähe wird nicht nur getrauert, es brechen auch etliche alte und neue Konflikte (wieder) auf, schließlich ringen die Geschwister allesamt auch mit ihren ganz persönlichen Problemen: So ist die Frau von Radioproduzent Judd (Jason Bateman) gerade erst mit dessen Boss fremdgegangen, während Wendy (Tina Fey) den Vater ihrer zwei Kinder schon lange nicht mehr liebt, sondern sich heimlich nach ihrer Jugendliebe, den seit einem Autounfall geistig angeschlagenen Nachbarn Horry (Timothy Olyphant), zurücksehnt. Und während Paul (Corey Stoll) vergeblich versucht, endlich seine Frau zu schwängern, hat der jüngste Bruder Phillip (Adam Driver) mit seiner viel älteren Psychotherapeutin Tracy (Connie Britton) nur scheinbar eine passende Partnerin gefunden...
Das heimliche Kiffen in der Synagoge löst nicht nur den Feueralarm, sondern auch die Sprinkleranlage aus, während das Gestöhne beim Sex über das Babyphone ungewollt live an die versammelten Trauergäste übertragen wird – irrwitzige Situationen wie diese sind zwar alles andere als originell, aber dank der stimmigen Chemie zwischen den Darstellern trifft Regisseur Shawn Levy doch oft genau den richtigen Ton zwischen frechem Witz und anrührender Melancholie. Vor allem Jason Bateman („Kill the Boss“, „Voll abgezockt“) als gedemütigter Spießer und Adam Driver („Girls“, „Star Wars VII“) als überdrehter Hipster überzeugen als gegensätzliches Brüderpaar und spielen sich kongenial die Bälle zu. Da ist es nicht so wichtig, dass die Auftritte von Leinwandlegende Jane Fonda („Barbarella“, „Das China-Syndrom“) als allzu offenherzige Therapeuten-Mutter, die früher mal einen Bestseller über die Erziehung ihrer Kinder geschrieben hat, für den diese sich heute noch schämen, überwiegend dazu dienen, pubertäre Gags über ihr Dekolleté zu reißen, bei dem unübersehbar chirurgisch nachgeholfen wurde.
Viel schwerer ins Gewicht fällt hingegen, dass Shawn Levy zwar die lustigen Szenen im Griff hat, aber dafür die dramatische Seite sträflich vernachlässigt: Es werden für die eigentlich zu knappen 103 Minuten derart viele Konflikte angerissen, dass der Film im Gegensatz zum sehr viel präziseren Roman konsequent nur an der Oberfläche kratzt. Da beschleicht einen immer mal wieder der Verdacht, die Macher hätten sich darauf verlassen, dass das Publikum die wahrlich nicht gerade ausgefallenen Themen (Festhalten an der lieblosen Ehe aus Rücksicht auf die Kinder; die Weigerung des jüngsten Bruders, endlich erwachsen zu werden, etc.) schon kennt und sich einfach seinen Teil dazu denken wird. So drückt man allerdings auch niemandem wirklich die Daumen, dazu sind die Probleme einfach zu banal, und bei einigen an die Seitenlinie gedrängten Figuren wird es sogar ein wenig ärgerlich: So verkommt Pauls Frau Alice (Kathryn Hahn) mit ihrem unbedingten Kinderwunsch zwischenzeitlich zur furienhaften Karikatur und Horry mag zwar eine auffällige Narbe auf der Stirn tragen und immer mal wieder Dinge vergessen, aber seine geistige Behinderung wurde für die Leinwandversion trotzdem arg geschönt.
Fazit: In „Sieben verdammt lange Tage“ werden altbekannte Familienkonflikte mit bissigen Dialogen aufgepeppt. Vor allem dank der spielfreudigen Darsteller springt so zwar ein schwarzhumoriger und durchaus kurzweiliger Kinoabend heraus, aber eventuelle Oscar-Hoffnungen dürfen die Produzenten wohl dennoch jetzt schon begraben.