Mit „The Avengers" landete Comic-Gigant Marvel im Sommer 2012 nicht nur einen Riesenhit, sondern führte auch ein in der Kinogeschichte bisher einmaliges Erzähl- und Vermarktungskonzept zum vorläufigen Höhepunkt. Mit zahlreichen Querverweisen gespickten Solo-Auftritten der Superhelden in Filmen wie „Iron Man", „Thor" und „Captain America" ließ man ihre überaus erfolgreiche Vereinigung folgen. Der Clou dabei: Alle diese Werke gehören dem gleichen „Avengers"-Universum an, ihre Handlungen und Figuren sind auf vielfache Weise miteinander verbunden. Genau diese Verzahnung will Marvel in Zukunft noch stärker fortführen. Kommende Filme wie „Iron Man 3" oder „Thor 2 - The Dark World" sollen zwar auch für sich alleine stehen können, im Hintergrund soll aber immer das „große Ganze" mitschwingen, das dann 2015 bei „The Avengers 2" wieder im Mittelpunkt stehen wird. So zumindest der Plan. Flankierend produziert Marvel auch noch Kurzfilme, die als Extras auf diversen DVD- und Blu-ray-Veröffentlichungen erscheinen. Die ersten beiden dieser sogenannten „One Shots", „Der Berater" und „A Funny Thing Happened on the Way to Thor's Hammer", waren noch ganz kurze Sketche. Nun folgt mit dem Heimkino-Start von „The Avengers" der mit gut elf Minuten bisher eindeutig längste „One Shot". Louis D'Espositos Komödie „Objekt 47" bietet nicht nur ein nettes Intermezzo für die Fans, sondern auch neue Figuren, die in der Marvel-Superhelden-Welt einmal eine größere Rolle spielen könnten.
Benny (Jesse Bradford) und Claire (Lizzy Caplan) sind Loser, die bislang wenig im Leben vorzuweisen haben. Doch als ihnen eine außerirdische Waffe in die Hände fällt, die bei der von den Avengers vereitelten Invasion zurückgeblieben ist, schafft es Benny überraschend, das Ding zum Laufen zu bekommen. Das Paar sieht eine Chance auf ein besseres Leben und raubt Banken im ganzen Land aus. Phil Coulsons Nachfolger bei der Geheimorganisation S.H.I.E.L.D., Agent Jasper Sitwell (Maximiliano Hernández), wird daraufhin von seinem Boss Agent Blake (Titus Welliver) verdonnert, das Duo zu stoppen, die Waffe sicherzustellen und herauszufinden, warum das verdammte Ding funktioniert.
Die Marvel-Verantwortlichen Avi Arad und Kevin Feige wurden in der jüngeren Vergangenheit nicht müde zu betonen, dass die Kurzfilme in Zukunft eine immer wichtigere Rolle im „Avengers"-Universum spielen würden. Man könne sich sogar vorstellen, in Zukunft neue Helden in diesen Kurzfilmen einzuführen und gleichzeitig zu testen. In „Objekt 47" treten nun keine neuen Superhelden auf, aber doch Figuren, die in der „Avengers"-Welt durchaus eine Zukunft haben könnten. Neben dem von Serienstar Titus Welliver („Sons Of Anarchy", „The Good Wife") gespielten S.H.I.E.L.D.-Führungsagenten Blake rückt vor allem Maximiliano Hernandez als Jasper Sitwell ins Blickfeld. Hatte er in „Thor" und „The Avengers" bereits kleine Auftritte, ist nun klar, dass die Marvel-Verantwortlichen ihm zutrauen, in die Fußstapfen des bei Fans ungemein beliebten Agent Coulson (Clark Gregg) zu treten. Hernández deutet an, dass ihm das gelingen tatsächlich könnte, auch wenn ihm noch eine gehörige Portion Charisma fehlt und seine Action-Einlage auch deutlich gegenüber Coulsons Arschtritten in „A Funny Thing Happened on the Way to Thor's Hammer" zurücksteht.
Im Mittelpunkt von „Objekt 47" stehen aber nicht die S.H.I.E.L.D.-Agenten, sondern Jesse Bradford („Flags of our Fathers", „Hackers") und Lizzy Caplan („Die Hochzeit unserer dicksten Freundin", „Party Down") als Liebespaar auf den Spuren von „Bonnie und Clyde". Die Chemie zwischen beiden stimmt, vor allem die klar den Ton angebende Lizzy Caplan gefällt einmal mehr. Man darf gespannt sein, ob Marvel in zukünftigen Filmen oder der in Vorbereitung befindlichen TV-Serie „S.H.I.E.L.D." weiter Verwendung für das Duo hat – durchaus vorstellbar, schließlich ist es Jesse Bradfords Benny, der eine Alien-Waffe bedienen kann, an der sich die S.H.I.E.L.D.-Techniker bislang die Zähne ausgebissen haben. Und der Abspann von „Objekt 47" liefert den klaren Hinweis, dass das von den Außerirdischen zurückgelassene Kriegsgerät noch wichtig werden dürfte. Welche Geheimorganisation verzichtet schließlich auf die große Feuerpower von Waffen aus einer anderen Dimension?
Fazit: „Objekt 47" ist ein weiterer kleiner Sketch für „Avengers"-Fans, bei dem auch der obligatorische Abschluss-Gag nicht fehlt. Dazu gibt es diesmal auch vielversprechende neue Figuren, die wir hoffentlich bald wiedersehen werden.