Der Erfolgsproduzent Jason Blum ist bekannt dafür, sich talentierte Regisseure zu angeln, um ihnen dann bei bescheidenen Budgets von zwei bis vier Millionen Dollar möglichst freie Hand zu lassen. Dieses Konzept geht oft genug auf, um neben Hits wie „The Purge“ oder „Oculus“ auch mal risikolos den einen oder anderen Flop wie „Blutiger Auftrag“ oder „Stretch“ zu verkraften. Mit dem Grusel-Schocker „The Lazarus Effect“ hat nun auch der neueste Streich der Günstig-Schmiede Blumhouse Productions trotz zwei Jahren Lagerzeit im Studio-Giftschrank seine Schuldigkeit am US-Box-Office getan - mit einem Einspielergebnis von etwas mehr als 20 Millionen Dollar ist er zwar kein Kassenknüller, aber sicher auch kein Flop. Aber wo „Sinister“-Schöpfer Scott Derrickson (dreht jetzt „Doctor Strange“ für Marvel) und „Insidious“-Mastermind James Wan (sein „Fast & Furious 7“ startet im April) die kreativen Freiheiten ihrer Blumhouse-Jobs nutzen konnten, um sich für größere Aufgaben zu empfehlen, wird nach „The Lazarus Effect“ wohl niemand auf die Idee kommen, Regisseur David Gelb („Jiro Dreams Of Sushi“) das nächste „Star Wars“-Spin-off anzubieten - dafür ist sein Moderner-Frankenstein-Schocker einfach viel zu einfallslos inszeniert.
Ursprünglich wollte das Wissenschaftler-Paar Frank (Mark Duplass, „Tammy“) und Zoe (Olivia Wilde, „Rush“) nur ein Serum entwickeln, das das menschliche Hirn ein wenig länger am Leben erhält, während die Notärzte am Unfallort erste Hilfe leisten. Aber dann entpuppt sich der Wirkstoff DMT als sehr viel wirkungsvoller als erwartet und erweckt bei einem Laborversuch einen toten Hund wieder zum Leben. Mit so einem Mittel ließe sich natürlich haufenweise Knete verdienen und so reißt sich der finanzierende Pharmakonzern mit Hilfe des Kleingedruckten im Vertrag direkt die gesamten Ergebnisse unter den Nagel. So bleibt den Wissenschaftlern nur noch eine einzige Nacht, um ihre Forschungen zu beenden und den Konzernbonzen zuvorzukommen. Aber dann geht eines der hastig durchgeführten Experimente schief – mit fatalen Folgen…
Dass sich die angeblich hochintelligenten Forscher in „The Lazarus Effect“ oft ähnlich dämlich benehmen wie die zugedröhnten Teenager in anderen Horrorfilmen? Geschenkt! Aber wenn Mark Duplass selbst dann noch gelangweilt dreinschaut, wenn er gerade als erster Wissenschaftler gottgleich ein Tier aus dem Reich der Toten reißt, fragt man sich schon, warum man sich dann als Zuschauer darum scheren sollte. Ein wenig Grusel kommt erst auf, wenn in der zweiten Hälfte Zoe im spontanen Menschenversuch eine Portion DMT in den Schädel gepumpt wird und sie daraufhin mit reichlich Aggressionspotential wieder aufersteht. Olivia Wilde gibt mit pechschwarzen Kontaktlinsen einen überzeugend-zynischen Todesengel ab, wobei ihre neugewonnen Kräfte nicht mit irgendwelchem Dämonenzeugs, sondern mit der Wirkung des Serums erklärt werden: Nun erst ist es ihr möglich, mehr als die üblichen zehn Prozent ihres Hirns auf einmal zu nutzen. Moment mal: Ist das nicht exakt dieselbe Idee wie in „Lucy“ mit Scarlett Johansson? Na klar! Aber wo Luc Besson den Hirn-Schmarrn als Anlass für ein vogelwild-stylisches Kintopp-Fest nimmt, hat David Gelb leider neben einem etwas wirren Schuld-und-Sühne-Feuertraum nur eine Handvoll der genreüblichen Schockeffekte zu bieten.
Fazit: Abseits der kompetent gesetzten Schockeffekte ziemlich müder Wissenschafts-Schocker mit einem offenbar selbst schrecklich gelangweilten Hauptdarsteller.