Den Vorwurf etablierter Film-Kritiker, „No Escape“ sei zutiefst rassistisch und bediene zu viele Klischees, muss man aus der amerikanischen Perspektive heraus betrachten, um ihn zu verstehen. Mir selbst erscheint die dargestellte Gewalt, der ein Familienvater und seine dreiköpfige Familie mit einem Mal in einem südostasiatischen Land ausgesetzt sind, recht plausibel und so realistisch umgesetzt, dass ich noch Stunden danach mit einem mulmigen Bauchgefühl durch die (absolut ruhigen) Abendstraßen in meiner Heimatgemeinde zog. Hätte man den Film in Afrika angesiedelt, wäre es traurigerweise vermutlich noch glaubhafter gewesen.
Vielleicht ist es aber auch die vertraute Perspektive des Familienvaters, die ebensolche Empfindungen in mir auslöst. Da werden dann tatsächlich Stereotype bedient, bspw. bei der Großaufnahme auf Füße und Schuhwerk der Fliehenden, um zu zeigen, wie wenig sie dem wütenden, Machete-schwingenden Mob entgegenzusetzen haben.
Die Rettung durch die nahe vietnamesische Grenze erscheint mir als „too much“ – ausgerechnet Vietnam bietet der amerikanischen Durchschnittsfamilie aus Austin/Texas den sicheren Hafen. "Moralkeule, ick hör dir trapsen."
Brillant war einmal mehr Pierce Brosnan, der in seiner Nach-Bond-Ära als einziger der Bond-Darsteller immer mal wieder, und deutlich glaubhafter als zu Bond-Zeiten, einen (britischen) Agenten spielt. Toll, wie ihm dieses Rollenverständnis sichtlich Spaß bereitet.
Und: Owen Wilson hätte ich einen solchen Film nicht zugetraut. In den kurzen Familien-Sequenzen im Flugzeug und im Krankenbett, in denen er – väterlich-affektiert und mit zugespitzen Lippen – die Geburtsgeschichte (kindgerecht?) seiner Kinder erzählt, da blitzt der „bekannte“ Wilson durch. Für die restlichen Filmminuten hatte er eindeutig seinen Wohlfühlbereich überschritten. Bravo.