Durch Regisseure wie Hong Sang-soo („In Another Country") oder Park Chan-wook („Old Boy") erlangte das südkoreanische Kino auf Festivals und bei Kritikern weltweit höchste Anerkennung. Und auch viele Fans des harten Genrekinos warten inzwischen eher gespannt auf neue Filme aus Südkorea als auf solche aus Hollywood oder Frankreich. Zu diesem Aufschwung trugen auch die oft hervorragenden Schauspieler einiges bei, auch wenn ihre Namen dem internationalen Publikum weniger geläufig sind. Da ist etwa der theatererprobte Min-sik Choi, der immer wieder ein Ereignis ist - von „Oldboy" über „I saw the Devil" bis zu „Nameless Gangster". Lee Byung-Hun wiederum weiß als aparter Beau in Filmen wie „I come with the Rain" oder „Bittersweet Life" ebenso zu gefallen wie der kantige Hwang Jung-Min in den Werken von Ryu Seung-wan (speziell in „The Unjust"). Zu den größten Stars Südkoreas gehört auch Song Kang-Ho, der bereits mit den bekanntesten Regisseuren des geteilten Landes wie Kim Jee-Woon („The Good, The Bad, The Weird"), Park Chan-Wook („Durst") und Bong Joon-Ho („Memories of Murder") gedreht hat und in seiner Heimat ein Garant für Erfolge ist. Dabei ist der leicht pummelige Song weit entfernt vom abgehobenen Glamour einiger Hollywood-Stars. Er ist der Jedermann, der nicht nur erfrischend unspektakulär daherkommt, sondern immer ein wenig überfordert mit der Situation zu sein scheint. Seinen Status als Kassenmagnet in Korea bewies er auch mit Yoo Has kompetent gemachtem Krimi „The Howling", diesem Star-Vehikel fehlt allerdings das gewisse Etwas.
Detektiv Jo Sang-gil (Song Kang-ho) ist einer der besten Männer bei der Polizei von Seoul. Seinen Ruhm kann er jedoch kaum genießen: Zwei schwierige Kinder und der ständige Balanceakt zwischen Beruf und Familie fordern ihren Tribut. Der Mordfall eines Mannes, der bei lebendigem Leibe in seinem Wagen verbrannt ist, hat ihm da gerade noch gefehlt. Abgesehen von einem versoffenen Obdachlosen scheint es keine Zeugen und Anhaltspunkte zu geben und zu allem Überfluss muss er auch noch mit der blutjungen Anfängerin Cha Eun-young (Lee Na-young) zusammenarbeiten, die er zunächst mit seiner Macho-Attitüde einschüchtert. Langsam rauft sich das Ermittlerduo dann aber zusammen, die Ermittlungen führen es bald auf die Spur eines mysteriösen Hundetrainers. Immer wieder tauchen Hunde an Tatorten und am Rande der Ermittlungen auf und es nährt sich der Verdacht, dass es die Vierbeiner selbst sein könnten, die für die Mordserie verantwortlich sind.
Denkt man zunächst, das Motiv der blutrünstigen Hunde würde wie im Thriller-Klassiker „Wolfen" in übernatürliche Gefilde führen, findet man sich bald im Feld eines klassischen Krimis wieder. Auch wenn die Mörderhatz immer wieder auf Hochglanz poliert wird, erinnert Yoo Has Krimi damit erstaunlich oft an eher betuliche deutsche Fernsehkost alter Schule und das ist im Kontext des wüsten und einfallsreichen koreanischen Genre-Kinos etwas wenig. Die Handlung wird zügig und zielstrebig vorangetrieben, mehr aber auch nicht. Selbst Regisseur Ha scheint dem Spannungspotential seiner Kriminalgeschichte nicht recht getraut zu haben, denn immer wieder streut er kurze, blitzartige und von mittelmäßigen Spezialeffekten geprägte Einschübe im „CSI"-Stil ein, die keinerlei erzählerische Funktion haben. Diese durchschaubaren Versuche, die fehlende Hochspannung zu kaschieren, wirken im Rahmen der ansonsten eher schnörkellosen und zweckdienlichen Inszenierung wie Fremdkörper. So bleibt „The Howling" ein beschaulicher koreanischer „Tee-und-Gebäck-Krimi", der nie recht in Gang kommen will.
Bei der nur mäßigen Spannung nützt es auch wenig, dass Song Kang-ho erneut eine Variation seiner Paraderolle des leicht tollpatschigen Helden gibt. Trotz überzeugende Leistung will die Attitüde eines coolen, legendären Ermittlers nicht immer ganz passen. Wenn er der ihm zugeteilten jungen Kollegin (nur süß: Lee Na-young ) mit üblen Macho-Manieren begegnet oder sich rüde bei seinem Vorgesetzten beschwert, wirkt das nicht wirklich kernig, sondern eher albern. Im Verlauf der Geschichte wird dieses Gepolter zwar auf ein akzeptables Maß reduziert, doch ebenso sehr pegelt sich der ganze Film im Mittelmaß ein und von da an plätschert er ruhig bis zum Ende vor sich hin. Dabei gibt es wenig zu kritisieren, doch ebenso wenig will sich Begeisterung einstellen.
Fazit: „The Howling" ist ein durch und durch solider Krimi. Mit seiner geradezu betulichen Erzählweise ist er dabei ein untypischer Vertreter des sonst so wilden und auch formal kühnen südkoreanischen Genre-Kinos.