Durch den Tod der Mutter Isabelle Reed (Huppert), der vielleicht ein Suizid oder ein Unfall gewesen sein könnte, gerät die vierköpfige Familie ganz schön ins Schleudern. Isabelle war Kriegsfotografin und ständig im Auslandseinsatz. Zu Hause entwickeln die drei Zurückgebliebenen ein Eigenleben, in dem die Trauer um den Tod der Mutter und Ehefrau unterschiedlich gehandhabt wird. Auch wenn sie ständig kommunizieren, bleibt eine gewisse Distanz, die Regisseur Joachim Trier sehr sensibel und differenziert darstellt. Obwohl Isabelle schon lange tot ist, ist sie permanent präsent und agiert wie eine Lebende. Dabei werden Probleme sichtbar, die die Mutter zwar nicht lösen kann, aber sie geleitet ihre Familie in eine neue, selbstbestimmte Richtung, weil sie ständigen Kontakt hält.
Ehemann, Familienvater und von Beruf Lehrer Gene (Gabriel Byrne) ist im Gegensatz zu seiner Frau ständig zu Hause vor Ort und längt die Familiengeschicke mit ruhiger, verständnisvoller Hand. Kollegin Hannah (Amy Ryan) wärmt das Herz des Witwers. Die beiden Brüder Jonah (Jesse Eisenberg) ist verheiratet und gerade Vater geworden und Conrad (Devin Druid), der Sonderling, der zu spontanen Gewaltausbrüchen neigt, reden viel über sich und die Familie, machen erste bzw. weitere Erfahrungen in Sachen Liebe. Es ist wohl der Mangel an spektakulären Ereignissen, der diese mutterlose Familie so normal erscheinen lässt und ist für jeden offen, der sich drauf einlässt. Vater und Söhne erleben den ganz normalen Alltag mit Trauer, Heimkehr oder Coming Off Age.
Bekanntes lässt den Zuschauer ziemlich schnell heimisch werden, immer wieder angetrieben von der an sich toten Mutter, die hier aus Fleisch und Blut auftritt und ihrer Familie den Zusammenhalt bietet, den sie ohne sie nicht hätte. Die Mutter ist die Basis, egal ob sie anwesend oder abwesend ist. Ihre Immanenz übertönt jede Bombe.