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    Breathless
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    Breathless
    Von Constantin von Harsdorf

    Was DVD-Cover nicht alles versprechen! Da werden filmische Tiefflieger zu Kultfilmen deklariert, reißerische Zitate ohne Quellenangabe präsentiert oder etwas bessere Cameo-Auftritte von ehemals oder inzwischen renommierten Schauspielern kurzerhand zu Hauptrollen erhoben. Aus Sicht der Studios sind derlei Mogelpackungen zwar nachvollziehbar, hat auf diese Weise doch bereits manch zweifelhaftes Werk respektable Umsätze erzielt. Ahnungslose Käufer kommen sich dagegen in der Regel schlicht veräppelt vor. Auch Jesse Bagets („Cellmates") dritte Regiearbeit „Breathless" wird per Cover äußerst protzig beworben: die schmutzigste schwarze Komödie seit „Shaun of the Dead" soll das sein. Bloß, dieses Versprechen kann der Regisseur nicht einlösen. „Breathless" ist eine inhaltlich lauwarme Genre-Übung im Gangster-Fach, in deren Verlauf allerhand bekannte Motive und ikonische Filmszenen durchgekaut werden. Dass das trotzdem streckenweise nett unterhält, hat Baget seinen zwei gut aufgelegten Hauptdarstellerinnen zu verdanken.

    Längst hat Lorna (Gina Gershon) bloß noch Scherereien mit ihrem verbrecherischen Ehemann Dale (Val Kilmer). Kaum aus dem Gefängnis entlassen, steht dem Ganoven nichts anderes im Sinn, als die nächstbeste Bank um 100.000 US-Dollar zu erleichtern. Als sie davon erfährt, platzt Lorna endgültig der Kragen. Dieses Mal will sie auch einen Teil von der Beute haben. Sie weiß, dass Dale das Geld irgendwo in der Nähe versteckt haben muss und versucht mit ihrer Freundin Tiny (Kelli Giddish), den Ort aus ihm rauszubekommen. Als sie den Gatten im Affekt erschießt, fangen die Probleme jedoch erst richtig an. Erst gerät Sheriff Cooley (Ray Liotta) auf ihre Fährte, dann bekommen die beiden auch noch ungebetenen Besuch von einem anderen Gangster, Maurice Doucette (Wayne Duvall), der ebenfalls hinter dem Geld her ist und dabei nicht gerade zimperlich vorgeht...

    Zum Großteil spielt „Breathless" in einem gigantischen Wohnwagen – ein eher ungewöhnlicher Schauplatz und eine Konzentration, die dem Film einen leichten Kammerspiel-Charakter verleiht. Ansonsten sind all die Genre-Motive, die Baget und seine Co-Autorin Stefania Moscato in „Breathless" zusammentragen, ja schon etwas angestaubt: Ein ordentlicher Batzen Geld aus einem Banküberfall, kombiniert mit einer Mischung aus Intrigen, schwarzhumorigen Dialogen und einer ordentlichen Portion Gewalt à la Quentin Tarantino oder Guy Ritchie waren bereits zu häufig die vermeintliche Erfolgsformel so mancher Räuberpistole. Von der erzählerischen Raffinesse und inszenatorischen Leichtigkeit seiner Vorbilder ist bei vielen „Breathless"-Szenen nur wenig zu spüren, dafür wirkt vieles zu bemüht cool oder schlichtweg zu uninspiriert und unverhohlen abgeschaut.

    Wenn sich etwa aus Lornas entsicherter Pistole plötzlich eine Kugel löst, direkt in Dales Schädel landet und es schließlich gilt, die blutigen Überreste zu beseitigen, ist der „Pulp Fiction"-Vergleich geradezu unvermeidlich. Im weiteren Filmverlauf werden Dales Einzelteile dann teils in den Mixer geschmissen, teils in mundgerechte Stückchen zerhackt und gebraten – „die schmutzigste schwarze Comedy" eben, ganz wie bestellt! Trotz aller inhaltlichen Drastik inszeniert Baget das wüste Treiben jedoch ziemlich blutarm und harmlos, womit seinen Szenen die Pointe Tarantino'scher Gewaltausbrüche abgeht: der scharfe Kontrast zwischen inhaltlich trivialen Dialogen und harten Bildern. Auch der Schlusstwist wirkt wie aus dem Genre-Einmaleins – immerhin aber wird er stark verkauft von zwei Frauen, die sichtbar Spaß an ihren Rollen hatten.

    Gina Gershon („Showgirls", „Killer Joe") und Kelli Giddish („Law & Order: New York") geben wunderbare Partners-in-crime ab. Giddish spielt ihr naives Blondchen so natürlich, dass die schräge Figur nie überformt wirkt oder gar der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Damit bildet sie einen idealen Gegenpol zu ihrer durchtriebenen Kumpanin: Mit großem Vergnügen gibt Gershon ihre Lorna als manipulativ-hinterlistiges Biest mit rauem Charisma und reichlich Galgenhumor. So gehen die meisten Lacher auch auf Gershons Konto, die in herrlich breitem Südstaatenakzent immer wieder beißende Kommentare einstreut und „Breathless" damit ein wenig Eigenständigkeit verleiht. Val Kilmer („The Doors", „Heat") und Ray Liotta („Goodfellas") derweil spulen ihre Rollen souverän herunter, während Wayne Duvall („Auftrag Rache") als cholerischer Ganove noch das ein oder andere Highlight zu einem weitestgehend recht unspektakulären Film beisteuert.

    Fazit: Die beiden Hauptdarstellerinnen liefern eine starke Vorstellung ab – das lenkt jedoch nicht davon ab, dass Jesse Bagets schwarzhumoriger Gangsterfilm „Breathless" selten mehr als eine nette Nummernrevue ist.

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