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    Blood - You Can't Bury The Truth
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Blood - You Can't Bury The Truth
    Von Ulf Lepelmeier

    In den Mittelpunkt seines neuen Films „Blood - You Can't Bury The Truth“ stellt Regisseur Nick Murphy („The Awakening“) weder eine plakative Verbrecherhatz noch eine verschachtelte Whodunit-Konstruktion, sondern ein von Gewissensbissen zermürbtes Polizisten-Brüdergespann. Das auf der britischen Fernsehserie „Conviction“ basierende Cop-Drama empfiehlt sich daher nicht als hoch spannendes Kriminalstück, sondern als eine von bemerkenswerten Darstellerleistungen getragene Charakterstudie um Schuld und Verantwortung.

    Joe (Paul Bettany) und Chrissie Fairbun (Stephen Graham) sind ihrem inzwischen pensionierten und an Alzheimer erkrankten Vater Lenny (Brian Cox) in den Polizeidienst gefolgt und sorgen in einer Kleinstadt auf der britischen Halbinsel Wirral für Recht und Ordnung. Eines Tages wird eine Zwölfjährige tot in einem Skaterpark aufgefunden, was in Joe die Erinnerung an einen ungeklärten Fall weckt, der immer noch an ihm nagt. Schnell wird der vorbestrafte Jason Buleigh (Ben Crompton) als möglicher Täter ausgemacht. Dieser wurde oft mit dem Mordopfer gesehen und zeigte zudem vor seiner christlichen Offenbarung ein Faible für sehr junge Mädchen. Jason gibt zwar zu, sich von der toten Schülerin angezogen gefühlt zu haben, zudem finden die Beamten auch noch ein Fotoalbum mit heimlich fotografierten Minderjährigen in seiner Wohnung, dennoch sind die Beweise nicht ausreichend und Jason wird laufen gelassen. Nach einer durchzechten Nacht stattet Joe, der von Jasons Schuld überzeugt ist, mit seinem Bruder und seinem dementen Vater im Schlepptau dem mutmaßlichen Kindermörder einen Besuch ab und kann seinen Zorn nicht im Zaum halten...

    Dem wenig Überraschungen bereithaltenden, konventionellen Krimiplot schenkt Regisseur Nick Murphy keine allzu große Beachtung. Statt dessen dient das Verbrechen und dessen Auflösung vielmehr als Basis für ein familiäres Drama, in dem die Entwicklung der beiden Brüder im Mittelpunkt steht, die mit einer im Affekt verübten Tat umzugehen haben. Seit jeher im Schatten des hoch verehrten Vaters stehend, versuchen Joe und Chrissie Fairbun dem Vorbild gerecht zu werden. Nun, nach einer unentschuldbaren Gewalttat, stehen sie vor der schwierigen Entscheidung zwischen familiärem Zusammenhalt oder moralischem Handeln.

    Dass das Drehbuch von Bill Gallagher, der auch bereits die sechsteilige TV-Serien-Vorlage „Conviction“ schrieb, weitestgehend konventionell geraten ist, machen die überzeugenden Darsteller wett. Eine ganze Riege hochkarätiger britischer Mimen bügelt manche inhaltliche und inszenatorische Schwäche aus und macht das im Ansatz konventionelle Drama doch noch zu einer spannenden Moralstudie. Mark Strong („Sherlock Holmes“) gefällt als gewissenhafter Vorgesetzter und stoischer Einzelkämpfer, Brian Cox („Zodiac - Die Spur des Killers“, „Troja“) überzeugt als verwirrter alter Mann, der in Gedanken immer noch selbst bei der Polizei ist und Stephen Graham („This is England“) begeistert als zuerst unbedarft-lebensfroher, später verschreckter und überforderter jüngerer Bruder von Joe. Den verkörpert auf mitreißende Weise Paul Bettany („A Beautiful Mind“, „Dogville“), der den selbstsicheren Joe langsam an der begangenen, verheimlichten Untat zerbrechen lässt. Eindringlich lässt Bettany die innere Stärke und Ruhe seine Figur, die Joe für Familie und Arbeitskollegen zu einer überaus verlässlichen Bezugs- und Vertrauensperson werden ließen, bröckeln. Es ist dieser moralische Verfall, der im Zentrum von „Blood“ steht und Nick Murphys Drama bei aller Konvention doch sehenswert macht.

    Fazit: Auch wenn Nick Murphys Polizeidrama die großen Kinobilder fehlen und die Inszenierung etwas bieder ist, ist „Blood - You Can't Bury The Truth“ dank der hervorragenden Darsteller, ein durchaus sehenswerter Film um Selbstjustiz, Schuld und Verantwortung.

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