Ich hatte nichts erwartet; war müde und wollte einfach ein Film zu einem Bierchen genießen. Doch "Saving Mr. Banks" ist doch viel interessanter geworden. Ja, die Geschichte drückt auf die Tränendrüse - aber im positiven Sinne. Wir müssen nicht immer alles dekonstruieren, ironisch verspielt infrage stellen und so weiter und so fort. Manchmal sollten wir uns einfach wieder rühren lassen. Genau darum geht's in dem Film. Sicher, Walt Disney mag im richtigen Leben noch ambivalenter gewesen sein. Aber hier wird doch erkennbar alles ein wenig enthoben, sowieso dazu noch mit dem Blick in die Vergangenheit und den bewusst glanzvollen Darstellungen der Vaterfigur (sympathisch gespielt von Colin Farrell), in die immer wieder Schatten hereinkommen. P.L. Travers hat eine Vorstellung von ihrer Figur und sie muss lernen diese zu teilen, in Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit. Drei Hauptthemen dominieren dabei: Eben diese Auseinandersetzung mit dem Frühren; das Teilen des künstlerischen Werks (Sartre: Kein Werk ist vollständig, wenn es immer wieder verändert werden kann; allein schon deshalb muss ein Künstler raus aus der einsamen Stube und das Werk einem Publikum zugänglich machen); richtige Pädagogik (Disney will eher träumen, Travers Disziplin lernen). Im Endeffekt also kein Film über Mary Poppins, sondern die Auseinandersetzung zwischen Realismus, Pragmatismus und Träumen.
Schöne Musik, sehr gute Schauspieler, vielleicht manchmal ein nicht ganz gelungenes Verbinden dieser Themen. Doch im Vergleich zum anderen Film von Hancock, nämlich dem meiner Meinung nach völlig überbewerteten "The Blind Side", ist "Saving Mr. Banks" ein Rührstück mit guter Botschaft, das einfach von vorne bis hinten Spaß macht! Gibt sogar Witzchen, die man nur checkt, wenn man die kulturellen Differenzen zwischen UK und US kennt. ;)