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    Layla Fourie
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Layla Fourie
    Von Michael Meyns

    Mit „Layla Fourie", der sein Debüt im Wettbewerb der Berlinale 2013 feierte, kehrte die deutsche Regisseurin Pia Marais nach Südafrika zurück, wo sie einige Jahre ihrer Kindheit verbracht hat. Doch auch diese Erfahrung bewahrt sie nicht davor, ihr Drama über Schuld und Vergebung nach anfänglich gelungenen Szenen über die Zustände im modernen Südafrika, zu einem überkonstruierten, unglaubwürdigen Film zu entwickeln.

    Die allein erziehende Mutter Layla Fourie (Rayna Campbell) lebt in der südafrikanischen Metropole Johannesburg. Gerade hat sie eine Ausbildung bei einem Unternehmen abgeschlossen, das auf Lügendetektortests spezialisiert ist. Ihr erster Job führt sie in ein weit entferntes Kasino, wo sie potentielle Angestellte auf deren Ehrlichkeit testen soll. Notgedrungen nimmt sie ihren kleinen Sohn Kane (Rapule Hendricks) mit, fährt durch die Nacht, ist unkonzentriert – und überfährt einen Mann. Da es unmöglich ist, Hilfe zu bekommen, schafft Layla die Leiche beiseite. Während sie von zunehmenden Schuldgefühlen geplagt ist, begegnet der schwarzen Layla bei einem Lügendetektortest der weiße Pienaar (August Diehl). Ein undefiniertes Verhältnis zwischen Anziehung und Ablehnung entwickelt sich. Doch dies wird bald zusätzlich davon belastet, dass sich Pienaar als Sohn des von Layla getöteten Mann herausstellt.

    Ohne Frage ist Südafrika gut 20 Jahre nach Ende des rassistischen Apartheid-Systems ein spannender Schauplatz und Hintergrund für eine Filmhandlung: Die wirtschaftlichen Probleme sind groß, die Kriminalität noch viel größer, die offiziell aufgehobene Rassentrennung existiert auf subtiler Ebene immer noch, führt inzwischen bisweilen sogar zur Notwendigkeit eines Quotensystems für Weiße! In diesem Umfeld siedelt Pia Marais ihren nach „Die Unerzogenen" und „Im Alter von Ellen" dritten Spielfilm an.

    Wie ihren vorherigen Werke arbeitet die Regisseurin und Co-Autorin allerdings auch bei „Layla Fourie" wieder mit einem überkonstruierten Drehbuch, das nicht durch glaubwürdige Figuren und Situationen überzeugt, sondern abstrakte Versuchsanordnung ist. Schon die ersten Minuten machen es deutlich: Wenn Layla über Wahrheit und Lügen sinniert, sich wünscht, dass alle etwas ehrlicher miteinander umgehen würden, ist klar, worauf Pia Marais hinaus will: Sie wird ihre Heldin mit ihren eigenen moralischen Vorstellungen konfrontieren und ihr – und damit dem Publikum – vor Augen führen, wie schwer es ist, sich selbst treu zu bleiben.

    Dass dafür die Figurenkonstellation immer unglaubwürdiger werden muss, scheint Marais nicht zu stören. Bisweilen gelingen ihr zwar sehr pointierte Szenen, die das ständige Gefühl der Bedrohung im modernen Südafrika ebenso auf den Punkt bringen wie den unterschwelligen Rassismus der weißen Minderheit. Und doch bleibt der Blick, den Marais auf Südafrika wirft, stets der einer Außenstehenden, die zudem auf die merkwürdige Idee verfallen ist, die Engländerin Rayna Campbell und den Deutschen August Diehl als Südafrikaner zu besetzen. Europäische Fördergelder werden da eine Rolle gespielt haben, doch es schadet der Glaubwürdigkeit eines Films ungemein, wenn die angebliche Südafrikanerin mit unüberhörbarem britischen Akzent spricht.

    Fazit: In ihrem Drama „Layla Fourie" entwirft Pia Marais eine überkonstruierte Versuchsanordnung, die Fragen nach Wahrheit und moralischen Verhalten stellen will. Trotz manch gelungener Szene bleiben die Figuren zu schematisch und unglaubwürdig, um wirklich zu berühren.

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