John Carney bekam erstmalig große Leinwandstars an die Hand und drehte mit ihnen zum selbst geschriebenen Drehbuch „Can A Song Save Yor Life?“. Die Münchner Filmkunstwochen zeigten sein als Feelgood-Komödie angekündigtes Werk vor dem Kinostart in Deutschland.
New York City: Dan (Mark Ruffalo) ist am Ende. Der ehemals erfolgreiche Musikproduzent hat seit Jahren keinen Star mehr herausgebracht und lässt sich gehen. Frau Miriam (Catherine Keener) und Tochter Violet (Hailee Steinfeld) wie auch das Musik-Label, das er einst gründete, haben ihn rausgeschmissen. Eines Abends entdeckt er auf einer Spontanbühne Gretta (Keira Knightley) und will sie zum Star machen. Die Engländerin hat kurz zuvor ihre Beziehung zu dem erfolgreichen Musiker Dave (Adam Levine, Sänger von Maroon 5) beendet und mag nicht berühmt werden.
John Carney beweist Gefühl. Nicht nur das Gefühl, die großen Stars vor der Kamera anzuleiten. Die Musik hat es dem Iren schon lange angetan. Als Musiker versuchte er sich an dazugehörigen Videoclips, später verzauberte er mit „Once“ das Kinopublikum. Er hat das Feelgood-Gefühl, das eine Geschichte über die Dialoge und die Visualisierung in die Herzen der Zuschauer trägt und Wirkung entfacht. Das Feelgood-Gefühl dieses Films ist ein Wir-Gefühl. Ein Wir-Gefühl, welches sich aus einem gemeinsamen Musikprojekt sehr schnell entwickelt, das eine Independentproduktion ist, denn die finanziellen Mittel und die Begleitmusiker hierzu bekommt Dan nicht von ehemaligen Partnern, sondern von einem Freund, den Dan zum Star machte.
Mit einfachen Rückblenden versteht es der Regisseur, einen Eindruck der in der näheren Vergangenheit entstandenen Enttäuschung und Trostlosigkeit zu vermitteln, um die Differenz zu den aufbauenden Elementen ordentlich zu erhöhen. Die Inszenierung von Carney rutscht immer mehr in Richtung Zusammengehörigkeit. Er fängt hierzu Bilder ein, die nicht besser passen könnten: Unter der Führung des im Überzeugungstaumel befindlichen Dan, der alle anderen mit seiner durchschlagenden Zuversichtlichkeit puscht, werden die Songs aufgenommen, draußen in den Straßen von Big Apple, ohne Genehmigungen, mit allen Musikern gemeinsam gleichzeitig aufgenommen, ohne Overdubbing. Das und viel Spaß bei der Sache verschweißt die Band zur Einheit und reißt die Kinogänger mit. Jenes liegt neben der lebensbejahenden Musik und dem Gesang der bezaubernden Keira Knightley ebenso an der absolut überzeugenden Leistung des Mark Ruffalo („The Kids are all right“, „Shutter Island“). Ein breites Spektrum an Humor wird zudem abgedeckt, weil sich der Plot anfangs von sarkastischem Wortwitz nährt und Steve (James Gordon), Grettas schräger Freund von der Insel, über die gesamte Dauer den Szenerieclown macht. In der Folge achten Miriam und Violet den auflebenden Dan wieder, der ohne beachtenswerte Streiterei das Projekt leitet. Nur das bestehende Beziehungsproblem zwischen Gretta und Dave flechtet Carney in geeigneten Momenten als fortgeführtes Dämpfungsglied ein. Wenn auch dieser Part etwas unbeholfen inszeniert wirkt, kann dies den Drive des Films nicht zerstören.
…äh, Moment, klingt das nicht nach Märchenwelt? Aber welche gute Laune kommt schon ohne den Effekt aus, negative Anteile in den Hintergrund zu drücken oder gar wegzulassen?!
Die Frage, die der Titel des Films stellt, beantwortet Carney nicht, denn seine Geschichte ist eine Momentaufnahme mit Freudenüberschuss. Schnell könnte Dan wieder in andere Muster verfallen, denn die Musik-Szene ist schnelllebig. Aber die Gedanken daran können das starke Kino des John Carney mit seinem mehr als gelungenen Drehbuch nicht aus der Bahn werfen.