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    Tepenin Ardı - Beyond the Hill
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Tepenin Ardı - Beyond the Hill
    Von Christian Horn

    „Tepenin Ardi – Beyond the Hill", das vielversprechende Kinodebüt des türkischen Regisseur Emin Alper, lief im Forum der Berlinale 2012 und erhielt zu Recht eine lobende Erwähnung als Bestes Erstlingswerk. Das besonnen erzählte und mit Anklängen an Thriller und Western versehene Familiendrama erweist sich als überzeugende Charakterstudie mit starken Figuren. Mitunter verliert sich Alper allerdings zu sehr in Alltagsbeobachtungen und vernachlässigt den anfangs geschickt etablierten Spannungsbogen seines Arthouse-Films.

    Eine abgelegene Gebirgsgegend in der Türkei: Hinter den Gipfeln, die sein Tal umgeben, vermutet der pensionierte Forstwirt Faik (Tamer Levent) gefährliche Nomaden, die ihm seinen Landbesitz streitig machen wollen. Als er Besuch von seinem Sohn Nusret und den beiden Enkeln Caner (Furkan Berk Kiran) und Zafer (Berk Hakman) bekommt, spitzt sich die Lage zu. Die Familienangehörigen, darunter auch Faiks zweitältester Sohn Mehmet (Mehmet Ozgur), kämpfen mit ihren ganz eigenen seelischen Problemen, während die vermeintliche Bedrohung durch die Nomaden zum regelrechten Nervenkrieg avanciert.

    Emin Alper inszeniert seine ruhige Familienstudie als ein Geflecht aus Andeutungen und Hinweisen, das viele Fragen – unter anderem auch die entscheidende, ob die hinter dem Berg lebenden Nomaden tatsächlich eine Bedrohung sind – offenlässt. Im Zentrum stehen klar die Figuren, ihre Charaktere und ihre Beziehungen sind fein gezeichnet: Ganz langsam wächst durch die tatsächliche oder eingebildete Gefahr von außen die Spannung innerhalb der Familie und lange gärende Konflikte brechen aus. Regisseur Alper entwirft dabei zugleich das Bild einer archaischen Welt und erzählt vom Verhältnis zwischen Mensch und Natur. Indem er bis kurz vor dem Abspann auf Musik verzichtet und die Dialoge knapp hält, überlässt er immer wieder den oft unbestimmbaren Geräuschen der (wilden) Natur die Bühne, was entscheidend zur spannungsvollen Atmosphäre des Films beiträgt.

    Nicht nur mit seinen Totalen von Berg und Tal, in denen die Menschen nur winzige Striche in der Landschaft sind, erinnert „Tepenin Ardi" an den Western: Die Männer mit ihren Flinten, eine nächtliche Szene am Lagerfeuer und die Geschichte einer Familie, die ihr einsam gelegenes Haus gegen eine Bedrohung verteidigt – all dies sind typische Motive des uramerikanischen Western-Genres, die hier in eine Erzählung über die heutige Türkei eingebunden werden. Die Kombination von Hollywood-Tradition und allegorischem Sozialdrama macht „Tepenin Ardi" zu einem höchst ungewöhnlichen Film, bei dem die kleinen erzählerischen Schwächen nur eine Randnotiz bleiben.

    Fazit: „Tepenin Ardi" ist ein mit einfachen Mitteln, aber sehr effektiv inszeniertes Charakterdrama, in dem im Gewand eines Westerns eine allegorische Geschichte über die Folgen von undifferenzierter Ablehnung anderer Kulturen erzählt wird.

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