Mittlerweile gehört es in Hollywood zum guten Ton, dass in die Jahre gekommene Superstars sich zusammentun, um über das Alter zu sinnieren. Egal ob Sylvester Stallone (Jahrgang 1946) und Konsorten in den „Expendables"-Filmen, Helen Mirren (Jahrgang `45) und ihre harten Jungs in „R.E.D." oder Dustin Hoffman (Jahrgang `37) in seinem Regiedebüt „Quartett": Alte sind In. Mit „Stand Up Guys" wird nach derben Actionkrachern und musikalischer RomCom nun auch das Genre der Gaunerkomödie mit alternden Hollywood-Größen aufbereitet. Und obwohl bei der ersten größeren Regiearbeit von Schauspieler Fisher Stevens („Einmal ist keinmal", „LOL") von der Grundidee bis zur Traumbesetzung mit Al Pacino (Jahrgang `40, „Jack & Jill") und Christopher Walken (Jahrgang `43, „7 Psychos") auf den ersten Blick eigentlich alles stimmt, fehlt es an zündenden Gags und frischen Ideen. Die Geschichte um zwei im Herbst ihres Lebens angekommene Halunken plätschert über weite Strecken ohne viel Verve dahin und hinterlässt bis auf die gewohnt hervorragende Leistung der Hauptdarsteller keinen nachhaltigen Eindruck.
Nach 28 Jahren in Haft wird der alternde Auftragskiller Val (Al Pacino) aus dem Gefängnis entlassen. Vor den Toren empfängt ihn sein bester Freund Doc (Christopher Walken), doch schnell wird klar, dass Vals Zeit in der neu gewonnenen Freiheit knapp bemessen sein wird. Denn Doc wird von Gangsterboss Claphands (Mark Margolis) erpresst, der seit dem Beginn von Vals Haftstrafe auf Rache schwört. Denn vor Jahren hatte der Killer aus Versehen den Sohn des Gangsters erschossen und nun soll ausgerechnet Doc dem Leben seines besten Kumpels binnen 24 Stunden ein Ende setzen – ansonsten muss er selbst dran glauben. So beginnt ein Trip durch die Nacht, bei dem die gealterten Killer nichts auslassen und kurzerhand auch noch der todkranke Kumpel Hirsch (Alan Arkin) aus dem Altenheim geholt wird. Vor allem Val will die ihm verbleibenden Stunden nach jahrelanger Haft noch einmal so richtig auskosten...
Es verwundert sehr, dass Al Pacino und Christopher Walken in ihren langen Karrieren bislang nie gemeinsam vor der Kamera standen. Denn allein optisch – der große, schlaksige Walken und der kleine und mittlerweile auch recht dickbäuchige Pacino – geben die beiden Hollywood-Ikonen ein perfekt unperfektes Paar ab. Dass ihnen ihre Rollen in „Stand Up Guys" wie auf den Leib geschrieben sind, kommt noch dazu: Genauso wie die beiden Freunde, die nach anfänglicher Entfremdung im Laufe der Nacht wieder zu dem Dream-Team zusammenwachsen, das sie einmal waren, laufen Walken und Pacino zu immer größerer Form auf. Selbst die wehmütigen Momente zwischen den beiden Kumpels werden nie unangemessen rührselig und lassen die Gaunerkomödie zu einem schönen Buddy-Movie werden, das in seinen besten Augenblicken an Filme wie „Absolute Giganten" oder „American Graffiti" erinnert, wo Freundschaft ähnlich über lose in einer Nacht verstreute Episoden erzählt wird. Das ist die gute Nachricht!
Die schlechte ist allerdings, dass selbst diese Schauspiellegenden nicht verdecken können, wie willkürlich Drehbuchautor Noah Haidle Szenen aneinanderreiht und sich vor allem auf alberne Witze über Sex und Drogen im Alter verlässt. Die Einzelmomente in dieser letzten, wilden Nacht im Leben eines zum Tode verdammten Ex-Knacki sind so meist belanglos. Ziellos driften die schweren Jungs durch die Dunkelheit, klauen das Auto der aktuell herrschenden Gangsterbande, der sie trotz morscher Knochen und jahrelanger Gewaltabstinenz heillos überlegen sind, und vor allem Val schnupft so ziemlich jedes Pülverchen, das ihm unter die Nase kommt. Die wiederholten Besuche im ehemaligen Stamm-Puff, die mit einer Überdosis Viagra und folglich im Krankenhaus enden, sind dabei nur der Tiefpunkt vorhersehbarer Gags und dümmlicher Witze. Dass sich das Durchhalten bis zum nächsten Morgen nicht nur für die Ganoven, sondern auch für den Zuschauer dennoch lohnt, liegt vor allem an einer grandiosen Sequenz bei einem Herrenausstatter, in dem die beiden Killer sich auf ein furioses Finale vorbereiten.
Fazit: Schauspieler Top, Film trotzdem Flop. Die wenigen wirklich zündenden Gags reichen leider nicht aus, um aus diesem Buddy-Movie eine gelungene Gaunerkomödie zu machen. Angesichts der Chemie, die zwischen den beiden Hollywood-Ikonen Walken und Pacino herrscht, bleibt nur zu hoffen, dass ihre erste Zusammenarbeit nicht ihre letzte ist.