Vor einigen Jahren ging der Fall Murat Kurnaz durch die Medien und nun wird er endlich filmisch aufgearbeitet. Das ist auch nötig, da es sich hierbei vielleicht um das beste Beispiel handelt, um die Zustände in Guantanamo und die Verletzung von Grundrechten aufzuzeigen. Das Lagerleben wurde authentisch inszeniert, man fühlt sich tatsächlich nach Kuba versetzt. Die Rückblenden sind sinnvoll gesetzt, um die eher monotone Zeit im Lager für den Zuschauer zu überbrücken. Allerdings hätte ich mir hier eine umfassendere Rückschau gewünscht, wo auch die Reise von Kurnaz nach Pakistan und seine Entführung (visuell) thematisiert werden. Außerdem finde ich es etwas schade, dass der Film nach 1,5 Jahren Haft endet, obwohl Kurnaz 5 Jahre in Gefangenschaft verbringen muss (so lautet auch der Filmtitel!). Natürlich kann der Film keine 4 Stunden gehen, aber es wäre sicher möglich gewesen, dass man die restlichen 3,5 Jahre und seine Rückkehr nach Deutschland noch einbauen kann, ohne dass der Film zu lang wird. Mein letzter Kritikpunkt bezieht sich auf die fehlende Geradlinigkeit bei der verwendeten Sprache im Film. Zunächst will man Authentizität schaffen, indem alle Wärter englisch sprechen. Später sprechen dann einige Wärter deutsch mit amerikanischem Akzent. Der Verhörspezialist spricht sogar fließend deutsch, und unterhält sich auch so mit einem Wärter und einem anderen Geheimdienstler (in Abwesenheit von Kurnaz), was einfach keinen Sinn macht. Insgesamt ist "5 Jahre Leben" aber ein interessanter (deutscher) Film mit guten Schauspielerleistungen.
Diese terroristischen Islamisten sind weit von Gottes bzw. Allahs Willen entfernt. Und haben keinerlei Verständnis verdient. Jedoch am Beispiel dieses Films ist deutlich zu erkennen, daß die USA Regierung ebenfalls weit davon entfernt ist. Bei der Befreiung der KZ-Insassen im Nazi-Deutschland hat die USA, laut des Films "5 Jahre Leben" offenbar sehr viel gelernt. Die Taten der USA in Guatemala - und (wie bekannt) in vielen Ländern dieser Welt - erinnern an die Taten der Nazis oder drastischer. Ein Lob an Arte, diesen Film auszustrahlen.
Ganz nüchtern und sachlich, ohne Polemik und billige Show-Effekte wird hier sehr eindrücklich der Wahnsinn beschrieben, zu dem sich die USA und ihre Verbündeten sich mit dem "Kampf gegen den islamischen Terrorismus" in Guantanamo hinreißen lassen. Innenminister Wolfgang Schäuble konnte den Vorwurf der "Folter" in Guantanamo nicht erkennen. Verhörtechniken und das systematische Brechen von Menschen wird genau so undramatisch aber beeindruckend dargestellt, wie die Widersinnige Logik der Folter. Stefan Schaller hat Murrat Kurnaz Autobiografie "Fünf Jahre meines Lebens" gekonnt sachlich verfilmt. Sollte Pflichtprogramm an deutschen Schulen werden. Ein politischer Film.