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    Alexander Granach - Da geht ein Mensch
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Alexander Granach - Da geht ein Mensch
    Von Katharina Granzin

    Wer war Alexander Granach? Als der aus Galizien stammende Schauspieler 1945 im Alter von nur 55 Jahren in New York starb, ging ein bewegtes Leben zu Ende. Der junge Granach, damals Bäckerlehrling, war als Teenager nach Berlin ausgerissen und schaffte es dort, an der renommierten Schauspielschule von Max Reinhardt aufgenommen zu werden. Er wurde ein berühmter Darsteller in der Weimarer Republik und hatte später das Glück, auch im amerikanischen Exil weiterarbeiten zu können. Als Granach starb, hatte er seine Autobiografie geschrieben, erlebte ihre Veröffentlichung jedoch nicht mehr. Auf der Basis dieses Buches sowie des Briefwechsels zwischen Granach und seiner langjährigen Schweizer Geliebten Lotte Lieven, hat Regisseurin Angelika Wittlich den nicht nur ästhetisch überaus feinsinnigen Dokumentarfilm „Alexander Granach – Da geht ein Mensch" gedreht. Behutsam spürt sie den Lebensstationen des Schauspielers nach und bringt erstaunlich viele Zeitzeugen vor die Kamera, die vom Leben im jüdisch geprägten Galizien zu berichten wissen. So entsteht aus der Betrachtung des Schicksals eines einzigen Menschen ein welthistorisches Panorama.

    Angelika Wittlich nutzt Granachs eigene Worte als Sprungbrett für ihre Spurensuche, indem sie die Schauspieler Samuel Finzi („Kokowääh", „Ludwig II.") und Juliane Köhler („Der Untergang", „Anonyma – Eine Frau in Berlin") Auszüge aus der Autobiografie und aus den Briefen vortragen lässt. Immer wieder positioniert sie ihre Vorleser an markanten Orten wie etwa der Terrasse der Berliner Akademie der Künste mit Blick aufs Brandenburger Tor. Wenn dann im Text vom Berlin der 20er Jahre die Rede ist, setzt im Kopf des Zuschauers eine Zeitreise ein, aus der Gegenwart werden gleichsam Fäden der Erinnerung zurück in die Vergangenheit gesponnen. Diesen Aspekt unterstreicht Wittlich vor allem bei der Inszenierung der Grand Central Station und der U-Bahn in New York, die, von der realen Tonspur befreit, zu historisch-mythischen Orten werden. Und die Erzählungen einer alten ukrainischen Bäuerin, die die Filmemacherin in Granachs galizischem Heimatort noch findet, vermitteln trotz ihrer rudimentären Form, dass das versunkene jüdische Galizien trotz allem noch irgendwo fortlebt.

    Das charismatische Zentrum des Films aber besetzt neben Alexander Granach selbst dessen Sohn Gad Granach, der ebenfalls eine viel gelobte Autobiografie verfasst hat. Er wuchs ohne den Vater auf, der die Mutter früh verlassen hatte, doch der Kontakt riss nie und obwohl er bereits früh nach Palästina ausgewandert war, weiß Gad dennoch viel über das Galizien seiner Kindheit zu berichten. Aus diesem und anderen Interviews, den Lektüreausschnitten und sehr genau gesetzten Bildern (Kamera: Lars Liebold) lässt Angelika Wittlich nach und nach das eindrucksvolle Porträt eines ungewöhnlichen Menschen entstehen. Dass man dennoch den Eindruck hat, noch viel zu wenig über Granach, seine Zeit und sein Schicksal zu wissen, spricht unbedingt für den Film.

    Fazit: Für ihr sehenswertes Porträt von Alexander Granach findet Angelika Wittlich eine ganz eigene dokumentarische Form. Ihr Film ist gleichermaßen Biografie und poetisches Zeitdokument und macht neugierig, noch mehr über den Schauspielstar der Weimarer Republik zu erfahren.

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