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    Grabbers
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    4,0
    stark
    Grabbers
    Von Lars-Christian Daniels

    Es muss nicht immer gleich das Weiße Haus sein... In Joe Cornishs ausgefallenem Actionspektakel „Attack The Block" hatten es fiese Aliens auf die rauen Problemviertel in South London abgesehen, konnten aber von aufmüpfigen Ghettokids eindrucksvoll in die Flucht geschlagen werden. Nun fallen erneut extraterrestrische Lebewesen in Europa ein und versuchen ihr Glück auf der Nachbarinsel: In Jon Wrights („Tormented") irisch-britischer Co-Produktion „Grabbers" muss sich ein kleines irisches Fischerdorf einer Horde blutsaugender Tentakelwesen erwehren und bringt den außerirdischen Invasoren dabei ebenbürtig wenig Respekt entgegen. Das sorgt dank frischer Ideen und vieler sympathischer Charaktere für spaßige Unterhaltung und macht den angenehm augenzwinkernd inszenierten „Grabbers" zu einem Geheimtipp für Freunde der kurzweiligen Horrorkomödie.

    Als sich die Polizistin Lisa Nolan (Ruth Bradley) ins verschlafene Fischerdörfchen Erin Island versetzen lässt, ist sie eigentlich bloß auf der Suche nach frischer Luft und ein bisschen Ruhe. Kaum angekommen müssen sie und der lokale Polizist und Säufer Ciarán O'Shea (Richard Coyle) jedoch schon an die Arbeit: Außerirdische Seeungeheuer mit unstillbarem Blutdurst suchen die Menschen mit großen Fangtentakeln heim. Zum Glück macht die Einsatztruppe, unterstützt vom kauzigen Fischer Paddy Barrett (Lalor Roddy) und dem skeptischen Meeresforscher Dr. Adam Smith (Russell Tovey), schnell die Schwachstelle der „Grabbers" aus: Alkohol im Blut ihrer Opfer legt die außerirdischen Organismen binnen Sekunden lahm. Bald kann keiner der trinkfreudigen irischen Dorfbewohner mehr geradeaus laufen...

    Ob berühmte Leinwandduelle zwischen Mensch und Monster mit zwei Promille Alkohol im Blut der Helden genauso glimpflich ausgegangen wären? Hätten Will Smith und Jeff Goldblum ihren Kampfjet in „Independence Day" wohl ähnlich zielsicher aus dem Mutterschiff der feindlichen Aliens gesteuert, wenn sie sturzbetrunken gewesen wären? Wie wäre wohl der Kampf gegen „Godzilla" ausgegangen, wenn ganz Tokio oder New York während des Angriffs ein ausuferndes Trinkgelage gefeiert hätte? Und hätten Roy Scheider und Richard Dreyfuss dem „Weißen Hai" auch nach dem Genuss von drei Pullen irischem Single Malt Whiskey erfolgreich Paroli geboten? Nach dem cineastischen Saufgelage „Grabbers" sind der Fantasie keine Grenzen mehr gesetzt!

    Drei Dutzend Iren torkeln besoffen durch die matschigen Dorfstraßen und nehmen es beherzt mit einem vielarmigen Untier auf, das an den Riesenkraken aus „Pirates of the Caribbean - Fluch der Karibik 2" erinnert und das mit herkömmlichen Waffen nicht in die Flucht zu schlagen ist. Trotz eines schmalen Budgets von nur rund 3,5 Millionen Pfund kann sich das überdimensionale Muttertier, das bei der Suche nach Nahrung von fiesen kleinen Blutsaugern unterstützt wird, blicken lassen: An den Spezialeffekten wurde nicht gespart und so steuert Jon Wright zielstrebig auf sein großes Finale in einem Pub zu, wo sich Kneipenwirt Brian Maher (David Pearse) und Ehefrau Una (Bronagh Gallagher) dank des beim Gottesdienst feierlich angekündigten Freibiers über mangelnde Kundschaft nicht beklagen können.

    Regisseur Wright und Drehbuchautor Kevin Lehane punkten aber nicht nur mit einer köstlichen Ausgangsidee, sondern brechen auch mit einigen Genrekonventionen: Die Badewannenattacke beispielsweise, in der eines der Ungetüme erstmalig vor die Kamera springt, pariert der aufgeweckte Fischer Barrett nach einem kurzen Schreckmoment recht mühelos. Barrett, der mit seinem derben Pragmatismus Szene um Szene stiehlt, ist hier auch eine der Figuren, die das ungeübte Ohr mit ihrem breiten irischen Dialekt auf eine harte Probe stellen und zugleich einen guten Schuss witziges Lokalkolorit beisteuern. Bei einer solchen Charme-Attacke ist dann gut verschmerzbar, dass die beiden Hauptfiguren – Dorfpolizist O'Shea und Nolan, die naive Unschuld vom Lande – nur aufs Nötigste skizziert werden.

    Fazit: Kein Alkohol ist auch keine Lösung – das trifft bei Jon Wrights schräger Alienkomödie „Grabbers" in besonderem Maße zu: ein flotter Spaß, der mit einer sympathisch-schlagfertigen und ziemlich trinkfesten Truppe irischer Protagonisten unverwechselbares Inselflair ins Horrorgenre bringt.

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