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    Kill The Boss 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Kill The Boss 2
    Von Christoph Petersen

    Für gerade einmal 35 Million Dollar produziert, spülte die Komödie „Kill the Boss“ von Seth Gordon („Voll abgezockt“) 2011 weltweit mehr als 200 Millionen Dollar in die Kassen. Kein Wunder also, dass mit „Kill the Boss 2“ nun eine Fortsetzung in die Kinos kommt. Allerdings scheint es auf den ersten Blick, als würden die Macher dabei gegen eine der obersten Hollywood-Regeln verstoßen, die da lautet: „In Sequels muss alles noch eine Nummer größer sein!“ Nach dieser Maxime müssten sich die Kumpels Nick, Kurt und Dale, die im Vorgänger noch ihre drei nervigen Chefs abmurksen wollten, in der Fortsetzung mindestens doppelt so viele Bosse vorknöpfen. Stattdessen gibt sich das Trio aber diesmal damit zufrieden, den Sohn eines Geschäftspartners zu kidnappen. Mit Bescheidenheit hat das allerdings wenig zu tun, denn am Ende legt der neue Regisseur Sean Anders („Der Chaos-Dad“) das Traumfabrik-Mantra nur ein wenig anders aus: Statt alles eine Nummer größer macht er den sowieso schon nicht jugendfreien Humor einfach noch drei Nummern derber.

    Nick (Jason Bateman), Kurt (Jason Sudeikis) und Dale (Charlie Day) haben endgültig keinen Bock mehr, für schreckliche Chefs wie die nymphomanische Zahnärztin Dr. Julia Harris (Jennifer Aniston) oder den ausbeuterischen Konzernlenker Dave Harken (Kevin Spacey) zu schuften. Deshalb will sich das Trio nun mit der Produktion eines neuartigen Duschkopfs selbstständig machen und obwohl beim ersten Werbeauftritt im Frühstücksfernsehen so ziemlich alles schiefläuft, meldet sich schon bald ein interessierter Investor: Der Selfmade-Milliardär Bert Hanson (Christoph Waltz) bietet an, den Duschkopf exklusiv zu vertreiben. Doch als die Anfangsbestellung von 500.000 Stück fertig produziert ist, macht Hanson plötzlich einen Rückzieher mit dem Ziel, sich das nun vor dem Ruin stehende Start-up für einen Spottpreis unter den Nagel zu reißen. Aber so leicht lassen sich die kriminell erfahrenen Jungunternehmer nicht ins Bockshorn jagen. Stattdessen fassen sie den Plan, Hansons Sohn Rex (Chris Pine) zu kidnappen und so das zum Abzahlen der Kredite nötige Kapital zu erpressen…

    Während „Kill the Boss“ auch als bitterböse Arbeitsplatz-Satire funktionierte, dienen die wirtschaftlichen Winkelzüge von Milliardär Hanson in der Fortsetzung lediglich als loser Aufhänger für einen herkömmlichen Krimikomödien-Plot. Aber was „Kill the Boss 2“ an satirischem Biss fehlt, machen die Darsteller mit ihrer Spiellaune wieder wett: Jason Bateman („Arrested Development“) ist auf trocken-zynische Beleidigungen spezialisiert, Jason Sudeikis („Wir sind die Millers“) tut sich mit empörenden Onelinern hervor und Charlie Day („Pacific Rim“) überzeugt mit naiver Überdrehtheit – dabei erweisen sich alle drei einmal mehr als Meister der improvisierten Albernheiten, was auch bei den während des Abspanns gezeigten Outtakes deutlich wird. Die schiefgelaufenen und alternativen Szenen, die sich sonst (außer bei Jackie-Chan-Komödien) oft als absoluter Tiefpunkt entpuppen, sind hier tatsächlich lustig, vor allem wenn sich die Hauptdarsteller gegenseitig dissen oder das Partyspiel „Fuck, Marry, Kill“ in unerwartete Extreme treiben.

    Aber egal wie sehr sich die Jungs auch anstrengen, das wahre Highlight der „Kill the Boss“-Reihe bleiben natürlich die hemmungslos-skurrilen Auftritte der hochkarätigen Gaststars, die keinerlei Rücksicht auf gar nichts nehmen: Für eine positive Überraschung sorgt an der Seite dreier Oscar-Gewinner Chris Pine, dessen größte Auszeichnung bisher eine Nominierung bei den MTV Movie Awards als Biggest Badass Star ist und der in „Das gibt Ärger“ gegen Co-Star Tom Hardy noch klar den Kürzeren gezogen hat. In „Kill the Boss 2“ glänzt er nun als verzogener Milliardärs-Sprössling, der in Sekundenschnelle von supercharmant zu supersoziopathisch switcht. Eine kleine Enttäuschung ist hingegen ausgerechnet der Auftritt von Christoph Waltz. Der Tarantino-Liebling hat nämlich nicht nur genau wie Kevin Spacey zwei Oscars im Regal stehen, er spielt in „Kill the Boss 2“ auch mehr oder weniger dieselbe Rolle wie der „House of Cards“-Star. Und da muss man am Ende feststellen: Spacey wirkt als eiskalter Konzernboss einfach noch eine Spur furchterregender!

    Am Ende ist es in diesem Boys Club übrigens die einzige Frau, die den Jungs zeigt, wie weit man mit Zoten tatsächlich unter die Gürtellinie zielen kann. Nachdem sie in den vergangen Jahren mit Filmen wie „Wanderlust“ oder „Wir sind die Millers“ zunehmend auf anzüglichen Humor gesetzt hat, steigert Jennifer Aniston als sexsüchtige Zahnärztin ihren Auftritt im ersten Teil ins Extrem und lässt ihre Everybody’s-Darling-„Friends“-Vergangenheit endgültig hinter sich. Es gibt ein Outtake am Ende, in dem sie dem Regisseur erklärt, dass sie diese eine Dialogzeile aber nun wirklich nicht sagen könne. Und das Publikum fragt sich: Was zum Teufel soll denn da noch gewesen sein? Schließlich schwärmt Aniston im Film von den Penissen minderjähriger Jungen und bietet Bateman sogar an, sich auf ihr nicht nur „klein“, sondern ruhig auch „groß“ zu erleichtern: Wenn schon R-Rated-Schock-Comedy, dann auch richtig!

    Fazit: „Kill the Boss 2“ bietet zwar weniger satirische Spitzen, aber dafür noch derbere Scherze als sein Vorgänger – und ausgerechnet das frühere All-American-Girl Jennifer Aniston stiehlt als Zoten-Zahnärztin allen die Show!

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