Til Schweiger hat es erfolgreich vorgemacht, mittlerweile tut sein „Keinohrhasen"-Co-Star Matthias Schweighöfer es ihm gleich und übernimmt auch hinter der Kamera Verantwortung – und zwar so richtig: Die romantische Komödie „What A Man" hat er 2011 nicht nur produziert, sondern er hat auch selbst das Drehbuch geschrieben und die Regie übernommen. Das Ergebnis war durchwachsen und selbst Schweighöfer gibt zu, dass er „ganz bewusst eine eher triviale Geschichte erzählt" habe, um erste Erfahrungen zu sammeln. Sein zweiter Film als Schauspieler, Regisseur, Autor und Produzent in Personalunion kommt nach dem Publikumserfolg von „What A Man" (1,7 Millionen Kinobesucher) nun eine ganze Ecke ambitionierter daher. Das Budget von „Schlussmacher" ist fast doppelt so hoch wie das des Vorgängers und statt nur in Frankfurt spielt die neue Komödie an Orten in ganz Deutschland. Und auch die Story erweist sich als komplexer, wobei der Autor Schweighöfer längst nicht jedes Klischee umschifft. Am Ende ist „Schlussmacher" eine klare Steigerung gegenüber „What A Man", aber mit seinem allzu offensichtlichen Schielen zur Konkurrenz aus Hollywood schießt der Regisseur Schweighöfer zuweilen auch deutlich übers Ziel hinaus.
Paul (Matthias Schweighöfer) verdient sein Geld als „Schlussmacher" für eine Berliner Trennungsagentur und steht dort sogar kurz vor der Beförderung zum Partner. Es fehlen ihm nur noch eine Handvoll Trennungen, dann hat er die nötigen 1.000 in nur zwei Jahren zusammen und kann sich endlich ein schickes Loft leisten. Als Schlussmacher ist es Pauls Aufgabe, die Trennungswünsche seiner Kunden an deren Partner zu überbringen – inklusive Erste-Hilfe-Paket mit Schokolade und Schampus zur Schmerzlinderung. Sein nächster Auftrag führt Paul zum sensiblen Toto (Milan Peschel), der die Trennung von seiner Freundin Kati (Nadja Uhl) besonders schlecht verkraftet. Nach einem Beinahe-Selbstmord landet Toto erst in Pauls Bett und begleitet ihn anschließend auf eine Trennungs-Tour quer durch Deutschland, auf der der frisch Verlassene dem professionellen Schlussmacher immer wieder ungewollt bei der Arbeit dazwischenfunkt...
Die Handlung von „Schlussmacher" erinnert an eine auf den Kopf gestellte Variante der Komödie „Hitch - Der Date Doktor", in der Will Smith beim romantischen Anbandeln hilft und seinen Klienten Kevin James flirttechnisch auf Vordermann bringt. Und tatsächlich ist Matthias Schweighöfer aktuell der einzige deutsche Schauspieler, der mit Smith‘ lässig-lockerer Superstar-Ausstrahlung mithalten kann. Selbst wenn sich Paul zu Beginn als Riesenarschloch erweist, kann er sich der Sympathien des Publikums stets sicher sein. Schweighöfer trägt den Film mit Charme und der ihm eigenen Leichtigkeit, aber der wie immer grandiose Milan Peschel („Halt auf freier Strecke") stiehlt ihm als tollpatschig-gutmeinender Toto dennoch immer wieder die Schau. Als Regisseur lässt man seine Schauspieler gerne glänzen und Schweighöfer tut gut daran, seinem Kollegen den Vortritt zu lassen.
Der Anti-„Hitch"-Plot als Comedy-Vehikel gibt genügend zündende Pointen her, da wäre die recht plumpe Kritik am geschäftlichen Gebaren der Trennungs-Agentur und ihres Chefs (Heiner Lauterbach) nicht nötig gewesen. Die pauschalen Seitenhiebe auf Gewinnstreben und Effizienzdenken wirken in einem so offen kommerziell ausgerichteten Film wie diesem durchaus ein wenig befremdlich. Dabei ist Schweighöfers selbstgestecktes Ziel, Filme zu machen, die „ans Herz gehen, Substanz haben und trotzdem kommerziell sind", alles andere als ehrenrührig. Es schadet nämlich ganz sicher nicht, auch mal drüber nachzudenken, ob es überhaupt ein Publikum für eine Geschichte gibt. Das ist gerade in Deutschland nicht unbedingt selbstverständlich und entsprechend orientiert sich Schweighöfer ganz ähnlich wie sein Kumpel Til Schweiger lieber an Vorbildern aus Hollywood.
Was Handlungsaufbau und Figurenzeichnung angeht, ist „Schlussmacher" gar nicht so weit von vielen Hollywood-Filmen entfernt, aber bei dem Versuch, große Kinobilder auf dem Niveau der kalifornischen Traumfabrik zu erzeugen, verhebt sich Matthias Schweighöfer mitunter ganz schön: So gibt es nicht nur eine, sondern gleich eine ganze Reihe von Szenen, an deren Ende sich die Kamera in die Lüfte erhebt und den Schauplatz noch einmal von oben zeigt. Diese Hubschrauber-Aufnahmen mögen zum Teil beeindruckende Perspektiven bieten, sie dienen allerdings keinem erzählerischen Zweck und bremsen gerade in ihrer Häufung lediglich die Handlung aus. Und spätestens, wenn sich beim Abheben des Helikopters, der hier als Kameravehikel genauso unbemerkt bleiben sollte wie Mikrofone und andere Gerätschaften der Filmcrew, die Grasbüschel im Bild wegneigen und die Schauspieler von dem Luftzug fast umgeworfen werden, ist der Aufwand kontraproduktiv. Ähnliches gilt auch für den Musikeinsatz, denn stillere Momente werden oft gnadenlos mit poppigen Klängen zugekleistert, die die Emotionen der Story unter sich begraben. Die Natürlichkeit, die den Schauspieler Schweighöfer auszeichnet, fehlt dem Regisseur noch.
Fazit: Matthias Schweighöfer geht unbeirrbar seinen Weg und zeigt in der Komödie „Schlussmacher" einmal mehr seine Star-Qualitäten. Seinem Ziel, sich auch als Regisseur zu etablieren, ist er dabei einen Schritt nähergekommen – erreicht hat er es aber noch nicht.