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    Glanz & Gloria
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,0
    lau
    Glanz & Gloria
    Von Sophie Charlotte Rieger

    Es ist erst ein paar Jahre her, da tauchte im Internet ein Musikvideo auf, in dem ein junger schnauzbärtiger Mann in einem Teich schwamm und seine Liebste aufforderte, mit ihm nach Papaya zu reisen. Mit der Kombination aus Schlagertexten und elektronischer Musik gebar Alexander Marcus einen neuen Musikstil: Electrolore. Die Mär des neuen Sterns am Musikhimmel verbreitete sich im World Wide Web wie ein Virus und bald hatte der Sänger eine erstaunlich große Fangemeinde für sich gewonnen. Es folgten weitere Clips und ausverkaufte Touren durch die ganze Nation, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis Alexander Marcus auch zum Sturm auf die Kinoleinwände blasen würde. „Glanz & Gloria" heißt das Werk, das wie alle seine Musikvideos in Zusammenarbeit mit Regisseur Andreas Coupon entstand. Und Alexander Marcus, der mit bürgerlichem Namen Felix Rennefeld heißt, befördert seine Schlagersänger-Kunstfigur mit dem absurden Musikfilm in eine neue Dimension – irgendwo zwischen gutgelaunt-ironischem Trash und stilsicherem Schwachsinn.

    Der Sänger Alexander Marcus (Alexander Marcus) ist abhängig von der Droge Egoin, die ihm von seiner menschenverachtenden Managerin (Ines Aniol) untergeschoben wird. Durch den Egoin-Konsum gerät das Leben des Künstlers aus den Fugen. Nicht nur, dass ihn die Nebenwirkungen körperlich schwer zeichnen, auch die innige Beziehung zu seinem geliebten Plastikglobus Globi leidet unter dem Drogenrausch. Nach ersten Medienskandalen folgt schnell der Absturz: Alexander Marcus wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen und mit Hilfe starker Medikamente ruhiggestellt. Erst nach und nach findet er zu seinem wahren Selbst und zu künstlerischer Schaffenskraft zurück. Nun gilt es für den Schlagerbarden, Polizei und Öffentlichkeit von seiner Unschuld zu überzeugen und den Fängen der garstigen Managerin zu entgehen...

    Dass es „Glanz & Gloria" überhaupt gibt, ist letztlich den Fans von Alexander Marcus zu verdanken, die einen erheblichen Teil des minimalen Budgets zusammenbrachten. Beim sogenannten Crowdfunding konnte jeder durch eine finanzielle Zuwendung zum „Co-Produzenten" werden. Im Gegenzug durften die treuesten Anhänger des Electrolore-Stars beim Film mitwirken und standen – ja nach Spendenhöhe – als Komparsen und Kleindarsteller mit ihrem Idol vor der Kamera. So treten in „Glanz & Gloria" immer wieder Fans und andere Randfiguren auf, die sich mit wenigen und weitgehend betonungslos artikulierten Worten in die Geschichte einbringen. Schauspielerischer Ausdruck ist hier verpönt, die (behauptete) Talentfreiheit wird hier zum Qualitätsmerkmal erhoben und vermag in ihrer Häufung selbst dem skeptischsten Zuschauer den einen oder anderen Lacher zu entlocken. Davon abgesehen aber trifft auf „Glanz & Gloria" noch öfter als bei den meisten anderen Filmen die Phrase zu, dass Humor eben eine Frage des Geschmacks ist. Wer sich bei den legendär schlechten Werken des Ed Wood („Plan 9 from Outer Space") oder den Kinoauftritten von Helge Schneider („Texas - Doc Snyder hält die Welt in Atem") amüsiert, der mag auch am bewusst amateurhaft gestalteten „Glanz & Gloria" gelegentlich Spaß haben.

    Stilistisch bleiben Alexander Marcus und Andreas Coupon ihren bisherigen Werken treu, „Glanz und Gloria" fügt sich nahtlos in die Tradition ihrer handgemachten YouTube-Videos. Der erste Teil des Films wirkt gar wie eine Aneinanderreihung von Musikclips, die durch kurze, eigens zu diesem Zweck konstruierte Handlungssequenzen verbunden werden. Eine MTV-Hochglanzästhetik sucht man hier vergebens, stattdessen erinnert die Kameraführung eher an semiprofessionelle Privatprojekte selbsternannter Künstlerseelen. Erst im zweiten Teil lösen sich die Filmemacher von dieser Strategie und inszenieren eine fast kinotaugliche Verfolgungsjagd, wobei sie sich ordentlich selbst auf die Schippe nehmen. Auch darstellerisch geht es hier nicht darum, Höchstleistungen zu erreichen, eher im Gegenteil. Bei dem Spiel macht als prominenter Gast auch Ärzte-Sänger Bela B. mit, der dem entflohenen Alexander Marcus als gutmütiger Einsiedler vorübergehend Obdach und Unterstützung anbietet. Die Zusammenkunft der beiden Musiker endet selbstverständlich mit einem Duett, das sich waschechte Ärzte-Fans zur Schonung ihres Nervenkostüms vielleicht lieber ersparen sollten.

    Die vage parodistische Absicht hinter „Glanz & Gloria" zeigt sich nicht nur im Verzicht auf übliche Qualitätsmaßstäbe, was die filmische Gestaltung und das Schauspiel angeht, sondern auch in der absurd übersteigerten Handlung. Zugleich handelt es sich im Grunde genommen um eine klassische filmische Musiker-Biografie: Ruhm, Drogen, Abstieg und Läuterung bilden eine brauchbare Struktur, auch wenn die etwas zu lang geratene Fluchtsequenz den Spannungsbogen letztendlich doch zerreißt. Insgesamt wird die Alexander-Marcus-Saga konsequent in die Langform übertragen und stilecht ausgeschmückt, aber in der geballten 90-Minuten-Ladung steckt dann doch die Gefahr der Gleichförmigkeit. Denn hier geht es letztlich nicht um eine Persiflage des Musikbusiness oder des Celebrity-Kults, sondern nur um die Feier eines sich mit diesem Film selbst beglaubigenden Phänomens.

    Fazit: An „Glanz & Gloria" werden sich die Geister ebenso scheiden wie an allen anderen Werken von Alexander Marcus. Eingefleischte Anhänger des Sängers, die im Electrolore ihre Heimat gefunden haben, können den künstlerischen Wert dieses entgleisten Stücks Filmgeschichte ermessen, der großen Mehrheit der Außenstehenden wird es nur ein Stirnrunzeln entlocken.

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