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    Kindsköpfe 2
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Kindsköpfe 2
    Von Björn Becher

    Trotz seiner nun schon rund 30 Jahre andauernden Hollywood-Karriere mit zahlreichen Erfolgsfilmen hat Adam Sandler es lange Zeit vermieden, Fortsetzungen zu drehen. Mit „Kindsköpfe 2“ kommt erst jetzt das erste Sequel eines Sandler-Hits in die Kinos. Seine vielen Kritiker sehen darin den verzweifelten Versuch des Komikers, mal wieder dick Kohle zu machen - schließlich enttäuschten dessen Anarcho-Späße „Jack und Jill“ und „Der Chaos-Dad“ zuletzt an den Kinokassen, „Kindsköpfe“ hingegen war einer der erfolgreichsten Filme des umstrittenen Stars. Mit 42,5 Millionen Dollar Einnahmen am Startwochenende in den USA lief „Kindsköpfe 2“ tatsächlich noch besser an als sein Vorgänger von 2010, aber bei allem offensichtlichen Erfolgskalkül ist auch der neue Film vor allem das Werk eines verschworenen Teams, das sichtbar Spaß bei der gemeinsamen Arbeit hat. Sandler greift immer wieder gern auf dieselben Partner vor und hinter der Kamera zurück, was bei dieser ersten Fortsetzung, die erneut von seinem Spezi Dennis Dugan inszeniert wurde, auf die Spitze getrieben wird: Mit beliebten Co-Stars wie Kevin James, Chris Rock und Salma Hayek sowie mit Gast-Auftritten bekannter Gesichter im Minutentakt bietet dieses Sequel eine perfekte Spielweise für Sandler, der sich hier nach Herzenslust austoben kann und die Gelegenheit nutzt, aus der scheinbar sicheren Nummer eine durchaus radikale Anarcho-Sketchparade zu machen, eine dichte Abfolge absurder Gags, von denen viele zünden, manche aber auch nicht.

    Im zweiten Absatz einer FILMSTARTS-Kritik wird normalerweise der Inhalt eines Films beschrieben. Im Fall von „Kindsköpfe 2“ ist das aber gar nicht so einfach, denn eine Handlung im klassischen Sinne gibt es nicht. Dass die Freunde Lenny (Adam Sandler), Eric (Kevin James), Kurt (Chris Rock) und Marcus (David Spade) samt ihrer Familien wieder in ihren Heimatort zurückgezogenen sind, ist nur ein erzählerischer Vorwand. Der Umstand, dass Lenny mit dem Wunsch seiner Frau Roxanne (Salma Hayek) nach einem vierten Kind klarkommen muss, bleibt ähnlich nebensächlich wie die Annäherung zwischen Marcus und seinem unehelichen Sohn Braden (Alexander Ludwig) und die Auseinandersetzung der Clique mit einer Studentenverbindung um „Twilight“-Werwolf Taylor Lautner und „Heroes“-Star Milo Ventimiglia. Im Mittelpunkt von „Kindsköpfe 2“ stehen nämlich nicht mehr nur die Jugendfreunde (die dieses Mal ohne Rob Schneider auskommen müssen) und ihre Familien, sondern die ganze Kleinstadt, die von skurrilen Gestalten nur so wimmelt. Die Riege der bekannten Gaststars wurde noch einmal vergrößert und zu Colin Quinn und Timothy Meadows, den „Saturday Night Live“-Legenden, die gemeinsam mit Steve Buscemi („Boardwalk Empire“) und Dan Patrick bereits im ersten Teil zu sehen waren, stoßen so unterschiedliche Neuzugänge wie Basketball-Superstar Shaquille „Shaq“ O’Neal, Wrestler Steve Austin, Comedy-Urgestein Jon Lovitz („Rat Race“) und das urkomische Musik-Trio The Lonely Island.

    Apropos „Saturday Night Live“: An der seit 1975 ausgestrahlten legendären amerikanischen Sketch-Comedy-Show, die in Deutschland mit „RTL Samstag Nacht“ von 1993 bis 1998 zeitweise einen originellen Nachahmer hatte, kommt man bei „Kindsköpfe 2“ nicht vorbei. Nahezu der gesamte Cast von Superstar Sandler bis zum Lonely-Island-Trio Jorma Taccone, Akiva Schaffer und Andy Samberg gehörte entweder irgendwann zur Stammbesetzung der Sendung oder absolvierte wenigstens Gastauftritte, zudem waren die Co-Drehbuchautoren Fred Wolf und Tim Herlihy über viele Jahre die Chefautoren der Show. Das Entscheidende ist indes, dass diese Fernsehvergangenheit der Mitwirkenden „Kindsköpfe 2“ jederzeit überdeutlich anzumerken ist, denn der Film ist fast so etwas wie eine extralange Folge „Saturday Night Live“ – nicht einmal die für die Reihe obligatorische Musik-Nummer fehlt hier. Sketch reiht sich an Sketch - ob sich der vollgedröhnte Schulbusfahrer Nick (Nick Swardson) in absurden Situationen wiederfindet, ob ein notgeiler Hausmeister (Lovitz) Salma Hayek, Maya Rudolph und Maria Bello dazu bringt, Brüste und Hintern wackeln zu lassen oder ob der riesige, aber ungemein gutmütige Officer Fluzoo („Shaq“ O’Neal) gemeinsam mit einem Kollegen (Peter Dante) für „Law & Order“ auf den Straßen der Kleinstadt sorgt: Die oft saukomischen Einzelszenen sind nicht auf einen erzählerischen Zusammenhang angewiesen.

    Statt einen großen Handlungsbogen zu spannen, konzentrieren sich Dugan, Sandler und ihre Mitstreiter deutlich stärker noch als sonst auf voneinander unabhängige komische Miniaturen. Großartig gelungen sind etwa die Szenen rund um eine afroamerikanische Familie mit Kamil McFadden als in Reimen sprechende Hip-Hop-Version von Kult-Nerd Steve Urkel aus der US-Sitcom „Alle unter einem Dach“. Sandler lässt sich dabei vor allem von der Kultur und den Produkten der 1980er inspirieren. Er liebt dieses Jahrzehnt offensichtlich und in „Kindsköpfe 2“ kulminiert diese Verehrung beim Highlight des Films, als Sandlers Lenny eine Motto-Party für die ganze Stadt schmeißt. Alle verkleiden sich im Stil der Achtziger und so kommt Kevin James als Meat Loaf, Maria Bello als Madonna, Chris Rock als Prince, Maya Rudolph als Tina Turner und Schönling Oliver Hudson („Rules Of Engagement“) als Indiana Jones. In nahezu jeder Einstellung gibt es ein anderes skurriles Kostüm zu entdecken – den Vogel schießt dabei „Weißbrot“ Steve Buscemi als Public-Enemy-Rapper Flavor Flav ab. Dass die Feier schließlich in einer Massenschlägerei zwischen den Gästen und den jungen coolen Kids der örtlichen Studentenverbindung endet, ist dann die Kirsche auf der Sahne. Die Fete bekommt durch die ausgelassene Prügelei mit rund 300 Beteiligten, bei der Regisseur Dennis Dugan („Chuck und Larry“, „Jack und Jill“) immer wieder zwischen dem genüsslichen Überblick über das große Chaos und Detailaufnahmen einzelner Fights wechselt, den perfekten herzhaft-albernen Abschluss.

    Bei nahezu jeder „Saturday Night Live“-Folge gibt es urkomische Sketche, aber auch solche, die nicht zünden. Das ist bei „Kindsköpfe 2“ nicht anders. Es gibt eine ganze Menge Rohrkrepierer während der gut 100 Minuten Laufzeit. Doch zum Glück ist der Szenenwechsel in der Regel nicht weit und die nächste absurde und dann vielleicht auch wieder wirklich komische Situation folgt sofort. Mit meist verblüffend hoher Schlagzahl werden Schauplatz und Mitwirkende gewechselt. Konsequent wirft Sandler jeden erzählerischen Ballast über Bord und so lässt sich der Film auch als dick ausgestreckter Mittelfinger des Komikers an seine Kritiker verstehen, deren Feindseligkeit gegenüber Sandler bei „Jack und Jill“ einen Höhepunkt erreicht hatte. Dass sich in dieser vielgeschmähten Komödie zwischen den Furzwitzen eine liebevolle Feier des Bandes zwischen Geschwistern und ein Plädoyer für das Anderssein verbergen, wurde von den Meisten damals mehr oder weniger mutwillig übersehen. Und so dreht Sandler die Klamauk-Schraube diesmal fast bis zum Anschlag weiter: Gleich zu Beginn lässt er einen mechanischen Hirsch Amok laufen und wild die Leute anpissen, später zelebriert er förmlich Braune-Unterhosen-Gags als wolle er den eigenen Ruf als König der Fäkal-Zote zugleich zementieren und kommentieren. Dieser ungewohnte selbst-referenzielle Touch findet seinen klarsten Ausdruck, wenn Lenny seinen Kids erklärt, wie eine Hühnerbrust wie er mit einen heißen Feger wie ihre Mutter (Salma Hayek!) zusammen sein kann: Das gibt es halt nur in einem Hollywood-Film!

    Fazit: „Kindsköpfe 2“ ist Adam-Sandler-Humor pur – eine anarchische Aneinanderreihung von zotigen Sketchen.

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