Die Filmstarts-Kritik zu Sen Kimsin

Schon seit einigen Jahren kommen regelmäßig populäre türkische Produktionen in die deutschen Kinos, die bei der hiesigen türkischsprachigen Bevölkerung beachtlichen Anklang finden, aber in der Kino-Berichterstattung mit Ausnahme der umstrittenen „Tal der Wölfe"-Filme kaum vorkommen. Nach dem monumentalen Kriegsdrama „Fetih 1453", das in der Türkei in wenigen Wochen bereits mehr als vier Millionen Besucher in die Kinos lockte, ist der nächste Hitfilm vom Bosporus fast zeitgleich mit dem Start in der Heimat auch auf deutschen Leinwänden zu sehen - diesmal handelt es sich allerdings um eine überdrehte Komödie. „Sen Kimsin - Wer bist du?" von Ozan Açıktan ist eine Parodie auf Detektiv- und Agentenfilme mit dem Starkomiker Tolga Çevik in der Hauptrolle, die allerdings über weite Strecken als reiner Klamauk daherkommt. Die Sketchparade, die in den deutschen Kinos im Original mit deutschen Untertiteln zu sehen ist, ist manchmal lustig, öfter albern und fast immer überzogen.

Tekin (Tolga Çevik) sieht sich gerne als findigen Privatdetektiv nach Art berühmter Vorbilder, agiert jedoch mehr als unprofessionell und kann dank fehlender Klienten nicht einmal die Miete für sein wenig frequentiertes Detektivbüro aufbringen. So kommt ihm der unverhoffte Auftrag der Unternehmerwitwe Suzan (Pelin Körmükçü) gerade recht: Tekin soll Pelin (Zeynep Özder), die verschwundene Stieftochter Suzans, ausfindig machen. Der Ermittler kommt auf die Spur der attraktiven Vermissten, doch dann wird sie das Opfer einer Entführung, was zusätzliche Verwirrung in den Fall bringt. Gemeinsam mit dem befreundeten Ex-Verkehrspolizisten Ismail (Köksal Engür) geht Tekin der Sache auf den Grund und schlittert alsbald in eine waschechte Intrige mit einigen unerwarteten Verstrickungen...

Das Drehbuch zu „Sen Kimsin" basiert auf einer Geschichte des Hauptdarstellers Tolga Çevik, die er sich selbst auf den Leib geschrieben hat. Ein Großteil des Films wird dabei von ausladenden und schnell gesprochenen Wortgefechten zwischen Tekin und seinem Kumpel Ismail eingenommen, die meist ebenso rasant wie albern sind. Tolga Çevik, der in der Türkei ein bekannter Komiker ist, kann als äußerst ungeschickter Detektiv nicht mit Vorbildern wie Leslie Nielsen („Die nackte Kanone") oder gar Peter Sellers („Der rosarote Panther") mithalten und kommt kaum über das Niveau einer Knallcharge hinaus. Das liegt auch daran, dass die Figur nicht sonderlich interessant angelegt ist. Da das Publikum auch durch die dürftig zusammengeschusterte Handlung kaum bei der Stange gehalten wird, lässt sich „Sen Kimsin" weitgehend auf eine Reihung etlicher Sketche von unterschiedlicher Durchschlagskraft reduzieren – die Missverständnisse und Slapstick-Einlagen kommen in „Sen Kimsin" jedenfalls Knall auf Fall.

Die filmische Gestaltung der Komödie passt Regisseur Ozan Açiktan mustergültig an den chaotischen Plot und die überdrehten Figuren an: Vor allem die zu jeder Gelegenheit eingespielte Musik, die hohe Schnittfrequenz und die aufwendigen Actioneinlagen sorgen dafür, dass der Stil des Films ebenfalls überladen wirkt. Dieser Eindruck des stetigen Zuviels wird durch das niemals nachlassende Tempo noch verstärkt, sowohl inszenatorisch, als auch darstellerisch und erzählerisch kommt „Sen Kimsin" regelrecht atemlos, wenn nicht hektisch daher. Dass die Hatz dabei nicht allzu ermüdend ausfällt, ist neben den sporadischen gelungenen Gags einigen pikanten Bildern von leichtbekleideten Frauen, einem Motorrad, das in ein Schaufenster rast und anderen Schauwerten wie etwa einer turbulenten Verkleidungsszene auf einem Kindergeburtstag zu verdanken.

Fazit: Alles in allem ist „Sen Kimsin" eine wenig packende Krimi-Komödie, in der in jeder Hinsicht (zu) dick aufgetragen wird. Abgesehen von einigen gelungenen Slapstick-Einlagen und rasanten Hochglanz-Actionsequenzen bietet die mitunter alberne Verhohnepipelung klassischer Detektivgeschichten jedoch nicht viel.