Aus Frankreich wird mit Regis Ronard‘s Erstlingswerk für die große Leinwand eine Screwball-Komödie geliefert, die den Zuschauer in die Zeit Ende der 1950er Jahre zurückversetzt.
Die junge Rose Pamphyle möchte nicht auf dem Lande versauern und nicht den vom Papa ausgesuchten Mann heiraten. Sie bewirbt sich in der Stadt als Sekretärin im Versicherungsbüro von Louis Echard; ihre einzigen Kenntnisse für diesen Beruf: Schreibmaschine schreiben, recht flott, aber mit Zweifingersystem. Louis kann sie als Sekretärin nicht beschäftigen, möchte sie aber zur Schnellschreibmeisterin ausbilden. Rose verliebt sich in ihn, er ist jedoch bzgl. Rose nur in den Wettkampf vernarrt und fühlt sich zu seiner Jugendliebe Marie hingezogen, die aber seinen besten Freund, den US-Amerikaner Bob Taylor geheiratet hat. An der einen oder anderen Gegebenheit wird bei fortschreitendem Schreibwettbewerb mit reichlich Emotion gedreht werden.
Das Kinopublikum besteht überwiegend aus Leuten, die 1958 so jung waren wie Rose. Was diese erwarteten, hört man später im Gespräch. Im aufstrebenden Europa sind die Männer noch das dominante Geschlecht, akkurat gekleidet, die verheirateten Damen ebenfalls, die jüngeren tragen bunte, reizende Kleider. Filme aus der Zeit sind mit satten Technicolor-Farben ausgestattet, auf der Leinwand tummeln sich Doris Day, Marylin Monroe, Jack Lemmon und Cary Grant, auch Horst Buchholz und Lilo Pulver in meist übertriebenen Gesinnungen und Szenen. Die Filme nennen sich z.B. „Manche mögen’s heiß“ und „1, 2, 3“. Billy Wilder ist einer der Platzhirschen unter den Regisseuren für Hollywood-Produktionen dieses Genres.
Dieses französische Filmkunstwerk passt genau dazwischen. Es hat den leichten Humor der vorgenannten Komödien, ist quirlig, bunt, unterhaltsam, dabei mit französischem Charme ausgestattet. Unter intensivem Aufwand wurde dabei die Kulisse der 1950er Jahre erzeugt, die bei den US-amerikanischen Vorbildern einfach vorhanden war. Auch die Filmmusik trägt den Stil dieser Zeit, wobei besonders die Einspielungen begeistern, die speziell auf den Schreibwettbewerb zugeschnitten wurden. Die Schauspieler sind auch in Deutschland bekannt: Romain Duris, der den Louis Echard spielt, hat man an der Seite von Juliette Binoche in „So ist Paris“ gesehen und die erfahrenere Miou-Miou schon in vielen Filmen. Die César-gekrönte Bérénice Bejo zeigt als Marie wieder die Ausstrahlung, die sie schon als weibliche Hauptfigur im Stummfilm „The Artist“ versprühen durfte und entschieden zum Erfolg dieses Films beitrug. Ein besonderer Tiefgang in die Charaktere oder deren soziale Bindungen wird nicht angeboten, womit das mit Sicherheit vorhandene Können der Akteure nicht überstrapaziert wird. Aber das würde zu einem solchen Film auch nicht passen. Eine funktionierende Komödie zu produzieren ist wohl eine der schwierigsten Aufgaben im Filmgeschäft, die hier vom Regie-Neuling gut gemeistert wird. Und die meisten der ca. 75-Jährigen hatten beim Verlassen des Saals mit dem Flimmerlicht noch ihr Schmunzeln behalten, weil sie das Gewünschte bekamen. Empfehlenswert auch für das jüngere Publikum.