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    Die Thomaner
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,5
    gut
    Die Thomaner
    Von Christian Horn

    Zum 800-jährigen Jubiläum des Leipziger Thomanerchors kommt der passende Dokumentarfilm ins Kino: Mit „Die Thomaner" liefern die Regisseure Paul Smaczny und Günter Atteln jedoch keine Lobhudelei auf den traditionsreichen Gesangsverein, sondern stellen sowohl das Für, als auch das Wider des streng reglementierten Alltags der musikalischen Internatsschüler dar. Herausgekommen ist dabei eine unterhaltsame Doku mit Anspruch, die ästhetisch jedoch zu oft in die Gefilde einer angestaubten TV-Routinearbeit gerät. Ungeachtet dessen eröffnet das Regie-Duo mit seiner Langzeitdokumentation einen differenzierten Blick hinter die Kulissen des Thomanerchors und dessen kleine und große Protagonisten, der nicht nur für (religiöse) Freunde klassischer Musik interessant sein dürfte.

    Über den Zeitraum eines Schuljahrs begleiten die Filmemacher Lehrer und Schüler des Thomanerchors. Insgesamt 100 Jungs zwischen neun und 18 Jahren sollen hier zu professionellen Sängern ausbildet werden, ohne dabei den normalen Schulunterricht zu vernachlässigen. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Alltagsleben im Internat, das neben kleinen Reibereien innerhalb der Schülergruppen vor allem vom vergleichsweise strengen Regiment an der Thomasschule geprägt ist, wo den Schülern nicht nur durch den vollen Stundenplan einiges abverlangt wird. Im Fokus liegt darüber hinaus freilich auch der musikalische Aspekt: So führt die Doku nicht nur durch das weihnachtliche Leipzig, sondern wir reisen mit den Chorschülern bis nach Südamerika, wo große Konzerte in São Paulo und Montevideo anstehen. Geprägt ist „Die Thomaner" daher von viel Musik (klar vorne mit dabei: Johann Sebastian Bach) und der zugehörigen sakralen Klangwelt.

    Eine Besonderheit der Thomaner ist, dass sich der Profichor im Drei-Jahres-Zyklus in jeweils neuer Zusammensetzung präsentiert – und dennoch auf stets hohem Niveau bleibt. Seit zwei Jahrzehnten steht der in aller Welt angesehene Chor unter der erfolgreichen Leitung von Georg Christoph Biller. Nicht nur deswegen ist der Chorleiter einer der Dreh- und Angelpunkte – mit seiner harten aber herzlichen Führungsweise empfiehlt sich Biller automatisch als Hauptfigur. Seine Erläuterungen dienen dem inhaltlichen Teil der Doku als eine Art „roter Faden", weswegen die Regisseure regelmäßig auf den charismatischen Mann zurückkommen. Das erinnert an Christian Stückl, den ebenso smarten Spielleiter der Oberammergauer Passionsspiele, der Ende 2011 mit „Die große Passion" ebenfalls im Kino vertreten war.

    Während „Die Thomaner" inhaltlich durchweg stark ist, fällt die stellenweise arg unkreative Inszenierung negativ auf – einige hastig gefilmt wirkende Interviewsituationen und abgegriffene Schnittpassagen wirken regelrecht leinwanduntauglich. Da Paul Smaczny und Günter Atteln dabei aber trotzdem immer nah an ihren spannenden Protagonisten bleiben, bleibt die altbackene Umsetzung verschmerzbar. Und wenn die mutmaßlich angetrunkenen, teils schrullig pubertären Thomanerjungs spontan „Das ist der Zauber der spanischen Nächte" für einen davon sichtbar geschmeichelten Torero darbieten, dann sind die ästhetischen Bodenwellen des Films ohnehin erstmal vergessen.

    Fazit: Während „Die Thomaner" inhaltlich überzeugt, hakt es an der filmischen Umsetzung. Unterhaltsam ist der Film dennoch – dafür sorgen nicht zuletzt der dem Jungenchor entsprechende, sympathisch-infantile Humor und die eindrucksvolle Musik.

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