Freddy Krueger, Michael Myers oder Jason Voorhees, sie alle sind unsterbliche Horror-Ikonen, die aus der Popkultur nicht mehr wegzudenken sind. Mit seinem Regie-Debüt „The Collector" von 2009 versuchte Marcus Dunstan, Drehbuchautor der „Saw"-Teile 4 bis 7, einen neuen Slasher mit ähnlicher Strahlkraft zu etablieren. Das kann selbstverständlich nicht mit einem einzigen Film gelingen, die Vorgänger des Collectors wurden schließlich auch erst im Verlauf ihrer qualitativ schwankenden Franchise-Reihen zu den Genre-Größen, als die sie heute gehandelt werden. Also folgt nun die obligatorische Fortsetzung „The Collection", der zweite Teil der als Trilogie gedachten Reihe. Beim Auftakt setzte Dunstan auf eine Mischung aus knallharter Splattergewalt und einer beklemmend-intensiven Kammerspiel-Atmosphäre. Für den Nachfolger wird dieses Rezept verändert. „The Collection" ist wesentlich actionreicher geraten, dadurch aber keineswegs druckvoller. Denn durch das für die allermeisten Fortsetzungen typische Maximierungsprinzip „größer, lauter, mehr", in diesem Fall also mehr Leichen und noch ausgefallenere Mordmethoden, geht eine Menge der atmosphärischen Thriller-Spannung flöten, die „The Collector" noch vom üblichen Slasher-Einerlei abhob.
Als die hörgeschädigte und äußerst attraktive Elena (Emma Fitzpatrick) von ihren Freunden auf eine Party geschleppt wird, ahnt sie noch nicht, dass dort neben ihrer Beziehung auch eine Menge Menschen um sie herum ein jähes Ende finden werden. Der maskierte Collector (Randall Archer) hat den Club nämlich prophylaktisch mit einer messerscharfen Massenvernichtungswaffe präpariert, der nur Arkin (Josh Stewart), dem Überlebenden aus Teil eins, entkommen kann. Während Elena von dem unbekannten Psychopathen entführt wird, engagiert ihr Vater (Christopher McDonald) eine Handvoll Söldner, um seine Tochter wiederzufinden. Arkin fungiert daraufhin unfreiwillig als Spürhund und steht dem mysteriösen Killer schon bald erneut gegenüber...
Anders als im Vorgänger scheint Dunstans Vergangenheit als Drehbuchautor der letzten vier „Saw"-Teile in „The Collection" nun deutlich durch. Bereits „The Collector" war ursprünglich als „Saw"-Prequel geplant – was die Produzenten jedoch ablehnten. So wurde kurzerhand ein neues Franchise aus der Taufe gehoben, das sich erstaunlicherweise trotz nur gemächlich modifiziertem Skript durch eine gewisse Eigenständigkeit auszeichnete. Dunstan beging nämlich nicht den Fehler, schlichtweg auf die längst redundant gewordenen Torture-Porn-Mechanismen zu setzen. Mit allzu plakativen Gewaltexzessen hielt er sich spürbar zurück. Vielmehr kultivierte er in seinem perfiden Katz-und-Maus-Spiel auf engstem Raum eine dichte klaustrophobische Stimmung und sorgte mit quälend langen Einstellungen und Kamerafahrten für maximale Spannung, die lediglich durch präzise gesetzte Gewaltspitzen durchbrochen wurde.
In „The Collection" wirft Dunstan dieses Konzept über den Haufen und eröffnet den Film dementsprechend gleich mit einem deftigen Blutbad, das an die Anfangssequenz aus „Ghost Ship" erinnert, in der sämtliche Passagiere an Deck eines Ozeankreuzers von einem Stahlseil in Stücke gerissen werden: Während das Disco-Partyvolk ausgelassen und ahnungslos das Tanzbein schwingt, schwebt über ihm die gigantische Vorrichtung eines Mähdrescherwerkzeugs, das sämtliche Clubgäste in Windeseile zu rotem Brei verarbeitet. Bereits in den ersten Minuten wird überdeutlich, dass im Sequel Masse statt Klasse zählt. Und so dauert es nicht lange bis die Rettungsmannschaft, bestehend aus einer Armada an Unsympathen, im gängigen Stil eines Abzählreims dezimiert wird. Ort des Geschehens ist dabei diesmal kein alleinstehendes Haus, sondern gleich ein komplettes verlassenes Hotel. Größer, lauter, mehr – das war‘s!
Fortan schlägt in bester „Saw"-Manier eine diabolische Falle nach der anderen zu. Das große Sterben ist dabei derart hektisch geschnitten, dass man teilweise völlig den Überblick verliert. Ja, so geht es auch den Figuren. Ja, so wird Tempo in den Film gebracht. Nein, fesselnder wird der Film durch die Schnittgewitter-Unsitte nicht. Abgesehen davon, dass hier viel zu offen in Richtung großer Franchise-Bruder geschielt und zu unübersichtlich geschnitten wird, geht „The Collection" aber trotzdem als amüsanter Horror-Thriller durch. Die Splatter-Effekte können sich durchaus sehen lassen. Und durch sporadisch eingestreute Anspielungen auf Genre-Klassiker werden Kenner bei Laune gehalten, ob mit einem in seiner Gestaltung an den Stil Dario Argentos („Suspiria") angelehnten Hotel oder mit einer besonders für Arachnophobiker ziemlich fiesen Reminiszenz an Lucio Fulcis Vogelspinnen aus „Die Geisterstadt der Zombies".
Fazit: „The Collection" lässt die dichte Atmosphäre seines Vorgängers „The Collector" missen und zu oft nervt der geradezu hysterische Schnitt. Diese Schwächen beiseite genommen wird milde unterhaltsame Slasher-Hausmannskost geboten, mit der Gorehounds und Fans des „Saw"-Franchises zumindest für einen bierseligen Abend lang einverstanden sein dürften.