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    American Assassin
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    2,5
    durchschnittlich
    American Assassin
    Von Manuel Berger

    Selbst der Tod seines Erfinders Vince Flynn konnte den literarischen Siegeszug des Roman-Helden Mitch Rapp nicht aufhalten. Inzwischen setzt Kyle Mills, der auch schon die „Bourne“-Serie nach dem Tod von Robert Ludlum übernahm, die Bestseller-Reihe um einen Anti-Terrorismus-Agenten fort. Nun soll dieser Mitch Rapp aber nicht länger nur die Bücherregale, sondern auch die Leinwände für sich erobern: Wenn nun die Flynn-Adaption „American Assassin“ von „Kill The Messenger“-Regisseur Michael Cuesta in die Kinos kommt, ist das nach dem Plan der Produzenten lediglich der Startschuss für ein ganzes Action-Franchise. Aber während mit Michael Keaton („Birdman“) und Dylan O’Brien („Deepwater Horizon“) zwei Hauptdarsteller gewonnen werden konnten, die eine solche neue Filmreihe mit ihrer gemeinsamen Starpower definitiv stemmen könnten, offenbaren sich auf der erzählerischen Ebene doch einige Schwächen, die es fraglich erscheinen lassen, ob es nach „American Assassin“ mit der Reihe tatsächlich noch weitergehen wird.

    Nachdem Terroristen seine Freundin Katrina (Charlotte Vega) umgebracht haben, bildet sich Mitch Rapps (Dylan O’Brien) selbst zu einer perfekt geölten Tötungsmaschine aus und infiltriert anschließend auf eigene Faust eine Terrorzelle. So wird auch die CIA-Vizedirektorin Irene Kennedy (Sanaa Lathan) auf den jungen Einzelkämpfer aufmerksam und will ihn unbedingt für ihre Spezialeinheit Orion gewinnen. Sie schickt Rapp deshalb ins CIA-Bootcamp des knallharten Ausbilders Stan Hurley (Michael Keaton), dessen unbarmherzigen Trainingsmethoden sich schon bald auszahlen: Denn um eine drohende Nuklearkatastrophe abzuwenden, muss Rapp dem mysteriösen Ghost (Taylor Kitsch) rechtzeitig das Handwerk legen…

    „American Assassin“ basiert auf dem gleichnamigen elften Band der „Mitch Rapp“-Reihe, einem Prequel zu den vorher erschienenen Büchern. Dass sich die Drehbuchautoren stark von der Vorlage entfernen, wird schon in der ersten Szene deutlich, in der Rapps Freundin ganz anders ums Leben kommt, als Leser es in Erinnerung haben. Das im Buch thematisierte reale Lockerbie-Desaster wird im Film nämlich nicht einmal erwähnt. Gleich bleibt allerdings der Ansatz, den späteren Superagenten erst einmal als unerfahrenen Hitzkopf einzuführen. Gerade zu Beginn macht der durch „Teen Wolf“ und „Maze Runner“ zum Teenie-Star avancierte Dylan O’Brien eine extrem gute Figur: Seine laut Skript in 18 Monaten vollzogene Wandlung vom unbeschwerten Durchschnitts-Studenten zum fließend arabisch sprechenden Superkiller, der selbst Navy Seals im Zweikampf niederringt und im Alleingang Terror-Drahtzieher ausfindig macht, mag ein einziges abgedroschenes Klischee sein – aber man nimmt sie dem grimmig durch seinen Vollbart stierenden O’Brien trotzdem jederzeit ab.

    Leider bleibt diese von purem Hass getriebene Rächer-Figur nicht lange intakt. Der Bart muss ab – und mit ihm gehen auch viele Kanten verloren, stattdessen kommt der glattgebügelte Hollywood-Posterboy zum Vorschein. Fortan pochen Rapps Vorgesetzte darauf, dass der Agenten-Jungspund sich doch bitte an die Regeln halten möge. So ganz kriegen sie den Sturkopf zwar nicht unter Kontrolle, trotzdem verhält sich Rapp auffällig Filmagenten-stereotyp und lässt sogar iranische Maulwürfe am Leben, die er in seiner bärtigen Phase wohl ohne zu zögern hingerichtet hätte. Gerade in den Action-Szenen hätte „American Assassin“ aber mehr Konsequenz gutgetan: So gibt es zwar eine grausame Folterszene mit Nagelzange und Bunsenbrenner, aber drum herum entschärft Regisseur Cuesta die Situationen oft auffällig - die CIA bleibt der handzahme Retter Amerikas, hart wird es nur, wenn Rapp Alleingänge startet. Das mag mit der Aussage von Ausbilder Hurley zusammenhängen, laut der Rache der Weg der Schwachen, aber Patriotismus der Weg der Starken sei. Aber letztendlich wirkt es nun so, als hätte sich Cuesta einfach nicht entscheiden können, in welche Richtung er seinen Film lenken will: entweder massenkompatible „Mission: Impossible“-Ästhetik oder düster-realistisches Racheepos. Zumindest bleibt im ebenso spektakulären wie ambivalenten Post-Showdown-Knall offen, wohin sich Rapp in möglichen Fortsetzungen entwickeln wird.

    Böse Leute planen böse Dinge und wir müssen sie aufhalten“, weiß Hurley und fasst so den dünnen Plot zusammen. Zwar räumt Cuesta der Seite der Bösewichte (unnötig) viel Raum ein, enthüllt so jedoch auch sehr früh, von wem hier Gefahr droht – das geht auf Kosten der Spannung. Zudem nutzt er die viele Zeit nicht, um den Gegenspielern einen starken Charakter zu verleihen. Gerade weil in der Motivation von Ghost auch eine persönliche Komponente mitschwingt, hätte man sich an dieser Stelle mehr Substanz gewünscht. Taylor Kitsch („Battleship“) entwickelt zwar eine imposante körperliche Präsenz, ist letztendlich jedoch machtlos gegen die ihm aufgezwungene Eindimensionalität. Noch schlimmer erwischt es Newcomerin Shiva Negar, die trotz ihrer Agenten-Rolle als Rapps neue Partnerin als bessere Statistin durch den Film wandelt und nicht einmal richtig kämpfen darf. So wäre es wahrscheinlich die bessere Wahl gewesen, sich gleich ganz auf Rapp und Hurley zu konzentrieren. Denn am Ende ist es vor allem die Dynamik zwischen O’Brien und Keaton als hitziger Jungspund und abgebrühter Supermilitär, die Lust auf mehr macht und eine Fortsetzung des Franchises rechtfertigen würde.

    Fazit: Immer wenn Regisseur Michael Cuesta aus den festgefahrenen Agenten-Konventionen ausbricht und seinen Jungstar Dylan O’Brien ordentlich Kante zeigen lässt, bietet „American Assassin“ gelungene Action-Unterhaltung. Leider passiert das zu selten, um über die ansonsten sehr konventionell erzählte Thriller-Handlung hinwegzutäuschen.

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