Blinde Menschen nehmen ihre Umgebung verstärkt durch Klänge wahr: durch Geräusche, Stimmen und natürlich durch Musik. Mit 22 Jahren erblindete Wolfgang Fasser, der Protagonist des Dokumentarfilms „Im Garten der Klänge", aufgrund einer Erbkrankheit. Seitdem ist er im Alltag auf sein Gehör angewiesen. Dann machte er die Not zur Tugend, begann Klänge der Natur zu sammeln und sie in seiner musiktherapeutischen Arbeit einzusetzen. Die geistig oder körperlich behinderten Kinder, die er betreut, finden in der Musik eine Möglichkeit, sich auszudrücken – manchmal mit Gesten und Worten, manchmal nur mit scheinbar bedeutungslosen Lauten. Regisseur Nicola Bellucci widmet sich in seinem Film nicht nur der musiktherapeutischen Profession, sondern zeigt auch, wie der Blinde Fasser seinen privaten und beruflichen Alltag meistert. Dabei liefert er weniger eine Erzählung, als vielmehr eine Sammlung von Eindrücken aus dem Leben seines Protagonisten. Und wie in dessen Beruf ist auch in dem filmischen Porträt nicht immer klar, wohin die Reise führen soll.
Nicola Bellucci zeigt die vielfältigen Formen der Musiktherapie. Veränderungen werden hier nur in sehr kleinen Schritten erzielt und so ist „Im Garten der Klänge" auch kein Film, der spektakuläre Erfolge zeigen könnte. Was dem Publikum als kaum erwähnenswerte Entwicklung erscheinen mag, ist für Fassers Patienten jedoch oft eine immense Verbesserung ihrer Lebensqualität. Bellucci hat keine Scheu, Fasser und seinen Patienten mit der Kamera sehr nahe zu kommen und sein Publikum hautnah am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen. Ohne kommentierendes Voice Over lebt „Im Garten der Klänge" nur von Belluccis beobachtender Perspektive und sparsam eingesetzten Interviews. Letztendlich wird der Film jedoch so deutlich von dieser Nüchternheit dominiert, dass die persönlichen Geschichten der porträtierten Menschen randständig bleiben.
Fazit: „Im Garten der Klänge" ist eine Beobachtung zu einem spannenden Thema, die – genau wie die musiktherapeutische Arbeit, um die es hier geht – nach ausgesprochen geduldigen Zuhörern (und Zuschauern) verlangt.