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    Jesus liebt mich
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    Jesus liebt mich
    Von Carsten Baumgardt

    Die Apokalypse ist nah und der Tag des Jüngsten Gerichts festgelegt! Nicht nur die Maya können das Ende der Welt zelebrieren, auch Gott höchstpersönlich will in dieser derzeit hippen Allmachts-Disziplin mitmischen. Dazu stellt er das Konzept des Erdenmenschen launig auf den Prüfstand und hat schon ein passendes Datum für seinen Untergang rausgesucht. Sehr frei nach Motiven von David Safiers gleichnamigem Bestseller widmet sich Florian David Fitz („Die Vermessung der Welt") dieser Prämisse in seiner romantischen Komödie „Jesus liebt mich". Der Schauspieler und Hauptdarsteller gibt mit dieser sympathisch gespielten himmlischen Posse sein gelungenes Regiedebüt: „Jesus liebt mich" ist locker-leichte Unterhaltung, der gegen Ende jedoch die erzählerische Souveränität fehlt.

    Marie (Jessica Schwarz) ist 30, steht gerade in ihrer Provinzheimat vor dem Traualtar und soll ihrem Verlobten Sven (Marc Benjamin Puch) das Ja-Wort geben, als ihr in akuter Panik die Erkenntnis kommt, dass ihr Zukünftiger doch besser ihr Ex werden soll. Sie wird ohnmächtig, Hochzeit und gemeinsames Leben werden abgesagt. Doch Marie bleibt ihrem Vorsatz, sich erst einmal von den Männern fernzuhalten, nicht lange treu. Als sie den unverschämt gutaussehenden Jeshua (Florian David Fitz) trifft, verliebt sie sich auf der Stelle in den gütig-weltfremden, aber überaus charmanten Gast aus Palästina. Das passt nicht nur ihrem trinkfesten Pfarrer Gabriel (Henry Hübchen) gar nicht, denn der Besucher ist niemand anderes als der Sohn Gottes, der in himmlischem Auftrag unterwegs ist: Für nächsten Dienstag hat Gott eine Apokalypse anberaumt und nur wenn Jeshua bei seinen Erkundungen unter den Menschen zu der Erkenntnis kommt, dass das Erdenvolk mehr Zeit auf diesem Planeten verdient hätte, gibt es eine Fristverlängerung von ganz oben. Marie hat indes nicht nur mit ihrem eigenen Liebeschaos zu kämpfen, auch ihre Eltern kosten sie Nerven. Ihr Vater Werner (Peter Prager) lebt mit der 38 Jahre jüngeren weißrussischen Sexbombe Svetlana (Palina Rojinski) zusammen und ihre sprunghafte Mutter Sylvia (Hannelore Elstner) lässt eine alte Affäre mit Pfarrer Gabriel wieder aufleben...

    Mit seinem Drehbuch zum Kino-Überraschungserfolg „Vincent will meer (Vincent will meer)" war Florian David Fitz („Doctor's Diary", „Männerherzen") immerhin für den Deutschen Filmpreis nominiert, den Bayerischen Filmpreis gewann der Kino- und Serienstar sogar. Da war es für Produzent Nico Hofmann („Der Sandmann", „Mogadischu") naheliegend, Fitz nicht nur für die männliche Hauptrolle in „Jesus liebt mich" zu verpflichten, sondern ihn auch das Drehbuch schreiben zu lassen. Dann war Hofmann aber so begeistert von der Energie des Autors Fitz, dass er dem Münchner auch die Regie zur Safier-Verfilmung anbot. Der folgt damit anderen Stars wie Til Schweiger(„Schutzengel") und Matthias Schweighöfer („Der Schlussmacher") hinter die Kamera und schlägt sich dabei nicht schlecht. Während die genannten Kollegen in ihren Regiewerken versuchen, ihre ganz eigene Vision von deutschem (Unterhaltungs-)Kino zu verwirklichen, inszeniert Fitz seinen federleichten Stoff ohne große Geste. Er zeigt dafür eine sichere Hand für hübsche Kinobilder, aber vor allem ein hervorragendes Gespür für seine hochkarätig besetzte Schauspielerriege, die durch ihre Spielfreude einige Story-Unebenheiten glättet.

    Florian David Fitz nutzt die verschiedenen Handlungsstränge und Figuren von David Safiers Romans nur zur Orientierung und montiert sie für die Kinoumsetzung teils völlig neu. Der Grundton bleibt dabei stets sanft-ironisch überhöht, die Ausgangssituation des „Ein alltagsunbedarfter Jesus trifft irgendwo im Ländlichen auf die Menschen" wird auch dann nicht zu sehr strapaziert, als Fitz vom Pfad der romantischen Komödie zur witzträchtigen (Provinz-)Posse abbiegt. „Jesus liebt mich" lebt fortan zum großen Teil von seiner Situationskomik, so entwickelt sich zum Beispiel das absurde Verhältnis von Maries Vater Werner zu seiner weißrussischen Braut aus dem Katalog zu einem amüsanten Running Gag, der immer wieder aufs Neue für Lacher sorgt. Dazu glänzt Jessica Schwarz („Das Parfum", „Buddenbrooks"), die sich ihre Reputation nicht gerade als Ulknudel erspielt hat, in der Hauptrolle der gefühlschaotischen Marie nicht nur mit großem Charme, sondern auch mit dem richtigen Timing für Gags und sorgt zudem mit ihren trockenen Off-Kommentaren, die Maries Gedankenwelt für den Zuschauer hörbar machen, für Wortwitz, der an anderer Stelle zu kurz kommt.

    Neben Schwarz bekommen auch die Nebenfiguren immer wieder die Chance, Pointen beizusteuern. Ob Peter Prager („Maria, ihm schmeckt's nicht"), Hannelore Elsner („Die Unberührbare") oder Michael Gwisdek („Good-bye, Lenin!") als Gott persönlich – sie alle bekommen ihre eigenen Glanz-Momente. Der gewohnt großartige Henry Hübchen („Whisky mit Wodka"), der sich als Erzengel Gabriel durch seinen schnöden Alltag als Pfarrer säuft, aber zur Stelle ist, wenn sein Herr ihn braucht, ragt noch einmal heraus. Er gibt der Figur des versoffenen Himmelsboten immer wieder kleine Brüche und Widerhaken, seine Darstellung geht weit über eine amüsant-absurde Karikatur hinaus. Denn letztlich geht es in „Jesus liebt mich" auch um ganz grundsätzliche Fragen nach dem Guten und Richtigen, die sich vor allem am Auftreten und Verhalten des göttlichen Besuchers Jeshua entzünden.

    Florian David Fitz spielt seinen Jeshua (=Jesus) als unglaublich sanftmütigen, etwas verlotterten Traummann, dessen seliges Dauergrinsen beruhigend auf die Menschen wirkt. Zugleich hinterfragt Fitz durch Jeshuas unkonventionell-unbeirrbaren Glauben an das Gute den Egoismus und die Rücksichtslosigkeit in der Leistungsgesellschaft und schafft es dabei, Begriffe wie Nächstenliebe nicht weltfremd erscheinen zu lassen. Diese versöhnliche Seite wird sympathisch rübergebracht, die satirischen Möglichkeiten des Stoffes dagegen werden nur ansatzweise genutzt – obwohl Maßlosigkeit im Ikonenkabinett von „Jesus liebt mich" beileibe keine Todsünde ist: Wenn Engel, Teufel, Jesus und Gott höchstpersönlich auftreten, dann schreit das geradezu nach ätzender Entlarvung. Mehr Schärfe hätte den Film zusätzlich beleben können und einige kleinen Längen im Mittelteil hätten sich so womöglich auch vermeiden lassen können, aber Fitz hält sich mit satirischer Überspitzung zurück und lässt die Handlung ohne Überraschungen nach bekannten Komödien-Mustern ablaufen. Gegen Ende weicht er zudem vom etablierten Erzählstil ab und serviert der Romanvorlage folgend ein kalkuliert überkandideltes Finale, das im Ton nicht zum Vorhergegangenen passen mag.

    Fazit: Florian David Fitz gelingt mit dem romantischen Lustspiel „Jesus liebt mich" ein überzeugendes Regiedebüt, das mit tollen Darstellerleistungen, Charme und Witz gefällt, aber zugleich mehr erzählerische Frische und satirische Würze hätte vertragen können.

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